manchmal habe ich das gefühl, ‚arbeit‘ ist ein tabuthema unserer zeit. also das drüber reden, wie es so läuft im job. in unserer gesellschaft macht die arbeit, der beruf (oder ihr nicht-vorhandensein) mit einen kern unserer identität aus. da versteh ich manchmal, blauäugig wie ich bin, das leidensvermögen meiner mitmenschen nicht.
schon während studium und promotion war und ist arbeit eines meiner wiederkehrenden themen. und natürlich habe ich auch selbst ‚gearbeitet‘ (und tu es ja in nicht ganz zwei wochen wieder! ha, als sei das hier keine arbeit). da frage ich schon gerne und oft meine mitmenschen, wie es so geht. mit ihrer arbeit, ihren chefs und chefinnen. und bin oft entsetzt, was so abgeht. wenn man aus dem ’sozialen bereich‘ kommt – und da gibt es ja auch genug menschen die einen an der klatsche haben – ist man wohl etwas unbedarft. hat man so kommunikationsregeln wie die von watzlawick (?) und schulz von thun verinnerlicht wie früher das alphabet. empowerment, hilfe zur selbsthilfe, probieren geht über studieren und so – das hab ich in meinem erststudium gelernt. anerkennungstheorien dann im master. ja genau, es gibt theorien, auch soziologische, darüber, was ‚anerkennung‘ ist. mit einem gelegentlichen schulterklopfen ist es nämlich nicht getan. auch wenn es das mindeste ist.
mich macht es traurig, das so viel potential verschleudert wird. und nein, human ressource management ist da auch keine lösung. humans sind nämlich nicht ressourcen. sie sind eigenständige wesen, diese angestellten. und da komm ich grad – um auf den punkt zu kommen – ins grübeln: ob man da als führungskraft nicht vom elterndasein lernen sollte. von erziehungstheorien. kleine kinder sind kreativ und lernwillig, das ist beinahe allgemeinwissen. sie sind aber auch eigenständige persönlichkeiten. weiß jede_r, die mehr als ein kind hat zumindest. das eine kind muss man loben, das andere antreiben, das eine zum glück zwingen, das andere einfach mal machen lassen. oder geht das zu weit? (es ist spät am abend, da bin auch ich nicht ganz so wortgewandt…)
Haha, zuerst habe ich dich falsch verstanden… Ich dachte „Hä wie, fast alle Leute, denen man so begegnet unterhalten sich fast nur über ihren Job, die Uni usw.“
Aber ich glaube ich weiß jetzt, was du meinst. Ich bin ja eine Bachelor-Studentin und ich habe schon das Gefühl, dass vieles nur überflogen wird, Grundlagen bekommt man grob vermittelt, von Spezialisieren kann keine Rede sein, von Berufsperspektiven schon gar nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man mit einigen Fächern nur an der Uni/in der Forschung bleiben kann.
Aber vergleichen, wie es „davor“ war, kann ich natürlich nicht.
In der Tat drückst Du das sehe gut aus! Dein „es ist spät am abend, da bin auch ich nicht ganz so wortgewandt“ trifft vielleicht eher auf meinen Kommentar zu. Gerade ‚wenn man aus dem ‘sozialen bereich’ kommt‘, ist man häufig entsetzt, dass all das, was man sich für die Pädagogik mit Kindern auf die Fahnen schreibt, bei den Erwachenen noch sehr entwicklungsfähig ist! Um es mal so auszudrücken…
hehe, ich glaube es war wirklich zu spät für meinen post – entweder versteh ich dich falsch oder ich hab mich verwirrt ausgedrückt. was ich sagen wollte ist, dass viele menschen einer arbeit nachgehen, die sie nicht ausfüllt. inhaltlich, aber noch viel öfter, weil inkompetente führungskräfte/vorgesetzte/chef_innen ihnen jede motivation rauben. weil diese in ihren mitarbeiter_innen nur ergebnisse sehen (wollen). oder, wie ein freund sagt: führungsqualitäten gibt es nicht im kaugummiautomaten…das muss man lernen. ich hoffe das war jetzt etwas klarer.
nichtsdestotrotz stimm ich dir in sachen studium völlig zu. ich dachte auch, ich müsste alles im studium lernen. irgendwie hab ich aber das gefühl, das lernen hört a) nie auf und fängt b) erst nach dem studium richtig an ^^
‚wenn man aus dem ‘sozialen bereich’ kommt‘ ist es leider auch nicht viel besser. Was man sich da so auf die Fahnen schreibt an pädagogischen Grundsätzen i. d. Arbeit mit Kindern z.B., gilt für die Erwachsenen oft nicht…
in wirklichkeit sitzt man ja auch als führungskraft meistens nur im hamsterrad nebenan. und wie der teufel und die dachorganisation es will, ist das, was man als extrinsiche motivation anzubieten hat, meistens nicht viel. das dann alles nur über führungspersönlichkeit zu regeln ist auch ganz schön viel verlangt.
es gibt sicherlich verschiedene faktoren, die zusammen kommen. aber es gibt ja viele angestellte, die sowas von intrinsisch motiviert sind (das denk ich von meinen bekannten, mit denen ich mich darüber unterhalte – also nix repräsentatives), dafür aber eben auch ein mindestmaß an anerkennung möchten – ob in form von unbefristeten verträgen, umsetzung der ideen, gehaltserhöhung oder lob und dank – der möglichkeiten sind viele. und wenn das eben nicht passiert, wehrt sich der/die angestellte von heute eben mit innerer oder tatsächlicher kündigung. früher oder später.
ich arbeite an ’nem mathe/inf-forschungsinstitut, da isses qua natura [?] besonders schlimm. wenige der führungskräfte, ob gruppenleiter oder abt.-leiter oder die ‚ganz oben‘ machen sich gedanken über diese dinge bzw. sind naturtalente im führen und leiten. 😦
leider hab‘ ich auch überhaupt keine ahnung davon, wie man so etwas ’nach oben‘ vermitteln soll – also, daß es daran hapert. das höchste der gefühle war, als ich meinem chef ins gesicht sagte, daß wir als abteilung auch nicht gerade die kommunikationstalente wären, sowohl intern als auch mit externen… da wurde er wenigstens rot, schien also zu wissen, daß da insgesamt noch viel zu tun ist.
dabei gibts so viele tolle seminare wo man das lernt…aber wem nicht geholfen werden will, dem kann man auch nicht helfen. aber immerhin bemerkt dein chef irgendwas
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