Von Putzfeen, Hauselfen und anderen Fabelwesen oder: Feministisch putzen 101

Feministisch putzen ist, wenn der Mann es macht!

Spaß beiseite. Schließlich ist nicht jede Frau – zum Teil aus guten Gründen – mit einem Mann zusammen. Und das bisschen Haushalt muss auch erledigt werden, wenn Frau alleine ist. Geht das, feministisch putzen?

Es ist etwa ein halbes Jahr her. Ich saß mit Kind2 in der Krabbelgruppe. Nach dem Begrüßungslied („Hallo Hugo hallo Hugo wo bist du? Wo bist Du? Wie geht’s Dir denn heute, wie geht’s Dir denn heute? Hoffentlich recht guuut, hoffentlich recht guuuuut!“ Nach der Melodie von Bruder Jakob. Dazu die passenden Handbewegungen mit Winkewinke und Daumen hoch) tauschen wir immer ein wenig Befindlichkeiten aus. Das Schlafen, das Essen, die Hoffnungen oder Ängste mit der Lohnarbeit. Eine Mitmutter setzt an und flüstert fast:

„Wir haben uns jetzt eine Putzfrau gegönnt. Einmal die Woche“

Und dabei geniert sie sich so offensichtlich als würde sie berichten, dass sie seit der Geburt inkontinent ist. Haushaltshilfen, das Tabu unserer Zeit?

Ich gebe zu: Ich war ein bisschen neidisch. Ich meine, sich einmal nicht um den Haushalt kümmern müssen? Ich bin auch nur ein Mensch! Ich hatte noch nie eine externe Putzkraft.

Es ist auch nicht so, als sei ich zu Hause alleine fürs Putzen zuständig. Ich streite mich auch nur selten mit dem Mann um den Haushalt. Wir machen etwa beide gleich wenig (wir streiten uns eher um die Sachen, die jede_r von uns ANDERS macht. Und um die Wäsche. Wer die machen darf und jetzt weiß ich, ist das Bild von mir als Freak komplett, aber Wäsche mach ich wirklich gerne!).

Deshalb geht es hier nicht um allgemeine Anklage, auch wenn ich mich wunder, wer in meiner feministischen Timeline alles auf die Fabelwesen Hauselfe und Putzperle zurück greift. Sondern eine kleine Analyse und Darstellung der Fragen und Möglichkeiten, die sich bei dem Thema für mich auftun. 

Manche brauchen Hilfe, können sich aber keine leisten

Und: es gibt natürlich total legitime Situationen und familiäre Rahmenbedingungen in denen Hilfe bitter nötig ist. Nur fände ich es schön, wenn auch da mitgedacht wird, dass das nicht für jede Mutter oder Familie umsetzbar oder wünschenswert ist:

  • Geldmangel. Egal wie „billig“ die Putzkraft ist. Auch wenig Geld muss man erst mal übrig haben. Da wird die Relation von „wieviel Geld bekomme ich für Lohnarbeit und wieviel bleibt übrig, um es für Aufgaben, die ich theoretisch selber machen kann, auszugeben“ schnell sichtbar.
  • Stigma. Bevor man jemanden zum Putzen rein lässt, muss man meistens aufräumen. Es gibt nicht wenige Leute, die damit ein echtes Problem haben.
  • Was sollen denn die anderen denken? Ist ähnlich wie das Stigma, aber es geht tatsächlich darum, wem man denn die Putzfeen und Hauselfen gönnt! Darf sich die Supermarktkassiererin jemanden zum Putzen leisten, woher hat die das Geld? Vielleicht ist das aber gerade die Zeit, die sie sich für eine Fortbildung „freikauft“? Und sollte nicht die Karrierefrau mit Kind wenigstens selber putzen, wenn sie schon die Kinderbetreuung deligiert?

Putzfeen, Putzperlen und Hauselfen: Fabelwesen und die nackte Wahrheit

Wer putzt dann eigentlich, wenn ich es nicht tue?* Oder der Mann es nicht tut (also in meinem Fall, wo einer da ist)? Wer sind diese Fabelwesen, die die Hausarbeit machen und, ganz unsichtbar, aus dem Saustall ein liebliches, bewohnbares zu Hause? Muss ich eigentlich sagen, dass ich die Begriffe nicht mag? ‚Fee‘ und ‚Perle‘ oder wie auch immer man die Frauen nennt, die den Dreck weg machen? Es hat was sehr verniedlichendes und macht die buchstäbliche Drecksarbeit dahinter unsichtbar.

Wer sind denn die putzenden Menschen? Ich weiß schon, klar. EURE Putzhilfe wird anständig bezahlt, ist angemeldet und überhaupt. Und putzt dann wie viele Stunden bei Euch? Ich meine: Meines Wissens darf man nur einen 450Euro-Job unversteuert machen. Also, wer bei Euch 4 Stunden á 10€ die Woche putzt verdient im Monat – 160€. Jetzt bin ich neidisch. Nicht.

Die wollen ja gar nicht angemeldet werden, die wollen so arbeiten“ – äh ja, siehe oben: Wer in einem Haushalt putzt, putzt meist auch noch in anderen, jedenfalls wenn ein nennenswertes Einkommen erwirtschaftet werden muss. Ein Job angemeldet, der Rest unter der Hand. Kein Verdienstausfall, kein Versicherungs- und Kündigungsschutz – nix.

Oder doch lieber die Putzkolonne? Drückerkolonne? Da kenne ich mich nicht aus, denn Zahlen dazu zu finden ist fast unmöglich.

Woher kommen Eure Putzfrauen? Nicht nur das delegierte Hausarbeit meist von Frauen erledigt wird, sie wird auch meistens von Frauen erledigt, die aus Gründen putzen: Weil ihre Ausbildung, wenn sie denn eine haben, in Deutschland nicht anerkannt wird. Oder ihnen sonst wie der Zugang zu qualifizierter Arbeit hier in Deutschland fehlt.

Machen wir weiter: Nicht nur, aber besonders wenn man mit Kindern Räume teilt entsteht unglaublich viel Haushalt. Der war vorher auch irgendwie da und im Nachhinein frage ich mich immer, warum meine kleine Alleinewohnung nicht immer tippitoppi war, denke ich doch: das hätte ich in FÜNF MINUTEN erledigen können!

Mit Kindern potenziert sich der Haushalt und es hilft nix: er muss halt gemacht werden. Ist also die naheliegende erste Frage: Wer macht es. Nee, eigentlich fängt die Frage vorher an:

Warum macht es keine_r gerne und freiwillig?

Sonst gäbe es ja den ganzen Streit und die Diskussionen darüber nicht, der Haushalt ist einer der größten Zündstoffe bei Heteropaaren (mit und ohne Kinder). So das sich manche Paare direkt für das getrennt Leben entscheiden:

Untersuchungen über Paare, die zusammen sind, aber nicht zusammen leben (=LAT: Living apart together) haben ergeben: Es sind oft Paare, bei denen es nicht die erste lange und feste Beziehung ist und bei der die Frauen das getrennt leben bevorzugen:

„Männer sind schliesslich dafür bekannt, nicht gerne alleine zu leben. Diesbezüglich kamen zwei deutsche Studien zum selben Schluss: Es sind tatsächlich die Frauen, die das getrennt leben bevorzugen. Sie sind in LAT-Beziehungen glücklicher als Frauen in klassischen Haushalten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: In der eigenen Wohnung liegen nur die die eigenen Socken rum, ist nur der eigene Abwasch nicht erledigt. In den meisten Partnerschaften bleibt der Haushalt an den Frauen hängen, ganz zu schweigen von der Kinderbetreuung- und erziehung. Ein gutes Einkommen garantiert einer Frau heute eine Selbständigkeit, die sie so schnell nicht mehr aufgeben möchte. Seltenere Streitereien sind nur ein weiterer Pluspunkt im Plädoyer für das LAT.“ (Quelle)

Putzen ist redundant, es wiederholt sich immer. Das Ergebnis weilt nur kurz, der Dreck kommt oft schneller wieder als man ihn beseitigen kann. Man hat hinterher nichts in der Hand, kein fertiges Gericht, das man gemeinsam mit der Familie essen kann, keinen Text, den andere lesen können – nichts. Hat man grade den Anblick einer sauberen Küche genossen stürmen die Kinder rein und ruinieren das Gesamtbild wieder. Der Mann hier sagt immer ganz pragmatisch: „Aber ich dusche doch auch jeden Morgen, obwohl ich danach nur dreckiger werde“. Ja, aber das Duschen hat noch irgendwie den selbstfürsorgerischen Effekt, es tut mir gut. Außerdem: Ich verlasse die Tür und bin für alle sichtbar, da ist Sauber-Sein ein Muss. Unsere Wohnung wird nicht ganz so oft betreten. Warum also putzen, wenn es außer mir keiner sieht? Das Schlimme an meiner aktuellen Arbeitslosigkeit ist auch: Ich verbringe sehr viel Zeit hier und sehe also wie es aussieht. Selbst wenn ich das vormittags, so lange Kind2 betreut wird (Kind 1 hat längere Betreuungszeiten) ausblende – ein kleiner Teil meines Gehirns nimmt den Dreck zur Kenntnis. Da ich aber mit Stellensuche, Bewerbungen schreiben und Auftragsakquise beschäftigt bin, versuche ich das auszublenden.

Wenn mal Besuch kommt, sagt dieser Besuch nicht anerkennend: Oh, hier sieht es aber sauber aus. Der Mann auch nicht (also wenn er arbeiten ist und ich zu Hause versuche, den Laden zu schmeißen. Wer lohnarbeitet, bekommt Feedback und idealerweise auch mal positives, wer hausarbeitet eher nicht). – Auch weil es selten stimmt. Es bleibt also Fakt: Putzen ist Sysiphosarbeit und findet keine Anerkennung.

Und grade hier in Deutschland hat Haushalt einfach den Muff der 50er Jahre. Auf pinterest habe ich eine Pinnwand mit Zusammenstellungen von Tipps für den Haushalt. Zugegeben, die ist noch recht überschaubar. Aber der Fundus ist riesig und er ist vor allen Dingen aus den USA stammend, da wo Martha Stewart, bis sie ins Gefängnis musste, mit ihren „Hausfrauensendungen“ fett Kohle machte. So was sucht man in Deutschland vergeblich.

Warum Putzen nicht gelernt wird

Habt ihr putzen gelernt? Also welches Putzmittel für was und mit welchem Lappen oder Schwamm? Ich nicht. Oder ehrlicher: Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern mir da was beigebracht haben, muss aber auch fairerweise sagen, dass ich vielleicht nicht empfänglich dafür war.

Hauswirtschaftsunterricht hatte ich keinen. Und ich mein, mal ehrlich: Putzen lernen?

Warum eigentlich nicht? In den Vereinigten Staaten gibt es einige Blogger_innen, die damit Geld verdienen. Ich selber versuche immer noch herauszufinden, ob man für jede Art von Schmutz (Kalk, Fett, Staub, Glas) und jedes Zimmer (Badreiniger, Küchenreiniger) ein eigenes Putzmittel braucht, oder ob es nicht auch ein Oldschool-Ansatz mit Essig, Zitronen und Natron tut.

Dass Putzen aber ein Job sein könnte, den man erlernen muss, glaubt wohl keine_r. Darum kann es auch jede_r (so der Gedanke).

Alternativen und Lösungsansätze:

Wie kommt man aus dieser misslichen Situation heraus und findet eine Lösung, die nicht auf dem Rücken anderer ausgetragen wird?

SCHWARZER**: Und die Hausarbeit? Was ist damit? Sollten Frauen sich weigern, mehr als die Männer im Haushalt und bei der Kindererziehung zu tun?

DE BEAUVOIR: Ja. Aber das genügt nicht. Für die Zukunft müssen wir andere Formen finden. Hausarbeit darf nicht mehr nur von Frauen, sondern muß von allen gemacht werden. Und — ganz wichtig! — sie muß aus der Isolierung heraus! Damit meine ich keine Vergesellschaftung der Arbeit des Stils, wie man ihn in der UdSSR zu einer gewissen Zeit praktiziert hat: nämlich Spezialtruppen, die dann die Arbeit machten. Das scheint mir sehr gefährlich zu sein, denn das Resultat ist eine noch schärfere Arbeitsteilung. Es gibt dann Leute, die ihr Leben lang kehren oder bügeln. Das ist keine Lösung. Sehr gut finde ich allerdings, was in einigen Gegenden von China zu existieren scheint, wo alle Leute — Männer, Frauen, sogar Kinder — sich an einem bestimmten Tag zusammentun und aus der Hausarbeit eine öffentliche Sache machen, die lustig sein kann. So waschen zum Beispiel alle zusammen zu einer bestimmten Stunde oder putzen. Es gibt ja keine Tätigkeit, die an sich erniedrigend ist. Alle Tätigkeiten sind gleichwertig. Es ist die Gesamtheit der Arbeitsbedingungen, die erniedrigend ist, Fenster putzen, warum nicht? Das ist genausoviel wert wie Schreibmaschine schreiben. Erniedrigend sind die Bedingungen, unter denen man das Fensterputzen verrichtet: in der Einsamkeit, der Langeweile, der Unproduktivität, der Nicht-Integration ins Kollektiv. Das ist es, was schlecht ist! Und auch diese Arbeitsteilung drinnen! draußen. Alles müßte sozusagen draußen sein! (Quelle)

Also: Warum nicht mal einen Putzmob statt eines Flashmobs? Oder die Putz- statt Tupperparty. Ja geht nicht, weil dann würden die Freund_innen ja sehen, wie dreckig es bei einer ist. Scham, das Stigma des Alltäglichen, des Dreckigen – will und darf doch keine_r sehen außer uns. Wir haben eher ein Verständnis dafür, dass auch Models ka*cken gehen, als dafür, dass auch Models putzen müssen.

Tauschringe: In manchen Städten und Regionen gibt es Tauschringe. Tauschen kann man dort Zeit. Dort ist eine Stunde putzen genau so viel wert, wie eine Stunde massieren oder Webdesign. Wer also irgendeine (Dienst-)leistung anbieten kann – von Hundesitting oder Einkaufsdiensten, Ablage, Steuererklärung – whatever, kann diese gegen Putzen als Dienstleistung eintauschen.

Architektur: Für den/die Einzelne schwierig. Aber in der zweiten Frauenbewegung gab es bereits Ansätze zum Thema „selbstreinigendes Haus“. Auch ein Grund, mehr Frauen in der Architektur zu fördern. Könnte praktischere Ergebnisse zeigen als das, was ich derzeit an Trends beobachte. Ich meine, schon schick wenn sich ein Haus selbst steuert, die Heizung zu einem bestimmten Zeitpunkt einschaltet oder der Kühlschrank sagt, dass die Milch alle ist. Aber wie viel geiler wäre es, wenn das Haus sich selber reinigte? Und ja, Staubwischroboter sind da ein Anfang. Aaaaanfang.

Minimalismus: In der Hinsicht werde ich hier boykottiert. Aber eigentlich ist es logisch: Je weniger irgendwo rumsteht, desto weniger muss man aufräumen und putzen. Downsizing nennen das auch Einige. An dem Ansatz habe ich zwar auch einige Kritikpunkte (im Kritisieren bin ich gut), aber es ist – theoretisch – für einige umsetzbar.

Quality-Time: In einer Nicht-repräsentativen Umfrage auf meiner facebook-Seite wurde als einer der häufigsten Gründe für eine Putzfrau genannt: Damit ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Und ich denk mir: Verbringt doch Zeit miteinander! Beim Putzen! Jaaaa, das macht vielleicht nicht ganzzzz so viel Spaß, aber wie ich hier schrieb, ist es in manchen Lebensphasen der Kinder gar nicht sooo schwierig. Es dauert nur zigfach so lange. ABER: Ich möchte auch meinen Kindern vorleben, dass das eben dazu gehört. Aufräumen, Putzen. Dass das nicht mal eben so ausgelagert wird. Sondern eine ganz selbstverständliche Aufgabe ist wie Zähneputzen. Na gut, ich seh die mangelnde Überzeugungskraft ein, aber UTOPIE!

Putzplan: Waren in Eurer WG schon doof? Machen aber vielleicht noch mal sichtbar, was alles zum Haushalt gehört. Man braucht ihn ja auch nicht, so lange alle Beteiligten das Gefühl haben, die Arbeit ist fair verteilt. Aber bei Lohnarbeit gibt es auch meistens Stellenbeschreibungen und klar definierte Aufgabenfelder. Ausgesprochen oder unausgesprochen gehört zum Haushalt mehr als Saugen und Wischen. Und dem_derjenigen, die es macht, fällt es meist viel mehr ins Auge, als die_dem es ein Rätsel ist, wann der Duschvorhang das letzte Mal gewaschen wurde, die Waschmaschine mal vorgerückt wurde um dahinter zu reinigen, die Spülmaschine mit Salz und Klarspüler befüllt wurde, dem Staubsauger ein neuer Beutel geschenkt wurde, die Kaffeemaschine entkalkt wurde…

Zum Abschluss: Was mich aber richtig ankotzt in der Rhetorik auch feministischer Gegner_innen von Putzfrauen: die Argumentation, dass (deutsche) Frauen ihre Emanzipation auf dem Rücken anderer Frauen ausleben. WHAT? Es sind meistens die Männer, die ihren Anteil in der Hausarbeit nicht leisten. Die tragen also ihren Privilegienerhalt auf dem Rücken anderer Frauen aus. Damit sie ihn nicht mit der eigenen Frau austragen müssen.

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* Ich rede nur vom Putzen im Privathaushalt, nicht in Unternehmen

** Isch bin keine Freundin von Schwarzer, nicht erst seit meinem semioffenen Brief. Aber sie führte viele Interviews mit Beauvoir und so war die Verbindung nahezu unvermeidlich.

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Weitere Links:

Deutsche schätzen ihre Putzfrau aber zahlen mies

Podcast: Heiter Scheitern – Das Putzen ist politisch

Wem gehört mei Dreck? makellosmag

Die Perfidität des Nicht-Aufräumens bei Aufzehenspitzen

22 Kommentare

Eingeordnet unter feminismus

22 Antworten zu “Von Putzfeen, Hauselfen und anderen Fabelwesen oder: Feministisch putzen 101

  1. Liebe Melanie,
    auf diesen Artikel von Dir habe ich schon lange gewartet. 🙂 und er ist sehr sehr spannend und differenziert geworden!!!
    Ich finde den Lösungsansatz der Putzparty gut. Alle gemeinsam als ritualisiertes „Event“ putzen.
    Ich persönlich hasse putzen, würde aber gerne da hin kommen, dass ich es lieber tue. Außerdem bin ich dabei extrem ineffizient. Mein Freund putzt immer bei uns, ärgert sich aber darüber, dass er viel mehr Hausarbeit macht und ich kann ihn verstehen. Richtig oft putzt er aber auch nicht, daher ist es bei uns meistens dreckig. Ich komme irgendwie in keine Putzroutine/ Haushaltsroutine rein. Beim Lesen deines Artikels ist mir aufgefallen, dass man tatsächlich überhaupt nicht darüber spricht. Eigentlich bräuchte ich Tipps oder Anregungen für den Haushalt, aber es ist irgendwie nie Gesprächsthema.
    Wobei, Letztens habe ich auch erstaunt festgestellt, dass einige Familien in meinem Bekanntenkreis Putzhilfen haben. Ja, ehrlich gesagt macht mich das neidisch, weil ich putzen wie gesagt nicht leiden kann, aber es wäre trotzdem keine Option.
    Das hat auch mit einem Aspekt zu tun, den ich gerne zu Deinem Artikel ergänzen würde: Als ich klein war, sind wir von Russland nach Deutschland gezogen. Meine Mutter, eigentlich Künstlerin, arbeitete als Putzhilfe und ich kam oft mit. Ich erinnere mich, wie gern ich mit dem traumhaften Riesenpuppenhaus einer Millionärsfamilie on Marienburg spielte. Seit mein Freund arbeitet (vorher studierten wir beide) könnten wir uns vllt eine Putzhilfe leisten, aber ich könnte meiner Mutter nicht in die Augen schauen, wenn wir eine hätten. (ich verurteile niemanden, der es tut! es ist nur mein persönlicher Grund) …. ich könnte es also nicht. Lieber gebe ich die Hoffnung nicht auf, das Zen im Putzen zu entdecken.

  2. Ich hatte heute schon drauf gewartet & hat sich gelohnt. Sehr viele interessante Gedanken.Teile nicht alle, aber wirklich ein super Text. Lieben Gruß!

  3. danke auch von mir! mein freund und ich hatten früher gemeinschaftsputzstunden (um uns zum putzen zu motivieren) und machen das gemeinsam mit dem kind manchmal immer noch, also ähnlich wie de beauvoir das vorschlägt. das ist tatsächlich lustig, hat einen lerneffekt (fürs kind, das mittlerweile manchmal sogar freiwillig und gerne putzen „spielt“) und ist vor allem sehr gerecht von der verteilung. egal wie schnell wer was macht, die gesamtzeit, die investiert wird, ist diesselbe. putzen an sich war für mich auch nie ein geschlechterspezifisches thema (deshalb?). jedenfalls: weil das gemeinsame putzen immer seltener wurde und die wohnung verdreckter, war für unser faulheits-zeit-putzproblem auch eine putzhilfe eine lösung.
    in österreich gibt es übrigens die möglichkeit von dienstleistungsschecks: https://www.dienstleistungsscheck-online.at/dienstleistungsscheck-webapp/index.jsf

    Was du zum Schluss ansprichst  – also: zur vermeintlichen (?) Gegner*innenschaft von Putz/Haushaltshilfen, also der „Argumentation, dass (deutsche) Frauen ihre Emanzipation auf dem Rücken anderer Frauen ausleben“. Ich denke, es geht vor allem darum, dass sichtbar gemacht werden sollte, wer die Frauen sind, die zum einen die Putzarbeiten machen und unter welchen Bedingungen sie diese machen. Dass dabei (bei ausgelagerten Putz- und Caretätigkeiten – bei 2. vor allem bei Pflege von älteren Menschen wiederum) Macht, Klasse und Rassismus eine große Rolle spielen. Und dass zB die Auslagerung von Putztätigkeiten entsprechend eben KEIN feministischer Akt ist. Auf Twitter ist in dem Zusammenhang, glaub ich, auf diesen Text von bell hooks „Feminism is for everybody“) verwiesen worden: https://excoradfeminisms.files.wordpress.com/2010/03/bell_hooks-feminism_is_for_everybody.pdf (engl.)

    • Ja, ich verstehe dass es darum geht, Macht, Klasse und Rassismus offen zu legen. Aber mich stört daran die Formulierung, dass die („Weißen /(Ober-/Mittel-)schicht) frauen daran „Schuld“ sind. Denn dabei wird ja oft die innerheterobeziehungsebene ausgeblendet: wenn Frauen, damit sie Lohnarbeiten können und nicht auch noch den Haushalt alleine machen müssen, ist es eben nicht ihre „Schuld“, sondern die der Partner, die ihren Teil nicht übernehmen und die Arbeit der eigenen – oder eben einer anderen – Frau überlassen.
      Dieser Punkt wird halt in der Rhetorik von „Frauen tragen auf dem RÜcken anderer Frauen ihre Emanzipation aus“ übersehen. Finde ich.

  4. Sehr schöner Artikel, ich bin begeistert! Vor allem der Hinweis auf die Absurdität der „Frauen verteilen Arbeit an andere, weniger privilegierte Frauen“-Argumentation aufgedröselt wird. Auf die Gedanken bin ich noch nicht gekommen.
    Hier war es bisher so, dass einer das Kind beschäftigt hat, während die andere ihren Putzdienst gemacht hat und umgekehrt, mit klaren Zuständigkeiten, wer welchen Raum sauber macht. Just letztes Wochenende haben wir dann eine „Putzparty“ gemacht mit dem Hintergedanken, dass wir dann ja viel mehr Zeit für schöne Aktivitäten zu dritt haben. Das Kind hat sich als sehr talentierte Staubsaugerin entpuppt, das war schon mal super. Nicht so super war, dass ich den Rest des Tages in Schweinekälte zitternd auf dem Kinderbauernhof herumhängen musste 😀 Aber irgendwas ist ja immer!

    • Ja irgendwas ist ja immer 🙂
      Der Große hier kann das mit dem Staubsaugen auch gut. Leider will der Kleine jetzt immer mitmischen und das artet in Streit aus. Ich vermute aber, das bleibt nicht lange so ^^

  5. A nna

    Sehr interessanter Artikel, der ein gängiges Thema mal völlig neu beleuchtet. Seit Mann und ich Vollzeit arbeiten (paar Monate) und Kleinkind in den zwei Stunden Wachzeit zwischen fünf und sieben sehr anhänglich ist, wäre das Wochenende die einzige Putzmöglichkeit (weil ich nach acht abends einfach keinen Bock hab). Da wir häufig meine und seine Eltern treffen oder Ausflüge machen, würde hier häufig nichmal einmal die Woche grundgereinigt. Deshalb haben wir eine Haushaltshilfe. So differenziert wie Du hab ich das Ganze nie gesehen, eher stumpf „Geld für Arbeit“, was wir halt den ganzen Tag auch so machen.
    Grüße!

    • Ja, die Zeitfrage ist nachvollziehbar. Aber das Kleinkind ist ja auch nicht mehr ganz so lange Kleinkind und vielleicht lässt sich dann was gemeinsam machen. Ist ja nicht so, dass ich hier freudig umherhüpfe beim Putzen 😉 Vielleicht sollte ichs aber mal probieren

  6. Jenna

    Spannender Artikel und die Ideen zu einer neuen Putzpraxis finde ich auch gut!
    Ich muss allerdings zugeben, dass mein Mann und ich einen Putzdienst bestellen. Wir haben zwar nicht so viel Geld, verzichten dafür aber lieber auf Anderes. Wir greifen dabei auf eine Firma zurück, bei der vorwiegend Männer angestellt sind. Die Lösung finde ich nicht optimal, weil sicher auch da die Arbeitsbedingungen für die Putzkräfte immernoch schlecht sind. Dennoch kann ich mir inzwischen nicht mehr vorstellen, darauf zu verzichten, u.a. weil ich gesundhetliche Probleme habe und mein Mann sehr viel arbeitet.
    Ich denke, die Verlagerung der zuvor unbezahlten Hausarbeit auf schlecht bezahlte Hilfskräfte ist nur im Rahmen des kapitalistischen Gesamtsystems zu betrachten. Solange dieses System besteht, wird es auch schlechte Arbeitsbedingungen geben und werden weniger beliebte Arbeiten von Menschen, die beliebtere Arbeiten machen, an andere abgegeben.
    Ich persönlich finde es sehr schwierig, dazu eine für mich schlüssige Haltung zu finden, mit der ich mich wirklich wohl fühle. Ich bin sehr dankbar dafür, die Putzarbeiten nicht selbst machen zu müssen (auch nicht geteilt mit meinem Mann). Nicht weil ich diese Tätigkeiten so widerlich oder entwürdigend finde, sondern weil ich mich davon – neben der Bewältigung meines anderen Alltags inklusive unfreiwilliger Lohnarbeit (Arbeiten macht mir keinen Spaß, ich tue es, weil ich es muss) – überfordert fühle. Manchmal denke ich, dass es mit dem Putzen-Lassen in der feministischen Debatte so ähnlich ist wie mit der Prostitution: Viele sind strikt dagegen, viele dafür, viele können sich nicht entscheiden. Wenn ich eine*n der Putzkräfte fragen würde, was würde er*sie dazu sagen?
    Was ist mit all den anderen schlecht bezahlten Arbeiten? Mit den Leuten, die in einem Supermarkt die Regale einräumen, mit denen, die Pakete packen und austragen etc.? Wenn ich auf diese Dienste nicht verzichte, wieso dann gerade auf das, was mir im Alltag so große Entlastung verschafft? (ich bemühe mich um bewussten und fairen Konsum, kann „unfairen“ Konsum jedoch bisher nicht ganz vermeiden).
    Manchmal denke ich auch, dass es doch ständig so dramatisiert wird, dass es keine Jobs mehr für un- und angelernte Arbeitskräfte gibt. Putzen ist genau so eine Tätigkeit. Etwas, mit dem eine*r über die Runden kommen kann, wenn sonst nichts geht. Das hört sich drastisch an. Vielleicht ist es nur eine Ausrede von mir.
    Anstatt Menschen, vor allem Frauen, für die Entscheidungen, die sie in ihrem Haushalt treffen, zu verurteilen, sollten meiner Meinung nach lieber die gesamtgesellschaftlichen Strukturen hinterfragt werden. Es sollte sichergestellt sein, dass auch Putzen einen ordentlichen Lebensunterhalt schaffen kann und würdige und sichere Arbeitsbedingungen vorliegen. Es sollte sichergestellt sein, dass Menschen(leben) nicht in mehr oder weniger wertvoll eingeteilt werden, sodass die als weniger wertvoll betrachteten Menschen zu menschenunwürdigen Konditionen arbeiten müssen.
    Ich habe jetzt auch keine Lösung dafür. Ich hoffe, dass die Putzkräfte, die bei mir zu Hause putzen, sich dabei von mir wertgeschätzt fühlen und davon leben können.

    So, ich hoffe, meine Aussagen sind einigermaßen verständlich!

    Liebe Grüße,
    Jen

  7. Jenna

    Diese verniedlichenden Umschreibungen für Putzkräften (Feen etc.) finde ich übrigens vollkommen idiontisch. Nee, das sind keine Feen, sondern Menschen und die wollen auch als Menschen behandelt werden!

  8. Das Putzen mit den Kindern zusammen ist für mich zum Beispiel völlig selbstverständlich. Ich finde es völlig widersinnig, dass man die Kinder, solange sie so jung sind, dass sie sich fast alle brennend für’s putzen interessieren, ständig davon fern hält, aber dann, sobald sie das Interesse endgültig verloren haben, erwartet man plötzlich, dass sie das alles können und machen. So beobachte ich das jedenfalls überall und ich stoße ständig auf Unverständnis, wenn die Leute mitkriegen, dass meine Kinder immer mitputzen und mitkochen dürfen. Sie dürfen auch beim Möbel aufbauen helfen, sie sind ab dem Krabbelalter bei allem dabei und wir betrachten die Arbeitsmaterialien zusammen und sie dürfen fast alles auch mal selbst ausprobieren. Klar dauert das dann alles länger, aber die Kinder lernen etwas für’s Leben dabei und haben Spaß daran, ich schlage also mehrere Fliegen mit einer Klappe.

    Ansonsten kann ich sagen, dass ich schon auch etwas von einer Haushaltshilfe träume und ein wesentlicher Grund dafür ist, dass mein Freund seine Aufgaben generell nicht so ausführt, dass ich damit zufrieden bin. Wir haben auch einen Haushaltsplan. Ursprünglich war da mal vereinbart, dass er für Staubwischen zuständig ist, mache aber irgendwie doch ich. Das Bad ist auch seine Aufgabe, da putze ich aber oft auch nochmal nach. Tisch decken kann er irgendwie nicht. Müll runter bringen funktioniert, wenn er mit Kochen dran ist läuft das inzwischen auch gut. Da musste aber auch erst lange drüber diskutiert werden, dass dann auch zeitnah wieder aufgeräumt wird und so. Aber anscheinend hat er sowas alles auch nie gelernt, während mir gezielt putzen von meiner Mutter beigebracht wurde (was ich eigentlich für selbstverständlich halte).
    Dafür kümmert er sich gleichwertig um das gemeinsame Kind, das scheint ja auch bei vielen anders zu sein.

    • Hier ist Kind1 leider schon nicht mehr mit der gleichen Begeisterung dabei wie Kind2. Vielleicht hab ich ihm zu sehr meine eigene Unlust signalisiert. Hier sind übrigens vermutlich sowohl der Mann als auch ich nicht zufrieden, wie es die_der andere macht, irgendwie gibt es doch bei ausreichend Dingen die Option, dass man es auch so oder so machen könnte 😉

  9. Oh, das finde ich mal gut als Thema. Da diskutieren wir hier schon länger hin und her. Ich kenne zwar tatsächlich ein paar wenige Ausnahmen, Männer wie Frauen, die gerne putzen. Ein Traum! Aber ich gehöre nicht dazu. Mein Mann erst recht nicht. Der Löwenanteil am Haushalt bleibt an mir hängen. Manchmal mache ich es auch ganz gern und freue mich über die geschaffene Sauberkeit und Frische. Meist bin ich aber auch frustriert, dass das Haushaltsidyll sofort wieder von Kindern und Katzen zerstört wird. Als hätte man nie sauber gemacht. Vielleicht mache ich mal ein paar Fotos in Zukunft, zur Erinnerung. Und freue mich dann an meiner Sammlung Bilder über saubere und geordnete Wohnbereiche. 🙂
    Mein Mann ist der Meinung, eine Putzfrau wäre doch was Tolles. Dem stimme ich bedingt zu. Jedoch meint er auch, die Putzfrau würde dann auch direkt alles richtig aufräumen, was er so rum liegen lässt. Bzw, was ICH nicht hinter ihm her räume. Ich hingegen bin der Meinung, dass wenn man schon jemanden einstellt, der die Drecksarbeit macht, dann muss der nicht noch vorher das Turbochaos beseitigen, was man selbst aus Bequemlichkeit nicht schafft zu vermeiden. Und ich möchte mich selbst beim Verbreiten von Chaos nicht ausnehmen. Ich erwarte nur nicht, dass es jemand anderes für mich wegräumt.
    Naja und am Ende werden wir wohl nie eine Putzfrau haben, weil es mir ein unangenehmes Gefühl gibt, dass jemand für mich arbeitet, was ich genauso gut selbst tun könnte. Auch finde ich es den Kindern gegenüber ein falsches Signal. Wenn ich keine Lust habe aufzuräumen, dann bezahle ich halt jemanden dafür? Ich möchte es nichtmal für andere verurteilen. Manchmal hat man ja auch wirklich kaum Zeit dazu. Aber für mich fühlt es sich nicht gut an.
    Ich habe mal Einblicke in eine Familie in Marokko bekommen. Da war ich einige Jahre regelmäßiger Gast. Der Familie ging es finanziell sehr gut, sie lebten eher privilegiert. Im Haus arbeitet ein Mädchen aus einem Dorf. Das Mädchen hätte im Dorf keine Chance auf Bildung gehabt, somit arbeitet sie bei der Familie in der Stadt, bekam die Möglichkeit etwas zu lernen, freie Kost und Logie und Kleidung. Dafür machte sie alles. Putzen, Kochen, Einkaufen, Wäsche waschen. Alles. Es ging ihr gut. Sie wurde gut behandelt. Sie war beinahe ein richtiges Familienmitglied. Dennoch konnte ich par out nicht annehmen, dass sie meine Reisetasche packt und meine Kleider bügelt und wäscht. Sie hätte das alles gemacht. 100mal besser als ich. Es fühlte sich für mich aber einfach nicht richtig an und so lehnte ich dankend ab.
    Genauso fühlt es sich für mich auch nicht richtig an eine Putzfrau zu haben. Ich wohnte mal eine Weile mit einem Mann zusammen, der hatte eine Putzfrau. Da kam ich mir auch immer total bescheuert vor. Während ich am Schreibtisch saß, wirbelte sie durch die Wohnung. Wieso gibt es so wenig Putzmänner? Machen Frauen diese Arbeit am Ende doch öfter gerne, als Männer? Oder machen Frauen diesen Job meist aus der Not heraus? In der Gründlichkeit kann ich bei Männern und Frauen keinen Unterschied erkennen. Da gibt es auf beiden Seiten solche und solche.

    • „Wieso gibt es so wenig Putzmänner? Machen Frauen diese Arbeit am Ende doch öfter gerne, als Männer? Oder machen Frauen diesen Job meist aus der Not heraus?“ – Vermutlich gibt es tatsächlich eine bestimmte Anzahl von Frauen, die unter den gegebenen Umständen diese Aufgaben gerne machen. Es ist ja nicht so, dass die Arbeit an sich unmoralisch oder sonstwie schlecht wäre. Die Rahmenbedingungen sind es halt meistens. Und für Männer gibt es ein Angebot anderer ungelernter Jobs, die man Frauen nicht zutraut. Wie handhabt ihr das grade mit den unterschiedlichen Ansichten zum Thema Haushalt? Belastet das Eure Beziehung oder siehst Du drüber weg? LG

  10. Da hast du recht, mit den ungelernten Jobs für Männer und den Rahmenbedingungen und überhaupt. So ist das dann halt.
    Das Thema Haushalt ist immer mal wieder ein Thema bei uns, wenn ich ausfalle. Sei es, weil ganz viele Termine sind und ich wenig zu Hause bin, oder weil ein Kind krank ist, oder weil ich selbst krank bin. Da mosert der Mann dann gerne rum. Ich habe den Eindruck, er ist beleidigt und angestrengt, weil ich nicht richtig funktioniere. 😀 Wenn keine der genannten Ausnahmesituationen sind, läuft es rund. Es belastet die Beziehung nicht. Dann hätte ich mir auch einen anderen Partner suchen müssen, der mich dafür in ganz vielen anderen Bereichen langweilen würde. 😉

  11. Gaby

    Was für ein guter Artikel! Danke, dass Du ihn hier veröffentlichst. Bei vielem habe ich nur genickt. Und bin froh, dass es noch mehr Menschen gibt, die einen anderen nicht „Perle“, „Fee“ oder „Elfe“ nennen.

    Du hast eine Frage gestellt. Ob man putzen lernen kann. Ja, das kann man. Und eigentlich sollten Kinder das auch schon. Ich habe als Kind für meine Großmutter geputzt. Weil ich sie gerne hatte. Weil ihr das nicht mehr ganz leicht fiel. Und weil mir Putzen und Aufräumen (in Maßen!) Spaß macht. Meine Oma hat mir das vorher erklärt: welche Lappen wofür. In welcher Reihenfolge. Mit welchen Putzmitteln und und und.
    Bevor ich ein Jahr Au-Pair-Mädchen wurde, hat auch meine Mutter mir (auf meine nachdrückliche Bitte hin!) noch einiges an Hauswirtschaftsunterricht erteilt. Ich habe dann die Wäsche übernommen, zweimal pro Woche das Essen für die Famlie gemacht, Hemden gebügelt und so Zeug, damit ich das kann und nicht total unter Stress komme. Ich bin den beiden dankbar dafür, weil es mir heute viel Zeit spart – einfach, weil ich die Dinge systematisch und routiert tue.
    Mein Vater ist 84, der kann das übrigens auch, der war bei uns zu Hause für die Böden und die Fenster zuständig, auch Wäsche aufhängen und Bügeln hat ihm keine Probleme gemacht.
    Ich weiß also aus meiner Kindheit: geteilte Hausarbeit ist für jeden einzelnen weniger Hausarbeit und für alle eine Entlastung.
    Super dazu 🙂 : https://www.youtube.com/watch?v=gv5AFKvFCMs

    • Cool, da ging das Engagement auch von Dir aus! Ich befürchte, ich habe vor meinen Kindern schon zu deutlich demonstriert, dass mir Aufräumen und Putzen jetzt auch nicht so Megaspaß macht. Aber ich werde mir das noch mal zu Herzen nehmen und sie da mehr einbeziehen. Und das systematisches Arbeiten leichter von der Hand geht, hab ich auch festgestellt. Sehr banal eigentlich, berücksichtigt man das im Berufsleben ja ständig, aber zu Hause…

  12. Einen super Putztipp wollte ich hier noch loswerden.
    Eine Freundin hat mir davon erzählt und seit dem mache ich das öfter so.
    Bei uns liegt viel auf dem Boden rum und vor allem sehr gleichmäßig verteilt.
    So kann nicht gesaugt werden und ich hasse es einen Schritt zu laufen mich zu bücken und wieder einen Schritt zu gehen. Es ist anstrengend und dauert gefühlt ewig.
    Deswegen fege ich alles auf einen großen Haufen zusammen. Also einen Haufen pro Zimmer.
    Dann kann ich alles trennen und den Kategorien entsprechend verräumen (Wäsche, Spielzeug, Schuhe..).
    Fühlt sich deutlich effizienter an.

    Ich finde es auch schwierig eine Putzhilfe zu beschäftigen, da mich Sachen nerven, die ich nicht outsurcen würde wie Aufräumen. Eine aufgeräumte Wohnung zu putzen finde ich einfacher.

  13. Katharina

    Gerne gelesen! Schöner Text. Und während ich so hin und her laufe zwischen dem wegdämmernden Baby, der zu füllenden Waschmaschine und den Ecken der Wohnung, die heute aufzuräumen sind, mache ich mir so meine Gedanken.

    Wir haben das mal versucht mit einer Putzfrau. Damals, ich glaube das der Geburt von Kind2. Ich wollte auch gerne jemanden, der versichert ist und offiziell und davon leben kann und habe es deshalb über eine Agentur organisiert. Obwohl ich grundsätzlich kein Problem darin sehe, jemanden für’s Putzen zu bezahlen (solange wir uns das leisten konnten), fand ich es auf Dauer keine angenehme Lösung. Ich glaube, v.a. hat es mich gestört, zu einem bestimmten Tag genug aufgeräumt haben zu müssen.

    Grundsätzlich sehe ich kein Problem darin, jemanden für eine Arbeit zu bezahlen, die ich zwar selber machen könnte, aber nicht will. Andere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen ist ja i.d.R. auch keine Thema. Mein Respekt gegenüber der jeweiligen Arbeit ist der gleiche. Aber ich glaube, das ist das grundlegende Problem, dass Putzen als Arbeit ein so geringes Ansehen und eine schlechte Bezahlung hat. Da müsste sich grundlegend was ändern.

    Das Aufräumen ist eher das, was mich stört. Wenn der ganze Kram erstmal beiseite geschafft ist, macht mir der Rest auch nichts mehr aus. Wir arrangieren uns mit einer gewissen grundlegenden Schmutzigkeit, viele Dinge machen wir einfach seltener (Fenster putzen, nass wischen) oder nie (bügeln). Wenn man mehr Zeit zuhause verbringt, stört einen natürlich auch mehr. Gefühlt mache ich mehr Haushalt, als der Mann, aber Sachen, die ich gar nicht mag überlasse ich ihm.

    Wir haben einfach zuviel Krempel auf zu wenig Raum. Ständig liegt irgendwo was rum.
    In meinen Träumen lebe ich in einem minimalistischen Haushalt, bzw. in einem mit genug Abstellraum und Kommoden, in denen ich den ganzen Kram verschwinden lassen kann. Möglichst freie Flächen und vielleicht ein bisschen was ausgewähltes rumstehen, davon fantasiere ich. Ich brauche eine gewisse Ordnung um mich herum, um mich wohlzufühlen. Aber das glaubt mir ja keiner, wenn er unsere Wohnung sieht. Wobei „eine gewisse Ordnung“ ja auch etwas sehr subjektives sein kann. Will ich z.B. zuhause arbeiten, muss der Schreibtisch leer sein. Den Rest kann ich dann auch ausblenden.

    Bei meinen Eltern hatten wir ein „Schrankzimmer“, ein ganzes Zimmer als Abstellraum, in dem auch unsere Kleiderschränke standen. Das war praktisch (und die Waschküche und überhaupt der große Keller natürlich auch). Von so einem Raum, in dem ich Sachen verschwinden lassen kann, die ich nicht täglich brauche, träume ich.

    Bei uns zuhause war es früher so: wenn Dich was stört, mach es halt selber, sonst kann es dauern, bis sich jemand (Mama oder Papa) darum kümmert. Wenn du weißt, dass du einen bestimmten Pulli bald gewaschen haben willst, dann kümmer dich selbst. Muss was gebügelt werden – mach es selbst. Stört dich der Schmutz im Bad oder die Wollmäuse auf dem Boden – mach’s halt weg. Irgendwann weiß man dann auch als Kind, wie das geht.
    Ich selbst beziehe die Kinder bisher kaum mit ein, ich mache den Kram lieber alleine. Aber vielleicht ändert sich das noch, wenn sie älter werden.

    Als ich schwanger mit Kind3 lange vor dem Mutterschutz zuhause bleiben durfte, hat sich bei mir eine gewisse Routine eingeschlichen. Wenn der Mann und die Kinder morgens aus dem Haus waren, habe ich zuerst eine Runde aufgeräumt und ein bisschen sauber gemacht.
    So ist es wirklich gar kein großer Aufwand, eine Grundordnung zu erhalten. Ich finde das dann auch recht befriedigend, da sieht man immerhin, das was getan wurde. Ich drücke mich damit auch gerne vor anderen Punkten auf der Todo-Liste.

    Apropos Prokrastination… Das ist nun doch ein etwas ausschweifender Kommentar geworden, da habe ich mich wohl vorm Aufräumen gedrückt 😉

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