ich würde ja gern behaupten, ich würde minime so „aus dem bauch raus“ erziehen. aus dem bauch raus, dass ist ja DER SATZ dem einen alle so ans herz legen. auf das man natürlich auch noch hören soll, wenn man kinder hat. dann würde man schon wissen, was richtig ist und gut fürs kind. hm.
ehrlich? erziehungsratgeber habe ich hier zwar noch nicht, aber ich hab alles an broschüren gelesen, was einem hebammen, frauen- und kinderärzte so mitgeben, mich durch verschiedenste blogs gelesen und jeden ratschlag aufgesaugt, den man so hört. am anfang war nur klar: auf keinen fall kommt mir so ne eso-scheiße ins haus. ich bin immer noch ich und das will ich bleiben. mein kind entscheidet auf keinen fall über mich, sondern umgekehrt.
und dann kam das kind. mit intuition wäre ich nicht sehr weit gekommen. vielleicht behaupte ich jetzt, ich würde ja intuitiv merken, dass es dem kind besser geht, wenn ich es viel trage – aber diese ansicht wird ja inzwischen auch von vielen seiten bekräftigt. falls ihr versteht was ich meine…(ok, und das mit dem tragen hat sich seit ein paar monaten erledigt. der rücken!)
aber ein paar meiner thesen zu „diesem eso-scheiß“ habe ich doch verworfen. weil es eigentlich ganz vernünftige sachen sind, die man unter dem stichwort (zum beispiel) „attachment parenting“ findet. wenn man es nicht gleich zum dogma und einzigen leitfaden erhebt. aber das wird ja leider aus jedem neuen trend gemacht. als ob jede familie gleich wäre, jede muttervater-kind-bindung von den gleichen werten und bedürfnissen getragen wird. ich meine, euch dürfte es klar sein: was für die eine funktioniert, klappt bei den andern noch lange nicht.
hier ein paar einblicke, wie wir (also der menschanmeinerseite hat ja – überraschung – auch ein wörtchen mitzureden) mit ein paar der gängigsten themen umgehen:
1. stillen. ich würd es ja ein drama nennen. also die diskussion. habe ich nicht mehr zu zu sagen als hier, hier und hier. aber – why not?
2. tragen. immer wieder gerne, so lange der rücken eben mitmacht. ich fand und find es praktisch, beim einkaufen, spazieren, öpnv. und so schön gemütlich, direkt so aneinander. inzwischen, wie gesagt, leidet der rücken und ich finde es ein bisschen schade, dass minime wohl so viel körperkontakt darüber mitbekommen hat, dass er nur vereinzelt mit uns kuscheln mag.
3. familienbett. puh…anfangs hatten wir ein beistellbett. da war minime mir zu weit weg und gleichzeitig zu nah dran: zu weit weg um gut schlafen zu können, weil ich seinen atem nicht hören konnte. zu nah dran um gut schlafen zu können, weil ich beim leisesten murks hellwach wurde. als meine elternzeit nach sechs monaten vorbei war, stand das beistellbett am schlafzimmerende und nach und nach wurde minime in sein zimmer ausquartiert. anfangs haben wir uns noch sehr viel mühe gegeben, wenn er nachts aufwachte, ihn auch wieder in sein bett zu legen. seit wir aber beide berufstätig sind, ist uns das zu anstrengend. wenn ein alptraum oder eine phase ihn weckt, heißt das wundermittel halt elternbett. ehrlich gesagt, die katze braucht mehr platz, als das kind (sag ich. der mann behauptet das gegenteil. weil die katze ja meistens auf meinen beinen liegt und das kind dafür mit seinen beinen im gesicht des mannes. ausgleichende gerechtigkeit).
4. windelfrei. boah, hab ich am anfang drüber gelästert. ich hab ja schon genug zu tun, da soll ich auch noch verhindern, dass das kind überall frei rumpinkelt? naja. ich habe ein paar vernünftige beiträge dazu gelesen. vielleicht beim nächsten kind (auch weil ich dieses video so krass fand).
naja. das, was man „erziehung“ nennt kommt grad erst auf uns zu. grenzen setzen, grenzen ziehen, verbote, undundund. und ich glaub, wenn ich mit meiner intuition weiter kommen sollte, wäre ich ganz schön aufgeschmissen. da les ich lieber alles was mir in die finger kommt und höre mir an, was andere dazu sagen und schreiben. und nehme mir dann wie bei einem buffett das beste von allem raus. mein erziehungsbuffett.
Windelfrei? Da würde mich ja deine Meinung interessieren oder hab ich einen Eintrag verpasst? Ist hier auch ein Thema, besonders weil die „Oma“ einem ständig zu verstehen gibt, dass wir ja sehr spät dran seien und wir damals früher schon längst trocken waren. Was ich ihr nicht glaube, aber sei es drum
ich habe ein paar ganz nachvollziehbare und entspannte blogs, bzw. blogeinträge dazu gefunden. die klangen ganz einleuchtend. aber wie gesagt, eigene erfahrungen habe ich nicht, schließe es halt nicht aus, es in zukunft mal zu probieren!
Ich kenne eine, die hat ihre drei jüngeren Kinder (darunter Zwillinge) windelfrei erzogen. Dazumals wusste ich überhaupt nicht, dass es das gibt, sonst hätte ich es vielleicht auch probiert.
Genau so!
Und sonst wüsste ich dann noch den einen oder anderen Ratgeber 😉
Also ich habe ja die Erfahrung gemacht, daß es zu jedem „Problem“ immer ALLE Meinungen gibt, gedruckt oder als Blog oder als Meinung. Wenn man wirklich gar keine Ahnung hat, was zu tun ist, sind Ratgeber natürlich super. Wenn man aber bereits zu irgendwas tendiert, sollte man das einfach tun, statt Gegenmeinungen einzuholen oder solange zu suchen, bis man die eigene Einstellung auch als Buch gefunden hat. Spart eine Menge Zeit. Zum Beispiel zum Lesen. Romane! Blogs! 🙂
Ich finde es schade, dass bei dem Thema Kindererziehung immer gleich solche Fronten aufgebaut werden. Jeder klagt über Einmischung, Anfeindung und Besserwisserei (nicht nur) von anderen Eltern und macht es dann doch selbst. Sicher wolltest du in dem Post einfach nur den Kontrast darstellen: Deine Meinung damals und was davon jetzt übrig geblieben ist. Aber Eso-Scheiße? Ich vermute, dass du im richtigen Leben niemandem sagen würdest „so eine Eso-Scheiße würde mir ja nie ins Haus kommen, aber mach ruhig wie du meinst“. Warum dann hier? Sonst lese ich deinen Bog aber sehr gerne 😉
sagen wir so: ich wohne in einem stadtteil, der dem klischee-prenzlauer berg sehr ähnlich ist. nur halt in köln. und FÜR MICH war „eso“ eben immer so ein dogma, dass beinhaltet – alles fürs kind. kind im mittelpunkt. nur das beste natürlich. etwas womit ich mich nicht identifizieren konnte. und auch noch nicht kann. ich habe aber erkannt, dass das nicht immer an den inhalten oder thesen liegt, sondern oft an einzelnen vertreter_innen, die mir begegnen.
und wie du sagst – „scheiß“ war meine sicht damals. und da das hier mein blog ist, schreib ich hier so wie ich denke, und nicht immer, wie ich es sagen würde 😉 danke, dass du trotzdem (hoffentlich) weiter mitliest…
Klar lese ich weiter, denn es interessiert mich was du schreibst und gerade dein Schreibstil ist ja ein Teil vom Ganzen. Und ich lese/höre gerne Meinungen für und gegen „Eso-Scheiße“, weil mich zwar meine Intuition, aber leider nicht mein Einfallsreichtum weit bringt. Dann stelle ich mich lieber so wie du ans Erziehungsbuffet und lass mich inspirieren.
Ich wünsche mir nur, dass es nicht immer diese Feindbilder gäbe: die „Supermamis“, die jeder kennt, aber keiner ist oder eben die verschiedensten Erziehungsstile und Eltern, die sich schon für einen davon entschieden haben.
gegen feindbilder bin ich auch! durch eigene erfahrung eben…und habe ja gelernt, dass man sich von allem das beste rauspicken kann
attachment parenting beschreibt doch im Kern ganz andere Sachen, als windelfrei, Familienbett und stillen bis zum geht nicht mehr… oder? So wie ich das verstehe sollen das „Werkzeuge“ sein um eine sichere Bindung aufzubauen und so das Selbstvertrauen, die Beziehung des Kindes zu sich und seinem Körper zustärken.
Ich glaub das geht auch mit Wegwerfwindeln hier unda, nem Kinderwagen und nem Kinderbett… 😉
siehst du, das ist genau was ich meine: die kernthese (gute bindung – wer kann schon was dagegen haben?) und dann kommen selbsternannte fachleute dazu und sagen dir, wie das am besten laufen soll…den begriff werkzeuge find ich ganz gut!
Hallo
Beim nächsten Kind wird alles anders 😉
Was ich mir vorgenommen hatte: Mich nicht durch Ratgeber (ob in Schrift oder Gesprochen) verunsichern zu lassen.
Was dann passiert ist: Habe mich doch viel öfter als ich wollte durch Ratgeber (in Schrift und Gesprochene) verunsichern lassen. Verunsicherung und Entspannung gehen selten miteinander einher. Entspannung und Selbstvertrauen halte ich aber in der Erziehung für super wichtig. Warum ist es sooo schwer (zumindest für mich…), sich von all diesem „Waaas? So machst Du das? Das nenne ich MUTIG, wirklich MUTIG!“, „Also das ist viel zu unsicher!“, „Das kann Allergien verursachen!“, „Naja, es liegt ja in ihrer Verantwortung. SIE müssen am Ende damit klar kommen, wenn was passiert!“ nicht beeinflussen zu lassen und einfach ganz stur sein Ding durchzuziehen? Denn wenn ich dann einmal zweifle, dann wird das Für und das Wider nach allen Regeln durchgewälzt. Schlafen auf Mamas Bauch statt auf dem Rücken? Schön aber verboten? Gluten? Böse bis 6 Monate oder bis 12 Monate? Etc. Und wenn ich dann irgendwann meine eigene Entscheidung treffe, nach sorgfältigem Abwägen, die Entspannung ist irgendwie dahin. Und das finde ich schade, denn so konnte ich weniger genießen und habe mir viele überflüssige Sorgen gemacht. Falls ich einmal ein zweites Kind bekommen sollte, dann hoffe ich, fällt es mir leichter einfach mein Ding durchzuziehen. (Viele kindererfahrene Leute sagen: „Ab dem dritten Kind macht es so richtig Spaß. Dann macht man nämlich einfach so, wie man meint. Und fährt damit oft am Besten.“ = Oje)
Liebe Grüße
Esthi
Noch was: (Langzeit-)Stillen, Tragen, Familienbett und Windelfrei sind alles Elemente des Kontinuum-Konzepts nach Jean Liedloff. Das Ziel dieses durchaus im weitesten Sinne als esoterisch zu bezeichnenden Konzepts ist selbstverständlich eine gute Bindung zwischen Eltern und Kind, ebenso wie bei der Bindungstheorie. Dennoch ist beides nicht zwingend gleichzusetzen. Eine sehr sehr krasse Vertreterin des Kontinuum Konzepts ist Ingrid Bauer, die mit ihrem Buch „TopfFit“ das diaper-free bekannt gemacht hat. Man lese die Einleitung ihres Buches und staune: unassistierte Geburt zu Hause (ohne Hebamme!), das Baby die ersten Wochen nur nackt auf dem nackten Körper tragen, etc. Das ist wirklich alles sehr sehr sehr ambitionierte Mutterschaft.
Zum Thema Stillen kann ich nur sagen: Jede Mutter, die nicht stillen will, sollte mit dieser Entscheidung widerspruchslos akzeptiert werden. Meist kritisieren da ja gar nicht andere Mütter, sondern Menschen die nie gestillt haben, vorzugsweise Männer. Hallo gehts noch? Wer aber stillen möchte und es klappt nicht, dem kann ich nur eine professionelle Stillberatung ans Herz legen. Leider gibt es sowas nicht in vielen Krankenhäusern und grade in den ersten Tagen kann viel schief laufen. Ich persönlich bin meiner zertifizierten Stillberaterin total dankbar, denn ohne sie wäre ich vielleicht auch mit dem Stillen nicht klar gekommen.
Wenn keine IBCL-Stillberaterin zur Verfügung steht, kann jederzeit online oder telefonisch eine Beraterin der LLL kontaktiert werden: http://www.lalecheliga.de/
Die Beraterinnen sind erfahren, professionell und der Service ist kostenlos (aber nicht wertlos).