Rückblick IV: Wahnsinn Wochenbett

weil ich gestern auf diesen tollen blog gestoßen bin, in dem sich eine werdende mama fragt, ob das wochenbett wirklich eine art ‚kriegsähnlicher ausnahmezustand‚ ist. darum passt es ja gut, dass ich eh noch ein paar sätze in sachen ‚rückblick‘ auf die letzten monate übrig habe. wie immer alles ganz subjektiv, allgemeingültigkeit ausgeschlossen.

jedenfalls war es im geburtsvorbereitungskurs so, dass die hebammen uns das wochenbett als kennenlernphase ‚verkauft‘ haben. man wird eine familie, gewöhnt sich aneinander und lässt sich von zauberhaften wichtelchen mit essen und all den anderen nötigen dingen versorgen. das ganze soll sechs bis acht wochen dauern (hä? rief ich damals) und die mutter soll sich vor allen dingen ausruhen. soso.

die realität war, wie so oft, etwas anders. die erste woche verbrachten wir zwangsläufig im krankenhaus. in einem dieser familienzimmer, wo der papa dabei sein durfte. und wehe, er hat für ein oder zwei stunden das zimmer verlassen um nach hause zu gehen und irgendwas anderes zu machen. klar, ich war körperlich noch stark eingeschränkt. aber ich konnte noch nicht mal alleine aufs klo gehen, wenn der kleine schlief – ich mein, was mach ich, wenn er aufwacht??? panik!!!

zuhause: völlige überforderung. erst mal alles so sortieren, dass man den alltag mit kind bewältigt bekommt: anziehsachen und windeln an ihren platz bringen, steht das bettchen bereit? was macht das kind jetzt, braucht es irgendwas? und diese unglaubliche aufgedrehtheit!

nach einer woche zu hause ging der mann wieder arbeiten. und ich WOLLTE gar nicht zu hause rumliegen und mich ans kind haben und muttersein gewöhnen. denn zu hause war ich ja ALLEINE. und warum rufen nicht alle an und wollen mein kind sehen? dann geh ich mal am besten alle selber besuchen (meistens habe ich dann doch aufgegeben, bevor ich losging weil minime sich wieder dreimal nacheinander vollspuckte…) aber wehe, der mann kam abends nach hause und fragte, was wir denn essen sollen – wieder völlige überforderung! keine ahnung, aber er möge bitte nicht wieder die wohnung verlassen um einkaufen zu gehen. naja, anfangs haben wir meist essen bestellt, später immerhin abends gegen 10 auch was selbstgekochtes auf den tisch geschafft. und fragten uns: wo ist die zeit hin?

tja, abgesehen, dass es für frischgebackene mütter selten blumen gibt, gibt es für frischgebackene eltern viel zu selten tiefkühlpizza. statt dessen kommt besuch, verwüstet die halbe küche (’neinnein bleib sitzen, ich find schon eine kaffeetasse. habt ihr kekse?‘) und geht wieder. ich habe bei urbia mal diesen wochenbett’knigge‘ gefunden. ich teile nicht alles, was darin steht. aber ja, bringt frischgebackenen eltern essen mit!

dagegen kann ich behaupten: ich hab mich über besuch sehr gefreut. ich hasse allein sein. und ich war die ersten wochen viel allein. also mit minime. ich hatte für mein gefühl zu wenig besuch. es war eher so, dass die meisten ‚rücksichtsvoll‘ waren und sich nicht direkt aufdrängen wollten. fand ich ja ne frechheit, mein kind nicht sofort sehen wollen? tststs.

und natürlich stand meine bis dato bekannte welt kopf. ich hab grade nochmal in den posts von damals gelesen. der schlafmangel, bzw. fehlende tag-/nachtrhythmus machten mich wahnsinnig (meine gedanken dazu hier, und der synapsenkurzuschluss hier). den alltag bestimmte jetzt halt minime. ich konnte nicht mal mehr in ruhe kaffee trinken, geschweige denn was für mich tun. und ich muss dazu sagen: minime war zu der zeit ein wahres vorzeigekind. keine schreiattacken (außer wenn er hunger hatte) oder sonstige ausfälle.

und das mit den netten wichteln, die sich um einen kümmern…unsere eltern wohnen weiter weg, sind teilweise noch berufstätig. der mann musste eben wieder arbeiten und sonst? tja, stehste da und guckst dich um. und ich saß mittags in der küche und wunderte mich, warum ich es noch nicht geschafft hatte, zu frühstücken.

so war das. ich kann nicht mehr sagen, wie sich das anfühlte. und da ich glücklicherweise noch nie einen krieg miterleben musste, weiß ich nicht, ob es einem kriegszustand gleicht. aber einem wahnsinnigen ausnahmezustand schon.

wie war das bei euch? feministmum interessiert es bestimmt. und mich ja sowieso! hab eh vieles wieder vergessen, vielleicht erinnert ihr mich dran!

geglückt: einen sonnenscheinsohnemann bekommen zu haben, der uns gewissermaßen einen vorsprung in sachen elternwerden gab.

gescheitert: tja, an fast allem?

überschätzt: meine energiereserven.

unterschätzt: fast alles. wie die welt kopf steht. und mein leben plötzlich fremdbestimmt wird.

13 Kommentare

Eingeordnet unter familie

13 Antworten zu “Rückblick IV: Wahnsinn Wochenbett

  1. Ich war nur einen Tag im Krankenhaus, an diesem Tag hatte ich schon ganz viel Besuch und als wir Zuhause waren, kamen dann nochmal alle und es gab auch mehrere Blumensträuße und sogar Essen (von meinen und seinen Eltern auf jeden Fall).
    Der Schlafmangel der ersten Wochen war wirklich ziemlich heftig. Dafür war mein Freund in der Zeit recht fürsorglich und hat das wichtigste wie Einkaufen und Kochen übernommen. Ich denk, das ist schon ziemlich viel wert, wenn man die ersten Wochen zu Zweit Zuhause sein kann. Ansonsten hatte ich nämlich auch keine solchen „Wichtel“, Eltern sind allesamt noch berufstätig und wohnen zum Teil weiter weg.
    Also ich würde unsere Wochenbett jetzt nicht als „kriegsähnlichen Ausnahmezustand“ bezeichnen, zu wenig Schlaf bekommen war etwas anstrengend, aber sonst lief alles ganz gut und unkompliziert ab.

  2. Pingback: Wochenbett « unsichtbares

  3. danke das du noch einen tollen blog aufgestöbert hast. und wie gut deine rückblicke sind!
    das mit der panik wegen nicht aufstehen können, kenne ich. und wichtel hatte ich auch keine, dafür blumen und entspannungsbäder wenn mal besuch angereist kam… gott war ich einsam als der vater wieder arbeiten ging.
    meine restliche antwort ist laaang, deshalb gibts die bei mir drüben. (http://unsichtbares.wordpress.com/2011/10/13/wochenbett/)
    viele grüße
    unsichtbares

    • und sehr passend, kann mich dem fast nur anschließen. wobei der mann vorhin zu recht meinte, meine beschreibung sehe düsterer aus, als es war. ein bisschen hat er recht, denn das wetter war ja wirklich toll und der mutterstolz war auch nicht zu unterschätzen. einfach nur verrückt, wie lange alles gedauert hat…

  4. Anne

    Ich habe nun schon dreimal Wochenbett hinter mir. Ich denke, man kann wie immer nichts verallgemeinern. Wie man hier überall schon liest, der eine fühlt sich einsam, der andere findet den vielen Besuch anstrengend. Der eine schickt gern mal den Mann mit Tragetuch zum einkaufen, das Baby der anderen schreit nur in Supermärkten und man ist darum froh über Vorratshaltung. Ein bisschen planen und Eventualitäten abchecken kann bestimmt nicht schaden. Ich habe die Besucher, die unabdingbar waren (Großeltern, Tanten, Onkel des Babys) im Krankenhaus durchgewinkt und dann jeweils erstmal für zwei Wochen Besuchsverbot erteilt, was für uns toll war. Beim dritten Baby haben wir ein Wochenbett im Wohnzimmer aufgebaut, da hab ich wochenlang „residiert“, Kinder und Mann mit Picknick und Büchern, Spielen um mich herum.
    Wichtig bis unverzichtbar waren mir: mehrere bequeme, bei Bedarf stillfreundliche Schlafanzüge oder ähnliches, weil man sooo schwitzt. Quark im Kühkschrank zum Kühlen bei Milcheinschuß, Hebamme, die so oft wie nötig und so selten wie möglich mit Rat und Tat bei Seite stand. Tragetuch!!! Für alle drei das Geheimrezept gegen abendliche Schreiattacken und für ein großes Stück Unabhängigkeit (weil der Mann mir damit das Baby mal bis zu vier Stunden abnehmen UND kochen/putzen usw. konnte. Ein Traum!) Und am unangenehmsten ist mir jeweils der dritte/vierte Tag mit Babyblues in Erinnerung. Da fühlt man sich so richtig neben der Spur, hormongesteuert und verletzlich, einfach nur schlimm. Aber dagegen gibts kein Patentrezept außer der Hoffnung, dass es meistens nach ein, zwei Tagen wieder gut ist!

    • gratuliere zu den drei kids! puh, nochmal wochenbett plus eins? obwohl, vielleicht ist man bei manchen sachen gelassener…und du hast recht, aber das hab ich hoffentlich auch betont: verallgemeinern lässt sich nichts…

      • Anne

        Ja, die Gelassenheit beim zweiten und dritten Kind ist unbezahlbar. Dafür fehlt bzw. verringert sich ein bisschen dieses absolute Hochgefühl, dieser andauernde Hormonflash beim ersten Kind, der sich bei mir (zum Glück! ich weiß wohl, dass es leider vielen Frauen anders geht) anfühlte, wie Verliebtsein hoch 10. Andererseits hat man im ersten Wochenbett am meisten mit dieser kompletten Umwälzung seiner gesamten Lebenssituation zu tun , da war ich bei den nachfolgenden Kindern sehr froh, dass das schon „erledigt“ war. Ich habe auch nie zu Erstgebärenden gesagt, dass sie es ja gut hätten, weil die nur ein Kind versorgen müssen. Ich konnte mich zu gut daran erinnern, wie die seelischen Achterbahnfahrten im ersten Wochenbett sich anfühlen.
        btw: Schön finde ich diese Art des Austauschs auf dieser Art von Blogs. Vor Urbia kann man nur noch warnen, eine Horde sich aufopfernder Mütter, die die Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe als Verbrechen am Solidarsystem empfinden und darüber wetteifern, wer drei Tage nach Entbindung seinem Mann das sauberste und gemütlichste Heim präsentiert. Kann mal eine von Euch einen Artikel über diese Kehrtwende in Familienforen zum Heimchen am Herd verfassen? 😉

      • wenn es sich in diesen foren um eine kehrtwende handelt. war das nicht schon immer so, dass viele daraus einen wettbewerb machen? warum auch immer…

  5. Pingback: da mach ich mit « kraehenmutter

  6. OH Mann, das Wochenbett. Nach 5 Tagen Krankenhaus, Dammriss und ähnlichen erfreulichen Kleinigkeiten ab nach Hause. Kinderzimmer war fertig, aber das hat die Sache nicht besser gemacht. Ich glaube ich hab die ersten 2 Wochen NUR geheult. Ich war total am Ende, Depression hoch3. Und das trotz Mann an meiner Seite etc. Ich konnte nichts, ich wusste nichts, ich war das Allerletzte. Der Kleine Mann war, genau wie eurer, ein echtes Vorzeigekind, hat nicht geheult, hat echt super geschlafen etc. Hat aber meiner Depression auch nicht weitergeholfen.
    Ich erinner mich an einen echt traumatischen Moment irgendwann um 3 Uhr morgens als beim Windeln die Nabelschnur abfiel und wir beide nun kurz vorm Durchdrehen standen. Ich hab´s geschafft die Hebamme trotzdem NICHT um 3.14 Uhr morgens anzurufen und entsetzt nach Rat zu fragen.
    Nach 2 Wochen war ich dann so fertig, dass sogar mein Vater(!) mir Internetlinks schickte zu Selbsthilfeseiten bei Babyblues und meine Cousine, die ich sonst nie anrufe, mir telefonische Tipps gab. Immerhin hat die schon zwei Jungs….
    Und vonwegen ausruhen & Wichtel: Vorbereitung der letzten Stipendiumszeit im Ausland, Schreiben mehrerer Artikel und Projekte, das Arbeitsamt und die Krankenkasse wollten mich (gefühlte) ständige Male sehen. Zum Glück hatten wir so ein Tragedings, da hing der Kleine Mann von morgens bis abends drin. Tagsüber wollte er nämlich viel schlafen, aber um Gottes Willen NICHT in seinem Bettchen! War aber auch schön so. Daran erinnere ich mich echt mit Wehmut. Ihn rumzutragen war echt schön. Und das Stillen war auch sehr nett.
    Ach ja, ist das lange her, Mann oh Mann! Fast 4 Jahre!!!!!!!!! Oh! Mein! Gott!
    Liebe Grüße! Mama007

  7. milchbad

    Glücklich Scheitern!
    ich bin sehr froh deinen Blog gefunden zu haben. man fühlt sich doch weniger allein im wochenbettschreck. wir sind seit 2 wochen zuhause, es läuft gut. allein sein war schwierig am anfang, doch auch das klappt irgendwie. was mir ungemein geholfen hat und worüber ich so froh bin, ist der heiße tip meiner lieblingsmuttifreundin. sie schickte mir perfekt getimt zum babyblues (das schlimmste überhaupt, da war selbst die 34 stunden geburt ein klacks) schüssler salze. und zwar bei schwangerschaft-rekonvaleszenz. ein homöopathisches mittelchen. super verträglich und macht mamas bärenstark. da ich oft von hormonzeug gebeutelt bin, war das meine rettung….
    nur so als tip.

    liebe grüße aus dem berliner wochenbett.

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