Loslassen…

willkommen, liebe nido-leser_innen! schön, dass ihr hierher gefunden habt und viel spaß beim stöbern im archiv. wer ‚von vorne‘ anfangen möchte, bitte rechts im archiv zum märz 2011 hüpfen (oder für die schwangeren: juli 2010). oder einfach an dieser stelle weiterlesen.

ich habe ja das thema ‚eingewöhnung‘, naja, unterschlagen wäre zu viel gesagt, aber: vernachlässigt. dabei ist das ja wohl überall früher oder später thema, wenn das eigene kind in die ‚weite welt‘, also anderen personen überlassen wird. allerdings ist mir oft aufgefallen, dass über dem konkreten thema eingewöhnung (in der kita, bei der tagesmutter…) ein anderes thema steht: loslassen können. und ab jetzt beweg ich mich auf dünnem eis, ich weiß, ist dieses thema doch hochemotional aufgeladen. darum auch an dieser stelle keine ’so macht man das‘ – anweisung, sondern meine persönliche wahrnehmung. und auch wieder die frage: was war zuerst da? unser entspannter minime, der keine scheu vor anderen menschen hat und auch nie ‚gefremdelt‘ hat, und wir eltern, die daraufhin gut loslassen konnten? oder umgekehrt: waren wir da besonders mutig und/ oder relaxt und haben zum dank ein kind, dem wir später wohl besonders deutlich erklären müssen, dass es nicht einfach so mit allen menschen mitgehen kann und darf, wie er das grade tut?

aber von vorne: am anfang haben wir natürlich stolz wie bolle das kind jedem in den arm gedrückt, der seine hände nicht bei drei hinterm rücken verknotet hatte. will doch jede_r, so ein kleines würmlein auf dem arm, oder? naja, nach der ersten euphorie kam auch wieder das verständnis, dass das nicht so ist. schon nach wenigen wochen ging ich alleine vor die tür, schließlich ist der papa genau so kompetent wie ich. und kurze zeit später wurde auch die tante zum wöchentlichen babysitten rekrutiert (natürlich ging das deshalb so ‚einfach‘, weil das stillen und ich auf kriegsfuß standen. ich hab also keine erfahrungswerte, ob das mit abpumpen in der umsetzung auch so einfach ist). und weil im freundeskreis hochzeiten anstanden, kam minime über nacht bei den großeltern unter. und da begegnete mir schon der erste unterschied in der mütter/elternwelt: stillen hin oder her, es gab eltern (seien wir ehrlich, wenn wir von meiner erfahrungswelt sprechen: mütter), die es sich nicht vorstellen konnten, das kind abzugeben. dem vater sei es vielleicht noch zugetraut. aber anderen, „fremden“ personen? auch anderthalb jahre später treffe ich gelegentlich eltern, die keinen paarabend mehr hatten, seit das kind da ist. ich habe ja einfach festegestellt: minime war es grade in den ersten wochen schnuppe, ob ich oder jemand anderes da war. hauptsache: wärme, nähe, aufmerksamkeit. essen, sch***ßen, schlafen – der ewige kreislauf eines säuglings, wie groß war da mein einfluss? mit der zeit differenzierte minime natürlich auch zwischen mir und seinem papa sowie anderen bezugspersonen. aber stets ein totales vertrauen darin, gut aufgehoben zu sein.

und genau so wünsch ich mir das! klar kenn auch ich das egoistische gefühl des beleidigt-seins, wenn minime sich nicht noch mal umdreht, wenn ich ihn irgendwo hinbringe. kurz vor seinem ersten geburtstag war ich eine woche weg. ein-, zweimal am tag haben mein partner und ich geskypet. minime wirkte dabei relativ unbeteiligt, nahm mich nicht recht zur kenntnis. autsch. aber kurz, nachdem ich wieder zu hause war, war ich wieder genau so mittelpunkt seines lebens.

im april kam dann die eingewöhnung bei der tagesmutter. die erste woche begleitete ich minime. ich fühlte mich wie bloßes beiwerk, trank einen kaffee, saß in der ecke und schaute minime beim erkunden seiner neuen umgebung zu. in der zweiten woche übernahm der papa, der wurde kurz nach dem hinbringen nach hause geschickt und durfte warten. kurz nach der eingewöhnung gab es allerdings doch eine phase, in der die morgentliche trennung nicht ohne tränchen verlief. vermutlich hat das kind da begriffen, dass das ganze jetzt eine dauerhafte einrichtung ist?

aus minimes sicht, denke ich inzwischen, gehört die tagesmutter und die anderen kinder zur „familie“. auch die tante, großeltern und die anderen mehr oder minder unregelmäßigen babysitter sind aus seiner sicht keine fremden. unter anderem deshalb fehlt mir auch das verständnis für diese „kinder-unter-drei-gehören-zur-mutter“ rhetoriken. weil ein kleines kind doch noch gar kein bewusstsein für dieses neumodische konzept von familie hat, egal wie die konkret aussieht. von der politik gefördert wird ja lediglich die kleinfamilie a la „vater-mutter-kind(er)“, als sei das der einzig denkbare lebensort für kinder. überhaupt kleinfamilien: wie fernab der realität vom leben mit kind ist eine beziehungskonstellation, in der – in der regel – eine erwachsene mit kind mehr oder minder den ganzen tag allein aufeinander rumhocken? aber gut, dazu vielleicht ein andern mal. und ich finde es völlig ok, wenn man das kind trotzdem nicht mit einem jahr abgibt. auch wir haben uns einige kitas und tageseltern angeschaut und ich hätte minime den wenigsten davon anvertrauen wollen. wenn man dann noch in einer stadt wie köln wohnt, wo die plätze für unter dreijährige eh rar sind, habe ich vollstes verständnis, dass die alternative (sofern finanziell möglich) dann eben ist: selber betreuen.

grade weil das auch so ein emotionales thema ist: wie sind eure erfahrungen? mich interessiert das brennend, weil hier mütter-myhtos, familienbilder, und eben ganz individuelle empfindungen aufeinandertreffen!

ansonsten hoffe ich, ihr erholt euch alle von der zeitumstellung und habt immer warmen tee dabei, wenn ihr wie ich auf dem spielplatz rumhockt oder dem kind im park hinterherrennt…!

Minime im Park

18 Kommentare

Eingeordnet unter familie

18 Antworten zu “Loslassen…

  1. Katrin

    Für einen regelmässigen Babysitter im ersten Jahr fehlt uns nicht das Vertrauen, eher die richtige Person. Wir hatten schon mal eine Freundin oder eine Nachbarin da, aber die wollten wir ja auch nicht „ausnutzen“.
    Übrigens kenne ich auch Mütter, die ihr Kind wohl einer Freundin, aber nicht dem Partner überlassen würden. Aber das ist sicher ein anderes Thema 🙂
    Wir wohnen auch in Köln, aber es hat sich doch immer etwas ergeben. Mit knapp einem Jahr eine ganz tolle Tagesmutter. Die Eingewöhnung übernahm mein Mann, weil er da in Elternzeit war. Ging eher schnell, eine Woche. Es gab immer mal wieder Tränen beim Bringen, aber die Tagesmutter hat sie schnell in die Wohnung geholt – nur keine Abschiedsszene. Kaum war ich aus dem Blickfeld war es auch schon wieder gut. Jetzt mit knapp zwei haben wir einen Platz in einer tollen Kita bekommen.
    Tatsächlich hatten wir erst vor Kurzem, also nach knapp zwei Jahren, das erste Wochenende alleine. Aber ohne Familie vor Ort fand ich das auch schwierig.
    Mmh – ich würde sagen, dass wir von Anfang an entspannt waren. Zumindest haben uns das Aussenstehende so gesagt. Und die Alternative, dass einer von uns über das erste Jahr hinaus ganz zu Hause bleibt, war für uns nie eine Alternative. Der Tagesmutter gegenüber hatte ich totales Vertrauen, das braucht es aber auch – die Kleinen können ja noch nichts erzählen.

    • danke – ja stimmt, ich vergesse manchmal, dass nicht jede_r geschwister oder eltern in der nähe hat, die sich sooo aufs kind gefreut haben und es gerne babysitten. aber was du mit dem ausnutzen sagst, find ich auch spannend: ich glaube, dass es leute gibt, die das echt gerne machen 😉 keine eigenen kinder haben (wollen) und froh sind, kinder um sich zu haben aber auch wieder abgeben zu können. ich glaub, auch da ist dieser gedanke, dass wer nicht zur ‚familie‘ gehört, nicht in die pflicht genommen werden darf eben aufgrund unserer vorstellungen, wer für die kinder verantwortlich ist, ne rolle spielt.

  2. zweibeinerin

    Hallo.
    Erstmal gratuliere ich zum Blog der Woche. (Ich hätte schwören können, ich hätte dich über Nido gefunden? Warst du da schon einmal irgendwie vertreten?)
    Nun zum eigentlichen Thema: Ich weiß nicht, ob unsere Erfahrungen dich bei der Frage weiterbringen, was zuerst kam, das gelassene Kind oder die loslassenden Eltern. Bei uns war es so, dass Kind 1 der erste und langersehnte Nachwuchs in beiden Familien seit circa 25 Jahren war. Außer uns war die Bude von Anfang an häufig voll mit Großeltern, Urgroßeltern, Tanten, Onkels, Großcousins und Großcousinen usw. Da ich ihn (lange) voll gestillt habe, war ich natürlich trotzdem über lange Zeit Hauptbezugspunkt. Er hat die ersten Monate echt viel geschrien und so war ich froh über jeden, der kam und ihn eine Weile rumtrug. Als er sechseinhalb Monate alt war, ging ich (relativ kurzfristig) wieder arbeiten und er wurde von seinem Opa betreut. Das war überhaupt nie ein Problem. Opa wurde einer der drei Hauptbezugspunkte (also der dritte neben meinem Mann und mir), aber er blieb wenn es sein musste auch mal bei der Oma, beim Onkel oder bei den anderen Großeltern. Er wuchs zu einem sehr offenen Kind heran und ja – ich muss ihm das mit den fremden Menschen sehr endrücklich klarmachen.
    Kind 2 kam 22 Monate später. Auch sie habe ich (lange) voll gestillt. Sie hatte nie Blähungen oder lange Schreiphasen, ich konnte sie im Tragetuch überall mit hinnehmen, ich habe mit ihr wichtige dienstliche Gespräche geführt, Notartermine wahrgenommen, einen Hauskredit aufgenommen, alle Versicherungsgespräche geführt und 1000 andere Dinge getan, die mir jetzt nicht einfallen. Hatte ich „nur“ sie dabei, war es wie Urlaub, weil ich mal nicht auch noch einen knapp Zweijährigen bespaßen musste. Allerdings war es auch so, dass ich bei ihr nicht die Möglichkeiten der Betreuung gehabt hätte, die ich beim Großen hatte, denn all die oben aufgezählten Menschen waren in ihren ersten Lebensmonaten mit meinem Großen oder meinem zukünftigen Haus oder ganz anderen Dingen beschäftigt. Wenn ich Kind 2 mal irgendwo lassen musste, war es eine mittlere Katastrophe für alle Beteiligten. Es hat lange gedauert, bis ich wenigstens mal guten Gewissens abends für ein paar Stunden rausgehen konnte und sie bei ihrem Vater eingeschlafen ist.
    Mittlerweile geht sie drei Mal in der Woche ganztags zu meinem Vater und, genau wie ihr Bruder zuvor, liebt sie ihren Opa über alles und sie ist auch nicht (mehr) völlig am Boden zerstört, wenn der sie mal kurz dem Onkel oder der Oma überlässt, weil er etwas zu erledigen hat.
    Aber sie ist trotz allem ein totales Mamakind geblieben, wenn ich da bin, will sie nur zu mir.
    Tja – und ich weiß es einfach nicht – liegt es an den Umständen, dass meine Kinder so unterschiedlich sind oder sind sie einfach so und wären es auch gewesen, wenn sie ihre ersten Lebensmonate unter völlig gleichen Bedingungen verbracht hätten?
    Ich bin übrigens insgesamt sehr bei dir, was 1:1 Betreuungen von Kindern angeht. Ich bin Fan vom Prinzip Dorf (man braucht ein ganzes, um ein Kind großzuziehen) oder zumindest von Großfamilien. Bei uns erziehen viele mit und dürfen das auch, es gibt Großeltern, Paten, Onkels und Tanten, Erzieherinnen und mittlerweile ein älteres, enkelloses Nachbarspaar. Letzteres gibt es öfter als man denkt und könnte eine Alternative sein für alle, die leider nicht das Glück einer Großfamilie vor Ort haben.

    • Hallo, ja ich wurd schon mal bei einem anderen Blog der Woche verlinkt – aber sind wir nicht schon viel früher aufeinander gestoßen? Egal, danke für Deinen ausführlichen Bericht. Und dieser Geschwistervergleich ist da vermutlich ganz gut, eigentlich weiß ja jeder mit Geschwistern, dass trotz ähnlicher Ausgangsbedingungen die Persönlichkeiten sehr unterschiedlich sein können!

  3. Bei uns war es so, dass Tilda fast von Anfang an bis sie etwa 8 Monate alt war total gefremdelt hat. Ich weiß auch nicht, ob es daran lag, dass sie eben einfach so war, oder ob sie meine Unsicherheit gespürt hat oder weil sie in der Zeit auch tatsächlich ausschließlich von mir betreut wurde. Ich halte es aber schon für wahrscheinlich, dass diese äußeren Faktoren auch eine Rolle gespielt haben. Danach wurde es besser und schon bald femdelte sie überhaupt nicht mehr, auch heute nicht. Ob es Zufall ist, dass ich seit kurz vor diesem Zeitpunkt auch den Vater ab und zu mal in die Pflicht nahm und mich nun traute auch die Oma mal ein paar Stunden alleine mit dem Kind verbringen zu lassen? Ich glaube nicht. Ich muss aber sagen, mir fiel es oft mindestens genauso schwer loszulassen wie ihr. Ich denke, das ist auch normal. Die Eingewöhnung bei der Tagesmutter ging dann auch völlig problemlos und schnell. Wie du war ich da eigentlich nur Beiwerk. 😉

    Ich finde diese „Das Kind gehört 3 Jahre zur Mutter“-Rhetorik ganz schlimm. Ich finde es im Gegenteil richtig und wichtig, dass ein Kind schon früh mehrere Bezugspersonen hat. Und so eine Tagesmutter oder auch Kita-Erzieher sind für so ein Kind ja auch keine „Fremden“, das Kind baut auch zu ihnen ein Vertrauensverhältnis auf und sieht diese Personen als Familie oder zumindest enge Freunde und Vertraute. Außerdem kann jede Personen einem Kind etwas ganz eigenes geben, hat seine eigene Art mit ihm umzugehen und zu spielen. Ich denke, es ist toll, wenn Kinder so lernen, dass Menschen unterschiedlich sind und sein dürfen. Ich sehe auch, wie gut es meinem Kind tut, dass sie sehr viel Zeit mit anderen Kindern verbringen kann, da freut sie sich immer total und sie lernen viel voneinander.

  4. Hallo,
    als erstes: dickes kompliment zu deinem blog. ich verschlinge gerade einen artikel nach dem anderen…
    zum thema „loslassen“ muss ich sagen, dass auch ich glücklichweise gezwungen wurde – durch hochzeit in der familie – meine tochter mit damals 8 monaten über nacht bei oma und opa zu lassen. ich geb zu, das erste mal war eine große herausforderung, aber von da an hab ich gemerkt, wie gut das auch der kleinen maus bekommt mal was anderes zu erleben. die geborgenheit der routine ist natürlich super, aber bei oma mal länger aufbleiben, naschen usw. ist eben auch toll. die maus hat das glück, dass sie oma, opa, omi, tanten und onkels in der stadt hat und da auch immer jemand auf sie aufpassen kann. sie ist mittlerweile 2 jahre alt und hat zu jedem der verwandten eine gute beziehung. die eingewöhnung in der kita hat auch ziemlich gut geklappt. sie liebt die kita und ihr betreuerinnen, inzwischen mag sie auch das wochenende, an dem sie nicht in die kita „darf“, denn da lass ich mir immer was einfallen um den trennungsschmerz von den geliebten kita-freunden so klein wie möglich zu halten…
    bei uns besteht denke ich eine gute balance zwischen zusammen sein und loslassen können. die maus ist jetzt seit 1 jahr in der kita und wir versuchen es seit dem auch regelmäßig einzurichten, dass sie bei den großeltern so alle 3 wochen übernachtet. das tut auch unserer paarbeziehung wirklich gut. mal entspannt ins kino, essen gehen oder sogar mal tanzen gehen mit anschließendem ausschlafen… herrlich! man weiß es zu schätzen und freut sich dann eben schon länger drauf…

  5. Huhu, für uns ein ganz aktuelles Thema.. Anfang nächsten Jahres soll es losgehen mit KiTa oder Tagesmutter – da sind wir noch auf der Suche. Die Kleine ist dann ein Jahr alt.
    Am Anfang hab ich das wie du empfunden – dem Baby war es eigentlich egal, wer es herumgetragen hat – nur zum Essen wollte es zur Mama (gaaanz am Anfang hat sie aber auch die Flasche sehr gerne gehabt). Inzwischen (etwas mehr als ein dreiviertel Jahr als) guckt sie aber schon ziemlich genau, wo ich bin und will immer zu mir – obwohl ich schon als sie dreieinhalb Monate alt war, wieder gearbeitet habe und sie also zur Hälfte der Zeit vom Papa betreut wurde. Woran das jetzt genau liegt, kann ich nur raten – doch am Stillen?
    Bin jedenfalls schon sehr gespannt auf den Betreuungsbeginn – wir haben hier nämlich keine Verwandten und Bekannten zum richtigen Babysitten und bis auf ein paar Wochenendbesuche von Verwandten nicht wirklich Erfahrung damit, wie unser Baby sich wohl bei „Fremden“ fühlen wird.

  6. way_up_north

    Hmm. Willst du andeuten, dass der Grund fürs Fremdeln die Gluckigkeit der Eltern ist? Ich bin mir da nicht so sicher – wir haben ein relativ stark fremdelndes Kind und sind eher nur so mittelgluckig (für deutsche Verhältnisse vielleicht sogar wenig gluckig?). Und mittelgluckig sind wir deshalb, weil wir eben absolut keine Familie in der Nähe haben. Wir haben aber immer wenn sich die Möglichkeit ergab des familiären Babysittens, diese genutzt und z.B. als das Kindelein 6 Monate alt war, war ich mit ihr und meinen Eltern eine Woche wandern, was damit endete, dass die Oma die Kleine in der Manduca alle Berge raufschleppte, weil ich das wegen eines Kaiserschnittnarbenbruchs (damals noch nicht diagnostiziert) nicht ohne krasse Schmerzen gekonnt hätte. (Das war übrigens toll für Oma und Enkelin gleichermaßen).

    Sich andere nicht-verwandte Leute vor Ort suchen – ja gute Idee, aber auch nicht so einfach. Eine Freundin vorort haben wir gefragt, ob sie atheistische Patin sein möchte und sie hat dann ab und zu mal das Babysitten übernommen. Im Frühjahr hatten wir auf diese Weise ca einen monatlichen Ausgehabend. Allerdings hat diese Freundin jetzt einen Karrieresprung gemacht und ist deshalb super busy zur Zeit. Da trau ich mich auch nicht mehr so einfach zu fragen, v.a. wenn Anfragen auch schon wegen Zeitnot abgesagt worden sind. Mensch will ja auch nicht nerven.

    Ansonsten leben wir ja in einem Land, in dem fast alle Kinder mit ca 10-12 Monaten in eine Betreuung kommen – da haben wir uns supergluckig gefühl weil unser Kind erst mit 14 Monaten zur Tagesmutter kam. Die Eingewöhnung (hat der Vater gemacht, weil der ja auch die letzten 6 Monate zuhause war) lief ziemlich vorsichtig, wegen dem starken Fremdeln halt , aber auch total unproblematisch. Das einzige Problem und Unbehagen, das ich / wir bis jetzt hatten, war als die Tagesmutter kürzlich für längere Zeit krank war und die Kleine zu einer Ersatztagesmutter musste. Das war für unser immer noch fremdelndes Kind anfangs echt schwierig und auch für uns – da macht mensch so eine vorsichtige Eingewöhnung und plötzlich muss das Kind 7 Stunden bei einem fast völlig fremden Menschen bleiben. Das war echt ein bißchen bitter (das Kind hat auch beim Abgeben bitterlich geweint). Aber letztendlich lief das auch gut und jetzt wissen wir wo die Kleine gut hinkann, wenn mit eigentlichen Tagesmutter wieder was ist.

    (Vermutlich aber auch alles einfacher hier. Habe ja das Streidl Buch zur berufstätigen Mutter gelesen und emfand es als superunrealistisch und die Schuldgefühle erschienen mir fast schon pathologisch. Da würde mich mal die Einschätzung in Dtl. lebender berufstätiger Mütter interessieren…)

    • Nee, beim fremdeln glaub ich nicht an einen unmittelbaren zusammenhang. und klar, dass man sein kind nicht einfach irgendwem gibt find ich logisch. das beispiel, das manche aber noch gar nicht weg waren, bezog sich auf leute, die durchaus verwandtschaft/freunde vor ort haben, aber gar nicht erst auf die idee kommen, dass es möglich wäre, das kind mal abzugeben. ich denke halt, je eher das kind lernt, dass es auch bei anderen personen gut aufgehoben ist, um so leichter fällt es später mal, sich voneinander zu trennen. aber natürlich ist das nicht so einfach, wenn niemand vor ort ist…
      das streidl buch kenn ich noch nicht, vielleicht finde ich es ja in der stadtbibiliothek.

  7. Käthe

    Mir fehlt gerade der Atem für einen langen Kommentar, aber bezüglich: Babysitter/Paarzeit: unser Kind (so alt wie minime) ist ja mit zwei Vollzeit arbeitenden Eltern gesegnet. Zum einen macht das uns Eltern natürlich müde und couchpotato-ig, zum anderen sind wir doch immer wieder zurückhaltend damit, das Kind auch noch am Wochenende über Nacht zur Oma zu geben, wenn es schon die Woche über oft ohne uns auskommen muss. Ist auch so eine Baustelle, die mit schlechtem Gewissen behaftet ist. Also ja, es kommt vor, aber nein, nicht wirklich häufig.

    • naja, aber dann ist das kind ja auch schon viel bei anderen leuten unterwegs, mit kita und anderen eltern, oder? da find ich es sehr nachvollziehbar, wenn man am wochenende die gemeinsame zeit genießen will.

      • Käthe

        ja, ist es ja auch, aber die vielgepriesene „paarzeit“ – reden wir nicht drüber. vielleicht ist es sowieso auch nur eine erfindung der ratgeberindustrie, dass es schlimm ist wenn man eine weile lang nur „eltern“ statt „paar“ ist. vielleicht muss man das auch einfach so machen. babyjahre sind keine herrenjahre 😀

    • profin

      einmal Schulterklopfen für geteiltes Leid. Hmmm, kenn ich. Arbeit ohne Ende und dann Kindzeit genießen und zu müde für jede Paarzeit. Bei uns wurde daraus dann ein gelegentliches gemeinsames Mittagessen gehen. Oder bei Gleitzeit: Kind abgeben, ins Cafe frühstücken gehen.

  8. profin

    Hier so wie bei way_up_north: Ausland bzw. Familie >600km weg, daher nicht als Betreuungsleute vorhanden. Dafür Top-Kleinkindbetreuung und wir haben uns da tags so gut aufgehoben gefühlt, dass wir es darüber fast verpasst haben, uns auch Babysitter anzugewöhnen für die außer-Kita-Zeiten (8-19h ;-P).
    Unsere Freunde (klassischer Fall von Familienersatz für Expats) sind viel eingesprungen, wenn mal Kind krank oder Eltern auf Reise. Diese Freunde und auch unsere WG-Mitbewohnerin sind für unser Kind „Familie“ (oder halt „wichtige Bezugsperson“) und Anker.

    Auch hier finde ich, holt einen so ein wenig die eigene Biographie ein. Bezahlte Babysitter haben wir uns bisher nie hin organisiert, weil wir das beide aus eigener Kindheit nicht kannten. Dabei brauchen wirs (inzwischen) weil die Freunde nicht mehr so gut einspringen können. Identifiziert und überwunden.

    Die Kinder von klein auf an viele Bezugspersonen zu gewöhnen: Das ist – denke ich – eine „Wollen-Entscheidung“ der Eltern. Uns wars superwichtig und da ists auch geglückt (abzüglich der 4 Monate fremdeln 10-14 Monate)

  9. Manuela

    Nicht nur diese Auffassung, auch der gesamte Blog ist ziemlich unaufgeregt. Das soll als Kompliment verstanden werden! Es gibt ja sonst schon viel Geschrei um jeden kleinen Kram…

    Ich lebe in der Schweiz und hier gibt’s keine Elternzeit. Man hat 14 Wochen Mutterschutz ab Geburt. Ich hab also bis zum letzten Tag voll gearbeitet und mein Arbeitgeber hat mir (wir großzügig) 16 Wochen gewährt. Zum Glück lebe ich in einem Kanton, der links-liberal urban ist. Hier war es sehr einfach eine Kita zu finden. Denn das Angebot für Betreuung ab 3 Monaten ist groß und wird vom Kanton subventioniert. Die Kitaplätze kosten nämlich hier viel Geld. Für ein Baby ca. 3000 Franken im Monat. Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass ein gesamtes Gehalt wegfällt, falls ein Elternteil ganz zu Hause bleibt. Und es gibt hier auch keine besonderen Kündigungsschutzregelungen nach der Geburt. Aber die Kita wird eben Gehaltsabhängig finanziert. Man hat auch keinen Anspruch auf eine Teilzeitstelle etc. Propagiert wird zudem das Bild der Hausfrau und Mutter mit dem Vater als Alleinverdiener. Allerdings würden so die meisten Familien gar nicht über die Runden kommen, denn das Leben hier ist sehr teuer.

    Zum Thema: Ich hab meine Tochter also Vollzeit ab dem 3. Monat in die Kita gebracht. Mit meinem Kind (das betone ich ausdrücklich) ging das sehr gut. Sie wollte schon als Säugling viel Action und war gern mit Gleichaltrigen zusammen. Sie war sofort der Star in ihrer Gruppe und hat auch dann immer gern mit Älteren gespielt und sich ne Menge abgeguckt. Wie im Text angesprochen, ist es leichter Babies einzugewöhnen, je jünger sie sind. Für sie war Kita schon immer der ‚Normalzustand‘. Sie hat da Freunde und andere Verhaltensweisen, als zu Hause. Und sie befolgt Regeln. Ich kann also bei meiner Tochter nur Positives berichten. Ich sehe aber auch, dass es Kinder gibt, die sich mit der Kita schwer tun. Aus welchen Gründen auch immer. Auch das ist ok.
    Bei uns zu Hause gilt aber auch die Regel: Wenn wir zusammen sind, dann gehört die Zeit der Kleinen. Sie fordert das ein und ich will das auch so. Wir spielen und kochen zusammen. Wir unternehmen Sachen etc. Der Haushalt wird gemacht, wenn die Kleine im Bett ist. Wir als Familie kommen damit erstaunlich gut zurecht.
    Pausen gibt’s für die Erwachsenen aber keine mehr. Ich meine damit Zeit und Muse für sich allein. Die Zeit, die wir übrig haben nutzen wir als Paar. Für uns stimmt das im Moment so. Wir waren auch vorher immer vollgeplant. Nicht jeder ist so.
    Manchmal denke ich zwar schon, ich hätte gerne mehr Zeit, aber ich wäre unglücklich als Hausfrau und Mutter. Schon nach den ersten 3 Monaten hab ich mich gefreut, wieder arbeiten gehen zu können.
    Wenn aber jede Familie anders ist, wie kann dann ein pauschales Familienbild als Schablone dienen? Manche mögen ihre Kinder nicht abgeben, ok. Manche Kinder mögen nicht weg von Mami, ok. Bei manchen ist es anders herum. Ich plädiere auch für mehr Flexibilität. Aber auch die muss organisierbar sein. Denn was gerade für wen Sinn macht ändert sich ja oft innert Wochen. Da muss man halt dann doch Kompromisse machen.

    Und noch etwas hat mir als Mami so einige Erkenntnisse gebracht: Mit einem Jahr hab ich Tochter und Vater alleine 2 Wochen in den Urlaub geschickt. Das hat allen gut getan, auch wenn ich traurig war. Und seither weiß der Nachwuchs auch, wie man skypt und telefoniert. Hat gut geklappt. Und Papa ist ganz stolz mit dem Töchterchen alleine übern Strand gestapft.

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