Gelesen: Familiensafari (Rike Drust)

Ich glaube, Familiensafari ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Art zu Lesen das Leseerlebnis beeinflussen: Die erste Hälfe las ich quasi in Einzelseiten. Kurz nach der Geburt von Cashew fing ich an und wurde nach maximal drei Minuten unterbrochen. Ich hatte das Gefühl, die Story käme nicht richtig in Fahrt. Die zweite Hälfte las ich dann in zwei größen Blöcken, schön in der Badewanne. Und dachte: Oh, hat doch noch mal gut Drive bekommen, die Geschichte. (Lag vielleicht eben nicht an der Geschichte, sondern daran, wie man sie ließt).

Doch von vorne: Worum geht es? Familie Wischer ist eine klassische Reihenhausfamilie: Vater Alexander, dem das älter werden so zusetzt, dass er es mit „modischer“ Kleidung und Möchtegernjugendslang abzutöten versucht. Mutter Jutta, Bankangestellte, der es am allerwichtigsten ist, wie die Familie nach Außen wirkt. Tochter Anna, die von einer Karriere als Fernsehmoderatorin träumt und Sohn Lars, den eigentlich nur das Mädchen Steamy interessiert. Ach ja, und Rose, aber von der schreibe ich nichts, ein bisschen Spannung muss bleiben! So weit, so öde.

Als die Bank, in der Jutta arbeitet, überfallen wird (einzig ein Schock bleibt), denkt sie sich in etwa: Das hätte das Ende sein können, ich will NIE wieder ohne meine Familie sein! Das freut Alexander, der eigentlich auf sein Abitreffen wollte; Anna, die zu einem Casting möchte und Lars, der bei einem Wettbewerb Steamy beeindrucken möchte so sehr wie Salmonellen an Ostern. Aber natürlich kann man in der Situation Jutta nichts abschlagen und SCHWUPPs, sitzen alle zusammen mit Rose in einem Bulli und fahren quer durchs Land! Und ehrlich, den Rest müsst ihr selber lesen.

Fand ich topp: Rikes Schreibe (ihr kennt sie vielleicht von Muttergefühle und seid Fan ihrer Facebook-Seite? Wenn nicht: nachholen!) hat eine starke Visualisierungskraft. Äh, will sagen: Man kann sich das Geschehen unheimlich gut bildlich und szenisch vorstellen. Vielleicht sollte sie direkt das Drehbuch schreiben? Ich schlage als Besetzung für Alexander Jan Josef Liefers und als Jutta natürlich Katja Riemann. Für Anna wünsch ich mir Julia Jentsch auf Speed und Rose bitte von Senta Berger spielen lassen! Lars‘ Altersklasse ist außerhalb meiner Vorstellung, darum lass ich das offen. Weitere Highlights: Das Outing in der Saunabeichte. Überhaupt der Besuch in Roses Ex-Kommune. Manche Dialoge. Und: dass die sich anbahnende Love-Story bei Anna kein bisschen dominant wurde und sie ihre Prioritäten beibehielt 🙂

Fand ich eher flopp: Dünnen-„Dissen“. So awesome ich das auch finde, dass mit Anna eine Hauptdarstellerin mal mit eher fülliger Statur thematisiert wird, so überflüssig finde ich das Rumhacken auf das andere Ende der Skala. Und: mein Jugendslang ist quasi null vorhanden, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass so wie Lars & Co. reden, eigentlich niemand redet. Aber vermutlich hat Rike Feldstudien in Hamburg betrieben und weiß es darum besser.

Fazit: Unterhaltsam! Lustig! Aber bitte in einem Rutsch lesen, in der Badewanne, wenn die Kinder schlafen oder auf der Terrasse im Sommer mit einem Gläschen Wein.

Familiensafari

Rike Drust – Familiensafari

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