Dieser Post ist ein Beitrag zur Blogparade von mamaskind
Ich habe das „schönste“ bewusst aus dem Titel rausgenommen. Nicht, weil es nicht auch schöne Kindheitserinnerungen gibt. Sondern weil ich im Nachhinein viele Kindheitserinnerungen irgendwie schlecht einordnen kann. Aber mir ist neulich, im Zusammenhang mit der Frage, wie meine Kinder groß werden sollen aufgefallen, wie viel Zeit ich als Kind „unbeaufsichtigt“ verbracht habe.
Mit den Nachbarskindern im Garten spielend. Vermutlich hat schon jemand regelmäßig aus dem Fenster geschaut. Aber ich habe die physische Präsenz von Erwachsenen nicht so vor Augen. Ich bin nicht auf dem Dorf aufgewachsen, aber auch nicht in einer Großstadt. Viel Zeit habe ich mit anderen Kindern draußen verbracht. Spiele wie Räuber und Gendarm, MutterVaterKind, auf Bäume klettern etc. waren ein großer Bestandteil.
Ich muss so 5 Jahre gewesen sein, da habe ich das Nachbarskind überredet, mit dem Fahrrad zu meinen Großeltern zu fahren. Im Nachhinein betrachtet eine ordentliche Strecke, an vielbefahrenen Straßen entlang. Ohne Fahrradhelm oder Schutzweste. Und als wir dort ankamen, bekam ich ein schlechtes Gewissen – ich habe meiner Mutter nichts davon erzählt und traute mich jetzt auch nicht zu meinen Großeltern, weil ich dachte, sonst gibt’s Schimpfe. Meine Freundin und ich versteckten uns im Garten. Aber meine Großeltern haben die zwei tuschelnden Kinder in ihrem Garten doch bemerkt und meine Mutter angerufen, ob sie nicht wissen wollte, wo ich bin. Ich kann mich an Strafe nicht erinnern, nur an das Adrenalin von diesem unerlaubten Ausflug.
Als ich schon im (Grundschul)alter war verbrachte ich einen Großteil meiner Sommerferien im Freibad. Ohne erwachsene Begleitung. Dicker Sonnenbrand und Pommesgeruch in den Haaren waren zwangsläufig Folgeerscheinungen. Arschbomben vom Beckenrand, natürlich unerlaubt.
Die Entdeckung der Wildnis im Ruhrgebiet. Das hieß man spielte an Köttelbecken, den Wasserabläufen von Industrie und bekam Hautausschlag und Brennesselstiche. Trotzdem fühlte man sich wie eine Entdeckerin.
In den Ferien, alleine in der Bibliothek, die ganz auf Kinder ausgerichtet war, in einer Ecke sitzend, lesend. Wenn sie zumachte lieh ich Bücher aus und las zu Hause weiter. Glücklicherweise hatte ich keine Mutter, die es unsozial fand, wenn man sich tagelang nicht von einem Buch trennen konnte.
Als das Privatfernsehen kam täglich zwei Stunden Zeichentrickserien. Auch hier erinnere ich mich nicht an Maßregelungen. Dafür gewinn ich heute jeden Preis im Wettbewerb „Welche Serie der späten 80er/frühen 90er ist das?“
Mit Blick auf meine Kinder kann ich noch nicht sagen, wie das meine Erziehung beeinflusst. Minime wird nächsten Monat 5, Cashew ist anderthalb und ihn unbeaufsichtigt zu lassen wäre grob fahrlässig.
Aber ich möchte meinen Kindern Raum geben, für sich. Als wir im Sommerurlaub waren, auf einem Campingplatz sah ich, wie Minime es genoß, sich ein paar Meter vom Wohnwagen zu entfernen, alles zu beobachten. Natürlich konnte ich mir ein „Lauf nicht zu weit!“ nicht verkneifen, aber ich nehme mir vor, es beim nächsten Urlaub zu lassen. Einfach öfter mal in den Hintergrund treten, meinem Kind was zutrauen, auch wenn es Phasen hat, in denen es lieber liest oder fern sieht als im Sommer draußen zu spielen.
Besonders haaben diese Gedanken auch meinen Blick auf das Thema (Schul)ferien verändert. Angeregt auch durch einen Beitrag über die in Kinderbetreuung ja so lästigen Sommerferien habe ich gedacht, wie wichtig mir dieser Leerlauf war, wie gut es tat, nicht ständig „beschult“ zu werden. Wie wir die Konflikte mit Kinderbetreuung/Lohnarbeit dann nächstes Jahr lösen weiß ich auch noch nicht. Aber Hauptsache, ich weiß wie es sein SOLLTE.
soo schön geschrieben! du sprichst mir, einer neu-mama und lehrerin an einer freien schule, so aus tiefstem herzen. danke dafür! eva
🙂
Hi Melanie,
toll geschrieben, vor allem dein Fazit. Freiräume finde ich auch total wichtig, wie ich diese geben soll, ist mir noch unklar: Fernsehen, die Umgebung entdecken – alles was wir gemacht habe, erscheint mir heute als gefährlich. War es das auch? Ich bin unschlüssig.
Liebe Grüße
Sarah