Geständnis: Ich habe mein Kind fallen gelassen

es gibt dinge, von denen glaubt man, gefeit zu sein. ich habe früher viele dinge fallen gelassen: gläser, handys, studiengänge. aber ich war ziemlich sicher, NIEMALS NICHT lässt eine ihr kind fallen. das predigte ich auch ständig werdenden eltern, die sich um sowas sorgen machten: NIEMALS. LÄSST. MAN. SEIN. KIND. FALLEN!!

die umstände lassen diese tat vielleicht weniger schlimm aussehen, aber boah, mein herz!

also, wir waren auf dem spielplatz – der mann, das kind und ich. saßen auf einer bank. daneben ein mülleimer, das kind trank apfelschorle. das unvermeidliche nahte: eine wespe. erst schwirrte sie nur um uns rum, aber dann landete das dreiste tier auf minimes mund. ich schnappte mir das kind und lief ein paar meter weg. ich dachte schon, die wespe abgehängt zu haben. der mann kam auf mich zu und deutete auf meinen arm. da saß die wespe. und so passierte es: ich riss meine arme nach hinten – und ließ das kind fallen. 

es hat sich gut abgefangen und war vermutlich mehr erschrocken als verletzt. die wespe hatte mich ein bisschen erwischt (beißen die tiere? einen stich habe ich jedenfalls schmerzhafter in erinnerung. es juckte und schmerzte ein bisschen, aber daran dachte ich in dem moment nicht. ICH HATTE MEIN KIND FALLEN GELASSEN).

tja, und nun? 

12 Kommentare

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12 Antworten zu “Geständnis: Ich habe mein Kind fallen gelassen

  1. Durchatmen und als Erfahrung abbuchen. Mehr kannst du eh nicht machen.
    Und ernsthaft, ich glaub in der Panik hätte das jedem passieren können.

    Zitat Hebamme: „Glauben sie mir, die Kleinen sind so Robust, denen kann man ‚ausversehen‘ kaum was tun“.

  2. Claudia

    Lass dich mal drücken. Ich glaube dir, das dich das sehr erschreckt hat aber versuche es mal so zu sehen, du hast dich heldenhaft zwischen dein Kind und die Wespe geworfen. Und du hast die Entschuldigung, das es in Panik passierte. Ich habe schon desöfteren den Klassiker gebracht und mein Kind beim Tragen durch eine Tür an den Türrahmen gerammt -.-
    Bis jetzt haben es beide Kinder immer überlebt und es sind auch noch keine geistigen Defizite festzustellen, trotzdem trägt mein Mann jetzt lieber die Kinder… und ich passe besser auf.

  3. (auch ein) geständnis. ich habe mein kind nicht beschützt.
    fallengelassen habe ich k. noch nie, aber was mich beschäftigt: ich hatte mich nicht heldinnengleich über sie geworfen, als gefahr drohte. es war im wald beim campen. der freund saß beim zelteingang, ich trug vorm zelt irgendwas irgendwohin. das kind spielte zwischen uns. und dann war da dieser ungute, unheil verheißende laute knacks. es war mir sofort klar, da fällt jetzt ein ast herunter. scheiße. doch anstatt mich über das kind zu werfen, um es zu beschützen, versuchte ich aufgrund des geräusches auszumachen, wo der ast den boden treffen würde. ich war einfach erstarrt. eine schultern hoch- und kopf einziehende salzsäule. (immerhin, der freund hatte die geistesgegenwart das kind ein stück zu sich zu ziehen.) und dann war der moment auch schon vorbei und dieser riesendickeschwere ast schlug hinter mir ein. hätte er eine_n erwachsenen getroffen, wäre diese_r vermutlich schwerst verletzt. aber ein kind … daran muss ich jetzt mehr als damals denken.

  4. Ja, das ist das Leben. Solche Sachen passieren, egal wie man aufpasst etc. Der „Eine Mutter tut so etwas nicht“-Diskurs will uns hingegen suggerieren, dass so etwas auf gar keinen Fall passieren darf, denn sonst hat man als Mutter versagt. Lass dich bloss von dem nicht unter Druck setzen und bleib weiterhin so cool 🙂

  5. Oh, Du bist nicht alleine! Ich habe Tim zwar nicht fallen lassen, aber er ist mir vom Spielplatz abgehauen ); Ich habe zu ihm gesagt: „Ich räume nur noch schnell die Sachen ein und dann gehen wir Eis essen“, mich umgedreht, eingepackt, wieder umgedreht, weg war er. Das waren die furchtbarsten Minuten meines Lebens. Ich bin rumgerannt, auf die Straße, in den danevben liegenden Park, habe jede Mutter angesprochen, ob sie ihn gesehen hat und die totale Panik geschoben. Dann kam eine Frau mit ihm an der Hand auf den Spielplatz, die ihn an der Straße (!!!!) eingefangen hatte (er war auf dem Weg zur Eisdiele…).. die hat mich dann erst mal angeraunzt, dass ich besser aufpassen soll. klar, da hatte sie recht, ich hab mir ja selber die fiesesten vorwürfe gemacht..und war mir vorher auch so sicher, dass mir so etwas niiiiieeee passieren könnte. aber manchmal gehen die dinge so schnell, da ist es dann passiert. mach dich nicht fertig, wir sind alle nur menschen…liebe grüße!

    • Oje…:-( Aber mal ernsthaft: Das letzte, was eine verzweifelte und besorgte Mutter in einer solchen Situation braucht sind Vorwürfe! Das kann jedes Kind mal bringen und jeder Mutter passieren. Egal für wie übermütterlich sich manche halten.

      • Claudia

        Sehe ich genauso, Kinder sind so schnell um die Ecke verschwunden,d as glaubt man manchmal nicht. Und da muss man dann nur in die falsche Richtung loslaufen zum suchen und schon ist das Kind sonstwo und man selber an einer ganz anderen Stelle. Gerade in Panik rennt man dann ja auch eher etwas planlos durch die Gegend. Ichhabe mein Kind schon im Supermarkt und im Indoorspielplatz „verloren“ und selber auch schon einige Kinder „gefunden“ das geht so schnell, ich würde da einer Mutter, die offensichtlich überglücklich ihr Kind wieder in Empfang nimmt, niemals Vorwürfe machen!

  6. (; Danke Euch – ich habe im Nachhinein dann auch schon ein paar mal mitbekommen, wie es anderen passiert ist (Kaufhaus, Supermarkt) und konnte jedes mal sooo mitfühlen…ich denke auch, Mütter sollten lieber zusammen halten, als sich fertig zu machen – so lange (wie Du schon sagst, Claudia) man das Gefühl hat, dass zwischen Mutter und Kind alles in ordnung ist!

  7. der igel ist hier zwei mal vom über 1m-hohen bett gefallen, innerhalb eines monats.
    zum glück dem vater und nicht mir. 😀
    kann ich trotzdem nicht jedem erzählen.

    dafür ist er mir neulich bei ikea abgehauen und ne runde alleine fahrstuhl gefahren.

    es ist mir ein rätsel, wie wir hier alle offensichtlich ohne größeren schaden überhaupt das zwanzigste lebensjahr erreicht haben.
    das leben ist so gefährlich!

  8. ich hab mein grosses kind mal im supermarkt (aus den augen) verloren. da war ich aber erschrocken. hab nach ein paar rufe in normaler lautstärke dann ’nen brüller gelassen und da kam das kind auch schon um die ecke 😉 wir sind uns hinterher um ein geral gerannt, aber haben uns eben nicht gesehen… ach, und ein mal hab ich das gleiche kind in der kita vergessen. kita hatte wg pädagogische tage oder sowas früher zugemacht. darüber gabs auch einen zettel an die eltern und an der tür der kita am selben tag. aber irgendwie hab ich es doch verschwitzt. erst als erzieherin anrief und meinte, dass mein kind mit der befreundeten mama heim gegangen sei, fiel mir ein, dass ich doch was vergessen hatte…

    also wenn man jetzt alles so hinnehmen würde, wie uns die moralgesellschaft eintrichtert, dann müsste ich ja sowas von geschädigt sein und meine kinder erst recht 😉 aber zum glück stelle ich immer wieder fest, dass es in den anderen familien auch nicht immer glatt läuft, somit brauch ich mir keine sorgen machen 😉

  9. Ja, das Leben birgt lauter Gefahren für unsere Kinder. Wir sperren diese Gefahren jedoch nicht total aus, sondern zeigen Jonas wie er damit umgehen kann, was natürlich viel anstrengender für uns ist und dennoch viel „Kontrolle“/Beobachtung erfordert. Unser eigenes Bewegungsbedürfnis kommt uns bei dieser Art von Pädagogik jedoch entgegen, wir rollen, kuscheln, tollen miteinander was das Zeug hält und so hat er bald gelernt was alle Kinder können die viel Bewegung machen. Er kann „richtig“ fallen, sich abrollen, den Kopf halten wenn er rückwärts stolpert, sich abstützen, etc.; als er mir das erste Mal aus dem Tragetuch fiel hab` ich mich auch noch von der Kinderärztin panisch machen lassen, aber mittlerweile bin ich relativ gelassen geworden, was nicht heißt, dass auch mir das Herz ab und zu noch stehen bleibt. Jedoch weiß ich mittlerweile was ich ihm zutrauen kann, und das ist meistens viel mehr als ich glaube und wahrhaben will!

  10. Pingback: Wir, die Rabeneltern – mal wieder | glücklich scheitern

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