Vaterschutz und Elternzeit

Jawoll, ich bin für die ‚Erfindung‘ des Vaterschutzes. Mindestens drei Wochen nach der Geburt des Kindes sollten auch für den Vater drin sein – sofern er sich an der Erziehung beteiligt. (Vater kann auch mit ‚Partnerin‘ ersetzt werden, sollten zwei Frauen zusammen leben und das Kind erziehen.)

Auch für diese Person bleibt die Welt ein paar Tage stehen. Und die Mutter kann Unterstützung gut gebrauchen. Die Familie muss erst mal zu einer solchen werden, eine neue Infrastruktur geschaffen werden, die Arbeitsteilung neu geregelt und gaaanz viel Zeit miteinander verbracht werden. Wie schnöde, wenn der Vater kurz nach der Geburt wieder arbeiten muss, als sei nichts gewesen. Die ein, zwei Tage Sonderurlaub die manche Firmen gewähren sind doch ein Witz.
Viel hab ich im vorhinein über die Elternzeit und wie wir sie aufteilen sinniert. Na ja, über das wie nicht so sehr, sondern warum fifty/fifty nicht Usus ist und die ’neuen Väter‘ schon gelobt werden, wenn sie zwei Monate zu Hause bleiben. Glücklicherweise musste ich mit dem Vater meines Minime nicht darüber diskutieren, dass wir beide ein halbes Jahr Elternzeit nehmen, oder anders: wenn er sich gesträubt hätte, hätten wir kein Kind bekommen. Für mich ist das wichtig, dass Beide eine Weile zu Hause bleiben. Zum einen, damit man sich in die Lage des jeweils anderen versetzen kann. Dass ein ganzer Tag mit Kind zwar beglückend, aber nicht unbedingt intellektuell befriedigend ist. Dass man nach einer Nacht mit wenig Schlaf eben mal das ‚danke‘ und ‚bitte‘ vergisst. Auch die Argumente, die andere Paare dann so einwerfen, wie „er verdient mehr Geld“, „ich kann das besser mit meinem Beruf vereinbaren“ haben für mich einen schalen Beigeschmack: das liebe Geld…natürlich gibt es Paarkonstellationen, in denen es in dem Fall um Existenzielles geht, aber ganz sicher nicht in meinem Bekanntenkreis! Die meisten haben schon ein paar Jahre gearbeitet und evt. etwas Geld beiseite gelegt oder kommen auch mit den 67% des Einkommens einer seite zurecht, müsste man ja auch im Falle von Arbeitslosigkeit. Klar, wer grade noch ein Haus gebaut oder ein neues Auto gekauft hat, muss aufs Konto gucken…und auch die Vereinbarkeit mit dem Beruf ist so ne sache, da fallen mir immer (verbeamtete) LehrerInnen ein: ist ER der Lehrer, bleibt er NICHT zu Hause weil er ja den sicheren und gutbezahlten Job hat. Ist SIE die Lehrerin, bleibt sie zu Hause, weil der Job ja sicher ist und man nach dem Jahr Elternzeit ganz unkompliziert wieder einsteigen kann. Und auch politisch ist es bedeutsam, dass Väter Elternzeit über die zwei Monate hinaus nehmen: DANN KANN SICH NIE WIEDER EIN ARBEITGEBER SAGEN, WENN WIR EINEN MANN EINSTELLEN, SIND WIR AUF DER SICHEREN SEITE!!!

EDIT Mai 2014: neben einem vaterschutz* finde ich auch überlegenswert, einen kündigungsschutz für (werdende) väter einzuführen. nicht für die, die lediglich zum zeugungsakt beitrugen, sondern für diejenigen, die in nennenswertem umfang elternzeit nehmen und/oder teilzeit arbeiten. 

* meine utopie: statt väter darf es – geschlechtsunabhängig – auch eine andere person sein, die aktiv an der sorge und erziehung des kindes beiträgt.

zu diesem beitrag passen auch die blogeinträge elternzeitrhetorik und väter – mütter sind eure beste lobby

8 Kommentare

Eingeordnet unter feminismus

8 Antworten zu “Vaterschutz und Elternzeit

  1. Der Post ist zwar schon ein paar Wochen alt, aber bin erst jetzt dazu gekommen, mich durch deinen tollen Blog zu lesen. Und beim lesen dieses Posts musste ich sehr an meinen Muttiblog-Beitrag denken:
    http://maedchenmannschaft.net/wie-waers-mit-obligatorischem-vaterschaftsurlaub/

    • JAAAAA, toller Artikel! Und gut zu wissen, dass ich mit dieser Ansicht nicht alleine bin. Ich weiß, es ist ermüdend immer wieder zu sagen: „Und was ist mit den Vätern“ – aber auch da ist das Private eben (Arbeits)politisch. Diese Sicherheit in der sich Firmen immer wieder wiegen, wenn sie einen Mann einstellten, müssen sie sich um Vereinbarkeiten nicht kümmern. Und auch die Väter, die daher sagen, in ihrem Job ginge Elternzeit nicht, so als seien sie unersetzlich – wie wenig unersetzlich sehen sie vermutlich erst bei der Kündigung. Weißt Du von ernsthaften politischen Bestrebungen, sowas einzuführen? Habe nur was aus dem österreichischen Raum gehört aber nichts für Deutschland. Fand bei der österreichischen Debatte auch die Rhetorik etwas unglücklich: ‚verpflichtend‘ klingt so nach Mahnung an die Väter, dabei sollte es ja an die Unternehmen gerichtet sein?!? Ich halte auf jeden Fall Ohren und Augen auf, falls ich was zu dem Thema höre oder sehe!

      • Nein, in Deutschland weiß ich da von nichts. In Frankreich wurde das vor ein paar Monaten mal von Laurence Parisot, der Präsidentin des mächtigen französischen Unternehmerverbandes Medef vorgeschlagen. Das fand ich daran ja wirklich bemerkenswert, dass es von UnternehmerInnenseite aus kam. Aber das sehe ich ehrlich gesagt noch lange nicht, dass Unternehmen hier in Deutschland über sowas nachdenken.

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  6. Ich wäre v.a. auch dafür das vor der Geburt zu ermöglichen, denn auch das „drauf zu“ ist verdammt wichtig. Unsere Arbeitgeber in der NGO-Landschaft muss ich im übrigen da mal loben, die haben egal ob Wirtschafts- oder Umweltlobby einfach so reagiert, wie es sich für Unternehmen gehört: genickt und beim Elternzeitorganisieren geholfen. Geht alles, wenn Firma will. Und nun steuern wir auf 4 Monate gemeinsame Elternzeit und anschließend beide 60% zu, da wird es dann Papa- und Mamatage geben, ich bin gespannt, wie das klappt und ob es für für uns stimmig ist.

    PS: Jetzt sind wir nu privilegiert genug, dass das auch finanziell geht… Und darauf läuft es doch hinaus: Freedom of Choice, Arbeit finanziell und organisatorisch so aufzubauen, dass jedes Paar sein Ding machen kann, egal wer daheim bleibt und ob wer.. (Und ja, wir sehen im erweiterten Bekanntenkreis durchaus auch den Druck auf die Mütter “ Wie Du gehst noch nicht wieder arbeiten…??“ Auch nicht besser.)

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