Nein sagen

Nööö. Neeee. NEIN! Das hatten beide Kinder recht schnell in ihrem Wortschatz. Nein sagen kann ich auch. Wenn die Kinder was wollen was ich nicht will.

Aber nein sagen, wenn es reicht? Mich beschweren, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte? Eher denke ich noch, ich falle anderen mit meinen Ansprüchen „zur Last“. Ein paar Beispiele?

In meinem Lieblingscafé esse ich ab und zu eine Waffel. Und geleeegentlich war die Waffel nicht ganz durch. So kletschig von innen. Ich hab nix gesagt. Die Servicekraft hatte viel zu tun, sah müde aus und ach, wird schon gehn. Dann war ich schwanger. Und bekam wieder eine halbgare Waffel. Da hab ich das erste mal was gesagt. Salmonellen ging ja gar nicht! Aber ich brauchte einen Grund dafür, was zu sagen. „Entschuldigung, die Waffel ist nicht durch“ reichte nicht. Ich musste mindestens (zu mir) sagen können: „Ich bin schwanger, die Waffel ist nicht durch ich hätt gern eine Neue“.

Warum eigentlich? Warum sag ich nicht einfach, wenn mich was stört? Heute hab ich beim Discounter Laugenstangen für die Kids geholt. Als ich in eine reinbiss, war die auch noch fast roh.

In den letzten 5 Jahren hatte ich gute Lehrer: Meine Kinder. NÖ, Neee, Nein dachte ich, so nicht. Ich ging zur Kasse und sagte, die Laugenstange ist roh und ich tausche die jetzt gegen Brezeln, die sehen nämlich besser aus.

Meine Kinder zeigen mir tagtäglich meine Grenzen auf. Sie überschreiten sie oft. Meistens gehe ich dann ins Gespräch mit ihnen, sie sollen Grenzen respektieren. Warum fällt es mir leicht, mit meinen Kindern darüber zu reden, aber nicht mit Wildfremden? Gut, die Grenzen sind andere, eigentlich sind es nur Erwartungen, Ansprüche, Produkt gegen Geld, keine Emotionen. Aber grade deshalb sollte es doch besonders leicht fallen, dort meine Grenzen zu ziehen und zu verbalisieren, oder?

Und wie sollen meine Kinder meine Grenzen respektieren und verstehen, wenn ich nicht mal selber in der Lage bin, Wildfremden gegenüber zu äußern, dass mir etwas Besseres zusteht, als das, was ich bekommen habe?

2 Kommentare

Eingeordnet unter familie

2 Antworten zu “Nein sagen

  1. Plus man ist ja auch Vorbild für die Kinder und die registrieren genau, was die Mama (oder der Papa) sich gegenüber Fremden traut (oder eben nicht). Für mich manchmal (nicht oft genug) ein Anstoß, mutiger zu sein, als ich von Erziehung aus bin.

  2. Mir geht es auch so. Manchmal schiebe ich es auf Faulheit und dann darauf, dass mich jetzt eine Aussage zu viele Emotionen kosten würde. Wenn es um meine Kinder geht, entwickelt ich viel mehr Energie. Seltsam eigentlich.

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