Ein Weihnachtsmärchen

es waren einmal vater, mutter, kind. weihnachten stand vor der tür. und damit hört das heteronormative* märchen auch schon auf.

am 22. trat kollektive erschöpfung auf. nach dem letzten, echt langen bürotag mit echt langer zugfahrt hin und zurück wollte ich einfach nur abhängen. aber da war ja noch das kind. das konnte ich nachmittags gg. fünf immerhin noch zu einem zweiten mittagsschläfchen überreden. großer fehler! minime war nach diesem nickerchen so erholt, dass er erst gg. mitternacht wieder ermüdete.

der 23. begann friedlich. letzte dienstbesprechung mit einer meiner chefinnen, letzte änderungen an einem mailing für die andere. minime hat durchfall. ich rette mich raus, weil ich einen friseurtermin habe, der bestimmt laaange dauert, weil mit farbe. mittendrin eine nachricht vom mann: wir müssen ausziehen, hier ist alles voller sch***sse, teppiche, handtücher, anziehsachen sind alle in der wäsche. und wir haben keinen trockner. kind geht schlafen, wir essen, gehen ins bett. nachts um zwei wache ich mit einem unguten gefühl auf. eines, dass ich nicht kenne. sorgen? angstattacke? magengrummel! ich singe der kloschüssel ein, zwei weihnachtslieder vor und hoffe, sie damit abgeschreckt zu haben. aber die schüssel möchte mehr hören. am morgen stimmt der mann mit ins duett ein… der mann lacht noch, ha! was für eine freakige familie wir doch sind, haha und verschwindet zurück ins bad um mit der kloschüssel zu lachen. um acht, am heiligabend morgen rufe ich meine eltern an. ob sie heilig abend nicht mit dem enkel feiern wollten?!?!? der oppa denkt, ich veräppel ihn, aber er kommt die 100 km angefahren, mit der tante und nimmt uns das kind ab. heiligabend zu zweit. stille nacht…unser erstes sturmfrei haben wir uns auch anders vorgestellt.

der 25. brachte immerhin genug energie um den familienbesuch zu bewältigen. meine tante mustert mich beim reinkommen, ’schon wieder schwanger?‘, danke. und: nein. es gibt das gleiche essen, wie jedes jahr, mit einer variation in der vorspeise: kartoffelpuffer mit verschiedenen fischsorten. ich ess kein fisch – wie? vegetarier essen doch fisch? neee. meine schwester hat es offensichtlich auch nicht mit dem magen und mochte noch nie fisch. die hälfte der gäste isst nur rotkohl und klöße. omma guckt traurig in die ferne, weil oppa nicht dabei ist. omma muss zum bahnhof gefahren werden, weil sie ihre schwester von einem anderen bahnhof abolt (das muss man nicht verstehen!), wir wollen aufbrechen, „schon? ihr seid doch grade erst gekommen?“. ja, wir sind aber mit einer großen familie gesegnet, von der wir auch noch ein paar andere sehen wollen. das schaffen wir auch. auf der heimfahrt im auto sind wir zu viert – der mann fährt, die schwester auf dem beifahrersitz, minime und ich hinten. die schwester umklammert einen cola-eimer, den sie von ihrer freundin geschenkt bekommen hat und der ihr in dieser situation gute dienste leistet. cola trifft cola. ein traum. das abendfläschchen findet minime doof und spuckts im hohen bogen aus. ach, das bisschen wäsche ist jetzt auch egal.

am 26. ist der mann wieder ein wenig blass um die nase, minime aber auch. der durchfall ist zurück. eigentlich wollten wir in die ferienwohnung der schwiegereltern. das knicken wir wohl. minime schläft viel, aber nur unter protest, und nur auf meinem bauch oder meinen armen. nee, weihnachten ist echt schön.

und: wenn ich noch einmal höre „wir müssen uns zwischen den feiertagen noch sehen“: das sind 4, in worten VIER tage. warum verdammte hacke ausgerechnet an diesen v.i.e.r. tagen? das jahr hat 361 andere schöne tage! da freu ich mich auch, euch zu sehen. und wenn die leute wenigstens sagen würden: sollen wir dann vorbei kommen? nein. bestenfalls ein offenes ‚können wir uns ja treffen‘, schlimmstenfalls ein ‚könnt ihr ja mal vorbeikommen‘. genau. mal. aber nicht zwischen den jahren. ich mach da urlaub.

highlights gab es aber auch, vor und an weihnachten:

– am 21. saß mama nach einem laaaangen bürotag im zug auf dem weg nach hause, als das telefon franziskript zu ihr sprach: ‚hallo melanie. du bist nominiert bei den goldenen bloggern‘ – und ich so: echt??? na gut, so überrascht war ich nicht, ich hab mich in der vorauswahl mindestens einmal nominiert. aber bei der abstimmung saß ich noch im zug, weiß also, ich hab mich nicht selbst gewählt. und habe in der kategorie mama-blog ganz echt gewonnen. naja, fast: denn genaugenommen teile ich mir den platz mit das nuf. das hatte – hab ich mir vom mann erzählen lassen – genau so viele stimmen. entschieden hat dann ein los. und das ist ja kein echter sieg. für mich war das trotzdem wie weihnachten.

– der christstollen von omma.

– geschenke! es gibt jahre, da gefallen mir alle. nur, dass wir uns ja eigentlich nix schenken. und ich mich meistens – als einzige, versteht sich – dran halte…

– kleine vorgeschichte: der mann und ich haben uns über die musik kennen gelernt. schulmusical, musikschulorchester und so. und er hat zu weihnachten noten bestellt – diese hier. heute saßen wir dann da und haben versucht, ein bisschen nachzuspielen. war dat schön! denn seitdem wir zusammen sind, haben wir es noch kein einziges mal geschafft, zusammen musik zu machen.

FRÖHLICHE WEIHNACHT ÜBERALL!

ach, will noch jemand wissen, worüber der 9monate alte minime sich – unter anderem – zu weihnachten gefreut hat?

klapperente lotte

klapperente lotte von spiegelburg

Handpuppe Krokodil

Sigikid Handpuppe Krokodil

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* heteronormativ = gender-sprech für: hetero-beziehungen gelten als norm.

2 Kommentare

Eingeordnet unter familie

2 Antworten zu “Ein Weihnachtsmärchen

  1. Oh Mann. Ja, also, äh, damit erübrigt sich ja jetzt die Frage, ob Ihr schöne Weihnachten hattet. Aber ihr werdet auf jeden Fall immer daran zurückdenken. *nicht schlagen, bittööö!*
    Friendensvorschlag: Hab gerade den Doodletermin für ein Treffen im neuen Jahr rausgeschickt. An einem von den 361 anderen schönen Tagen. :o)

  2. Pingback: Weihnachtsbrummen (ich habe alles, was ich wollen sollte) | glücklich scheitern

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