Der Mann und ich wollten uns Lohn- und Elternarbeit etwa nach dem 50/50 Prinzip aufteilen. Hätte das von Anfang an geklappt, hätte ich vielleicht auch ein Buch drüber geschrieben. Aus verschiedenen Gründen klappte das nicht so, wie ursprünglich geplant:
Bevor wir Kinder hatten, war der Mann angestellt, was für seinen Arbeitsbereich eher ungewöhnlich war. Der Anteil von Freiberuflern und Selbstständigen ist in seiner Branche sehr hoch. Und die Branche ist sehr männlich dominiert (männlich? von Männern?)
Ich stand am Anfang einer glorreichen Karriere als Wissenschaftlerin. Also dachte ich. Halbe Stelle an der Uni, befristet. Doktorarbeit im Kopf halb fertig. Ich hätte natürlich mit dem Kinderkriegen warten können, bis die Doktorarbeit fertig ist. Wollte ich aber nicht. Bauchmensch halt, was jetzt erst mal nicht nach glorreicher Wissenschaftlerin klingt. Aber auch wenn ich die Doktorarbeit fertig gehabt hätte: An der Uni ist man ja erst „fertig“, wenn man eine Professur hat, und das kann auch mal gut erst mit Mitte 40 sein. So was wie einen guten Zeitpunkt fürs Kinder kriegen hat es da also nicht gegeben. Dann doch lieber früher, bevor ich mit Ende 30 feststelle, dass das mit dem Schwanger werden doch nicht so schnell geht wie gedacht.

In beiden Tassen ist gleich viel Kaffee drin. In seiner ist noch ein Löffel Zucker, in meiner Sojamilch. Beides gleichwertig, wenn auch nicht gleich?
Das 50/50 Prinzip in Theorie und Praxis
Aber ich schweife ab: Ich dachte auch mit Kind(ern) können der Mann und ich gleichberechtigt unsere Karriere verfolgen. Er war dazu bereit Familienarbeit zu übernehmen, ich liebte meine Arbeit sowieso.
Nun ja, eine Schwangerschaft, Geburt und sechs Monate Elternzeit später war mir klar: Was auch immer der Mann und ich vorhatten war ohne die Arbeitswelt geplant worden. Ok, ich hatte vielleicht Pech.
Und ausschließlich befristete Verträge. Maximal 18 Monate und das war schon die seltene Ausnahme.
Der Mann machte sich einige Zeit später selbstständig. Seine Auftragslage ist gut, er ist immer mal wieder ein paar Tage am Stück unterwegs.
Als Kind1 noch Einzelkind war ging das irgendwie, ich arbeitete – bei sehr kurzen Verträgen – mal 20, mal 30, mal 40 Stunden.
Mit zwei Kindern, beide keine Eckenhocker, ist das etwas komplizierter und aufwendiger, zumal ja auch die Tagesmutter im Februar gekündigt hat. Wenn der Mann jetzt beruflich für mehrere Tage unterwegs ist, heißt das:
In der Zeit mach ich – seit ich Januar im neuen Job begonnen habe – eben alles: Morgens mich und die Kinder fertig und zur Betreuung bringen. Zur Arbeit fahren, oft auch radeln wenn der Mann das Auto hat. Das bedeutet eine Stunde Fahrtzeit pro Stecke, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde es genau so lang dauern. Sechs Stunden arbeiten, Feierabend, Kinder abholen, einkaufen etc. Muss ich Euch ja nicht erzählen. Ja, es gibt auch die Tage, an denen der Mann das alles macht, also außer meine Lohnarbeit. Da kann ich durchatmen. Aber nichtsdestotrotz bleibt in seiner Abwesenheit all das an mir hängen.
Wollte ich da Vollzeit arbeiten? Oder mich – für eine wissenschaftliche Karriere nicht unüblich – deutschlandweit, europaweit, weltweit bewerben? Wo würden die Kinder bleiben?
Es gab auch die Phase, in der ich sauer auf den Mann war. Das er einfach so weiter macht wie vor den Kindern. Dass er sich keinen Bürojob sucht, in dem er von 9 bis 5 arbeitet.
Aber dann dachte ich: er macht weiter so, weil er es kann. Weil keiner denkt, dass er alleine für die Kinder zuständig ist. Weil keiner seiner Auftraggeber davon ausgeht, dass Dienstreisen ein Problem sind (sein Job besteht quasi aus Dienstreisen).
Ich dagegen, saß bei einer Personalvermittlung. Bewerbung auf Bürojobs, von Teilzeit im Anschreiben keine Rede. Im Gespräch erwähnte ich dann, dass es nach Möglichkeit eine Stelle in Köln sein sollte, da ich „auch mal“ die Kinder abholen müsste. Das Gegenüber: „Ach so, aber Teilzeit können wir Ihnen nicht anbieten“. Ich bekam von dieser Vermittlung noch zwei Anrufe. Einmal hatten sie eine Stelle für mich, 9 Stunden – die WOCHE! Auf meine Rückmeldung, dass ich ja gar nicht so wenig arbeiten wollte, kam ein paziges „Ich wollte nur entgegenkommend sein“ zurück.
Derweil teilen der Mann und ich uns den Haushalt. Er denkt an Windeln und Klopapier und er kocht lieber als ich. Seit die Tagesmutter gekündigt hat, ist Kind2, wenn er nicht grad arbeitet, den ganzen Tag mit ihm unterwegs. Und seine Aufträge sucht er sich in der Regel danach aus, ob sie allzu lang, allzu weit weg sind. Und lehnt darum auch schon mal ab. Doof nur: hat keine der Stellen interessiert, bei denen ich mich beworben habe. Und wie kriegen Sie die Kinderbetreuung organisiert?
Mein aktueller Job ist in Sachen Vereinbarkeit nicht zu schlagen.
Ich habe jetzt zum Mai von 30 Wochenstunden auf 25 Wochenstunden reduziert. Freitags habe ich dann frei.
Zuerst fühlte es sich wie ein Scheitern an. Denn so werde ich garantiert nicht 50% zum Haushaltseinkommen beitragen. Und das war eigentlich immer mein Minimalziel: 50 Prozent.
Aber da wusste ich noch nicht, dass ich es doppelt so schwer haben würde wie der Mann, nach außen meine „Karrierecredibility“ zu wahren. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Und ich mag grade nicht kämpfen. Der Familienalltag mit zwei kleinen Kindern ist zauberhaft und kräfteraubend gleichzeitig. Und so mag das 50/50-Prinzip vielleicht für bestimmte Paare funktionieren. Für uns funktioniert grade was Anderes.
Und wenn ich sehe, dass Kind2 bald schon seinen zweiten Geburtstag feiert, im August in den Kindergarten kommt und seit zwei Wochen zum Einschlafen nicht mehr auf meinem Bauch liegen will – dann bin ich sicher, dass der Alltag bald weniger kräfteraubend und dafür um so zauberhafter wird. Und dann kann ich ja immer noch schauen, ob mir das mit der Karriere wieder einen Kampf wert ist, oder ich mich an die langen Wochenenden gewöhne…
Und vielleicht heißt bei uns auch 50/50 bei uns, dass wir die Hälfte von Allem nicht gleichzeitig, sondern nacheinander machen.
Wie sieht es bei Euch aus?
Ich bringe mit meinem 78% Job mehr als 50% des Familieneinkommens nach Hause. Der Mann bringt die Kinder (3 und fast 2) morgens weg, ich muss um 6 aus dem Haus. Ich hole sie ab und verlustiere sie durch den Nachmittag, abends kommen sie wieder zusammen und bringen die beiden ins Bett. Klingt nach 50:50, fühlt sich aber auch nach scheitern an. Familie und Job ist kein Problem, aber Haushalt, Freunde, Hobbys, Partnerschaft darf man da nebenher nicht erwarten. Und über die Rabenmuttergefühle müssen wir gar nicht reden…
Ja, das Private bleibt bei Vielen hinten an. In der Hinsicht, muss ich gestehen, haben wir uns gut arrangiert. Nur wenn der Mann einige Tage weg ist, bin ich natürlich an die Wohnung gebunden und kann abends nicht mehr raus. Habe an den Tagen dann eh keine Energie mehr!
Ich habe bei Kind 1 (jetzt 3) zunächst 50% gearbeitet und stieg ein als es 1,5 Jahre alt war und mein Freund 100%. Dann kam Kind 2 (jetzt 10 Monate) und ein Umzug und ich suchte mir einen neuen Job. Den bekam ich trotz gesagter Schwangerschaft, unbefristet und mit variabler Arbeitszeit.
Erst 50% gearbeitet dann 5 Monate Elternzeit dann mit 30% wieder eingestiegen. Da habe ich montags gearbeitet, im Büro abgepumpt, und mein Freund hat sich 5 Monate jeden Montag Urlaub genommen und eine schöne Zeit mit Kind2 gehabt. Den Rest der Arbeitszeit habe ich auf drei Tage ab 16 Uhr von zu Hause verteilt, mein Freund hütete in der Zeit die Kinder. Er musste dann allerdings ab 7 Uhr arbeiten und so waren 4 von 5 Tagen echt durchgetaktet. Elternteilzeit hätte sich aber nicht gerechnet und Familie wohnt zu weit weg. Fremdbetreuen wollten wir so früh nicht und so haben wir alles zusammen gestemmt. Wenn auch er den Löwenanteil heim bringt. Es hat sich gleichberechtigt angefühlt weil wir unsere Lösung gemeinsam gestemmt haben.
Nach 10 Monaten stieg die Tagesmama mit ein. Und ich arbeite fast 40% : Mein Freund bringt im Moment beide Kinder morgens an zwei Tagen zur Tagesmama und ich hole beide um halb drei ab und schmeiße den Nachmittag. An einem Abend arbeite ich von zu Hause aus. Wenn Kind 2 dann ein Jahr alt ist bin ich wieder bei 50%.
Vor der Kinderzeit habe ich den Löwenanteil verdient und Karriere gemacht. Nun macht das mein Freund. Es fühlt sich gut an, da er mir hilft, wo es geht und sehr flexible Arbeitszeiten hat. Durch die Montage und die Nachmittage weiß er, dass zwei so kleine Kinder Spaß machen aber auch an den Kräften zehren. Mich nervt eigentlich nur, dass ich meinem Job nicht gerecht werde und zu wenig verdiene. Und nie Zeit für mich habe, von Zweisamkeitsmomenten ganz zu schweigen. Und manchmal ein schlechtes rabenmuttergewissen habe. Das kommt aber nur von meinem Umfeld, in dem ich die einzige bin die Arbeiten geht und daher auf sehr viel Unverständnis stoße. Ich liebe es aber zu arbeiten und bin dann eine bessere Mutter. Zumindest meistens.
Also gerecht werde ich insgesamt meinen Kindern am meisten. Am wenigsten wohl mir mit meinem Bedürfnissen (hääà. Was ist das?). Kommt alles wieder. Ich glaube an unser Modell weil jeder mal dran war/ist mit den Kindern und auch mit Karriere. Und wenn ein Kind krank ist, bleibe nicht immer ich zu Hause sondern wir machen das abwechselnd. Das ist Gleichberechtigung.
Unser Ziel ist es, wenn die lütten älter sind, dass jeder eine 4 Tage Woche hat und die Kinder jeweils an einem Tag haben kann. Und dass wir beide so gut verdienen, dass wir gut davon leben können.
Perfekt wäre natürlich eine 3 Tage Woche für jeden. Dann hätten wir auch einen Familientag. Aber gut es gibt ja auch das Wochenende.
Es ist immer ein Spagat, den wir machen und in den letzten 6 Monaten haben wir uns so oft neu organisiert und koordiniert. Und Zweifel sind auch da. Aber es lohnt sich irgendwie. Oder?
Es lohnt sich, wenn es stimmig ist. Für mich ist wichtig: Wir kennen beide Tage alleine mit den Kindern. Wir denken beide an Arzttermine und Windelvorrat. Die Kinder lassen sich von uns beiden ins Bett bringen etc. Mit der Lohnarbeit würde ich mir das anders wünschen, aber heute ist ja nicht aller Tage Abend.
Ich glaube, ein Problem ist das, was sich momentan stimmig anfühlt, eine Weichenstellung für eine Situation sein kann, die sich in ein paar Jahren gar nicht mehr stimmig anfühlt.
Ich bin gerade in Elterzeit und liebe jeden Augenblick, der Mann verdient die Kohle. Im Moment fühlt es sich stimmig an, dass ich halt die Familienarbeit mache – mit dem Baby sehr gern, mit dem Haushalt aus Vernunft- und Fairnessgründen. Jetzt passt das. In ein paar Jahren, wenn ich wieder erwerbstätig bin, wird das nicht mehr passen. Bloß: bis dahin hat sich jeder an den Zustand gewöhnt und es wird ein harter Kampf (durchaus gegen die eigene Bequemlichkeit) werden, dann eine Lösung zu etablieren, bei der auch der Mann sich als Familienarbeiter begreift.
Ich gehe zwar nur halbtags arbeiten und bringe somit nicht annähernd 50 % des Einkommens nach Hause, dafür mache ich aber nahezu 100 % der Familienarbeit…365 Tage und Nächte im Jahr. Ich denke, ich hab so einen Abend im Monat, wo der Mann die Kinder übernimmt.
Fühlt sich das ok für Dich an oder ist da noch Luft nach oben?
Vor den Kindern haben wir beide mit unseren Vollzeitjobs ziemlich genau das gleiche verdient. Das ist 5 Jahre her. Ich habe inzwischen den Job gewechselt, dort verdiene ich etwa 30% weniger als im alten Job. Ich war froh trotz meines „Mankos“ Kinder überhaupt wieder einen Job gefunden zu haben. Mein Mann hat auch seinen Job gewechselt, dabei hat er sich karrieretechnisch (und auch finanziell) weiterentwickelt. Gewechselt hat er zwei Wochen vor der Geburt unseres zweiten Kindes. Ich gönne es ihm, aber gleichzeitig macht mich die Situation extrem wütend.
Unser Ziel war immer, beide gleichberechtigt zu arbeiten und uns um die Kinder zu kümmern. Jeder etwa 32 Stunden Arbeit, das wäre unser Traum. Wir können uns das aber schlicht und ergreifend finanziell nicht leisten, da wir inzwischen so einen extremen Gehaltsunterschied haben.
Mich frustriert das sehr, weil wir gerade ein Modell leben, das wir nie so haben wollten (er Vollzeit, ich als die zuverdienende Ehefrau).
Ja, ich versteh Dich so gut ( )
Wow. Als Frau 50% zum Haushaltseinkommen beizutragen fände ich nur dann ein realistisches Ziel, wenn wir bereits in einer vollkommen gleichberechtigten Welt leben würden. Aber wir haben hier eine klassische Fächerkombination (er IT, ich Geisteswissenschaften), müsste ich immer mehr arbeiten als mein Mann, damit wir gleich viel nach Hause bringen.
Beim ersten Kind hatte der Mann gerade seine Firma gegründet. Daher haben wir “nur“ die Elternzeit mit Elterngeld 50/50 geteilt. Seit dem arbeitet der Mann 40h und ich 30h. Das Kind geht 35h in eine Mini-Kita. Ich hab gesagt, das ist okay für den Übergang, aber ein zweites Kind gibt’s nur, wenn wir hinterher beide weniger arbeiten. Im Herbst kommt das zweite, nach meiner Elternzeit arbeite ich ein halbes Jahr 50% (weil’s Kind dann noch kleiner ist und ich den Sommer mit Familie genießen will) und dann, wenn auch das zweite in der Kita ist, arbeiten wir beide 75%.
Das geht aber alles nur, weil wir privilegierte, zum Teil sehr sichere, gut bezahlte Jobs und noch eine Oma am Ort haben. Für viele Familien stellen sich solche Überlegungen gar nicht, entweder weil eine/r sowieso keinen Job hat oder findet, oder eben ein Gehalt niemals ausreichen würde.
Der Haushaltsteil ist gefühlt auch einigermaßen 50/50. Ums Kind kümmern auf jeden Fall. Auch wenn da die klassische Aufteilung inhaltlich überwiegt (Frau denkt an alles, Mann bringt nach Aufforderung den Müll runter 😉 ), mengenmäßig geht es gerecht zu.
Es ist gerecht, wenn es sich gerecht anfühlt 🙂
Niemand kann auf der individuellen Ebene Probleme lösen, die strukturell angelegt sind. Deswegen Lektüreempfehlung: http://www.gleichstellungsbericht.de/de/topic/6.erster-gleichstellungsbericht.html
Der Mann hat schon, als wir beide noch voll gearbeitet haben, fast doppelt soviel verdient, verschiedene Branchen… Ich versuch mich frei zu machen von dem Gedanken, dass die Arbeit nur soviel wert ist, wie man verdient, fällt aber meistens schwer.
Nach der Elternzeit, wir haben es uns „geleistet“, dass wir nacheinander je 7 Monate nehmen, werd ich nur mit 20 Stunden wieder einsteigen, leider hatte ich die Wahl zwischen ganz oder halb, meine präverierten 30 Stunden waren nicht möglich.
Der Haushalt war immer eher die Sache des Mannes, wird aber langsam etwas gleichberechtigter.
Ich hab nun auch auf 25 h reduziert. Angefangen haben wir noch mit 50/50 Elternzeit. Aber mit der Ausbildung des Partners und seiner Nicht-Anwesenheit blieb dann alles an mir hängen. Inzwischen hab ich das 2. Mal den Job gewechselt – in 2 Jahren. Einmal, um nicht mehr zu pendeln, einmal um ein gutes Verhältnis zwischen erbrachter Arbeitszeit und Bezahlung zu erreichen.
Ich bin schon gespannt wie es wird, wenn mein Partner auf Arbeitssuche geht. Für mich selbst hab ich gemerkt, meine Ressourcen sind enden wollend. 40 h Job sind mir eindeutig zu wenig Zeit für Partnerschaft und Kind. Und an den Rest will ich gar nicht denken 😉
Da
Danke für den Text 🙂 Bei uns ist es auch kompliziert (bei wem nicht.. haha). Ich bin selbstständig und schreibe an der Diss. Durch diese „Flexibilität“ bin ich an 2-3 Tagen fürs Kind ab 16 Uhr zuständig, der Freund an einem und den Rest machen Schwester und Babysitterin. Ich mache zeitweise etwas mehr im Haushalt, versuche das aber mit dem Kind zu machen, also zu Zeiten, wo ich sowieso nicht am Schreibtisch sitzen kann. Uns ist 50/50 bei der Freizeit wichtig, also dass jedeR nicht nur Zeit mit der Familie hat, sondern auch Abende und Wochenendstunden allein bzw mit Freund_innen. Unser Arbeitszeitziel wäre 30 Stunden für jede_n. Finanziell 50:50 wird das branchenbedingt wohl aber nie werden.
Ach ja, Haushalt würde ich auch gern mit den Kindern machen, Kind2 ist auch sehr hilfsbereit, wedelt dann aber mit dem Staubsauger ins Katzenklo, den Putzlappen wringt er nicht richtig aus und …naja, so haben die Kinder eigene Haustiere („Wollmäuse“)
vor Kind 1 hatte ich eine 100% Stelle, der Mann war noch in der Ausbildung. nach 1 Jahr bin ich erst mit 50% dann nach 3 Monaten mit ca 65% wieder eingestiegen, und habe mich (wegen mieser Arbeitszeiten und zu geringem Gehalt) nach einem weiteren Jahr intern auf ne andere Stelle beworben und diese auch bekommen. Der Mann hatte inzwischen 2 Monate ELternzeit genommen und seine Ausbildung auch beendet, das Kind war bei der TAgesmutter. Mit Kind 2 und der dazugehörigen Elternzeit (ich = 1 Jahr, Mann = 2 Monate) bin ich mit 50% wieder eingestiegen, allerdings zunächst in einem anderen Bereich. Der Mann hat weiter 100% gearbeitet. Ich bin auf den 50% geblieben (vor allem weil ich das Sterben meiner Mutter und meiner Großmutter begelitet habe und in diesem Zusammenhang viele zusätzliche AUfgaben geerbt habe), trage damit zu knapp 50% der Haushaltskasse bei, übernehme jedoch ca. 80% der Kinder- und Haushaltsarbeiten. Der Mann hat seit ca. 1 1/2 Jahren seine Stelle auf 4/5 reduziert, zu 90% bringt und holt er die Kinder an 1 Tag in der WOche. Beide Kinder sind in der Ganztagesbereuung und Entlastung gibt es hin und wieder durch meinen Bruder oder bekannte Eltern/ weitere Familie. Meine Bedürfnisse stehen noch immer ziemlich am Ende der Nahrungskette, aber es wird besser. Karriere, finanzieller Wohlstand etc. ist übrigens aktuell abgeschrieben (trotz guter Voraussetzungen), und da kämpfe ich immer wieder mal mit nem schlechten Gewissen. GLeichzeitig versuche ich mich insgesamt unabhängiger von diesen Bildern zu machen und mehr dazu zu kommen, intensiver zu leben.
Ist das für Dich ok, dass Du gleichviel für die Haushaltskasse leistest, aber mehr „zu Hause“? (Falls ich fragen darf)
Sehr interessant, all die Berichte hier zu lesen!
Hier ist meiner: Wir sind beide Freiberufler. Ich Werbung, er Film. Wir teilen uns die laufenden Ausgaben wie Miete/Nebenkosten/Lebensmittel 50/50. Für die familiären Extras wie Urlaub, Auto, neue Waschmaschine bin jedoch in erster Linie ich zuständig, denn ich verdiene mehr. Wie viel mehr, hängt davon ab, wie gut mein Jahresumsatz war, das kann schon mal um mehr als 50% schwanken. Ist normal.
Ich habe 12 Monate Elternzeit genommen, weil ich Lust darauf hatte. Der Mann war sehr oft da, weil er viel von Zuhause arbeitet und generell eher so Teilzeit. Die Arbeit legte er dann häufig in die Abendstunden.
Ich konnte ohne Probleme wieder meine Freiberuflichkeit aufnehmen, arbeite aber deutlich weniger als vorher. Die familiäre Organisation bleibt sehr an mir hängen, all die kleinen Aufgaben, die keiner sieht. Und die unruhigen Nächte ebenso. Das finde ich sehr kräftezehrend. Müsste ich jetzt auch noch Vollzeit arbeiten, ich wäre am Ende.
Insgesamt bin ich stolz auf mich, weil ich finanziell sehr unabhängig bin und mir in den letzten Jahren eine einigermaßen vereinbarkeitstaugliche Arbeitsumgebung geschaffen habe. Traurig macht es mich, dass dies eine Ausnahme zu sein scheint. Nein, nicht traurig – wütend, immer wieder.
Die Schattenseite ist: Würde ich mich um eine Festanstellung bewerben (aus Sicherheitsgründen oder so), würde ich als „Teilzeitmutti“ in einer Agentur landen, weil ich keinen Vollzeitjob möchte. Agenturen sind meist familienfeindliche, unflexible Arbeitsorte. Ich könnte so auch nicht die Führungsposition ausüben, die mir „zusteht“, sondern wäre aufgrund der zu erwartenden Teilzeit halt eine Stufe niedriger angesiedelt, mit wesentlich schlechterer Bezahlung. Selbständigkeit ist mein Schlüssel zur Selbstbestimmtheit in meinem Beruf. Ich hoffe, ich kann noch lange so weiterarbeiten und mir das bisschen Freiheit bewahren.
50/50 haben wir im häuslichen Bereich eher nicht. Ich mache mehr und fühle mich eher zuständig. Das würd ich gern ändern, hab es aber noch nicht geschafft.
Ja, das mit der Freiberuflichkeit scheint noch mal eine spezielle Sache. Ich glaube, da man als Freiberuflerin eh nur für geleistete Arbeit bezahlt wird, machen sich Auftraggeber*innen nicht ganz so viel Sorgen. Oder? Und toitoitoi für den Rest 🙂 Hätte Dich gerne auf der #blogfamilia getroffen, so muss ich wohl noch mal nach Berlin fahren, was?
Also es auf die Zahl genau 50/50 mit dem Einkommen aufzuteilen, halte ich für sehr schwierig. Einige haben es ja schon geschrieben, man arbeitet in unterschiedlichen Branchen und verdient einfach unterschiedlich bei gleichem Pensum. Die Arbeitszeit im Job und die Arbeitszeit im Haushalt lassen sich schon eher 50/50 aufteilen. Aber auch da ist es schwierig. Man hat finanzielle Verpflichtungen (gerade als Familie) und wenn nicht gerade beide ihre Arbeitszeiten flexibel einteilen können, dann geht immer der mehr Arbeiten, der den lukrativeren Job hat. Und das ist ja in der Regel dann ein Vollzeitjob.
Ich denke es soll einfach jeder das beitragen, was er am besten kann und wovon dann beide profitieren. Und wenn man das dann wirklich wertschätzt und nicht im materiellen Rahmen vergleicht, so wird eine Beziehung auch glücklich. Selbst wenn gewisse Aufgaben unter der absoluten 50/50 Lupe in der Gewichtung unterschiedlich bewertet werden müssten.
Ja, und auf Paarebene komme ich mit der Aufteilung klar. Was mich wirklich wirklich nervt ist dieser Arbeitgeberblick, der bei „Mutter“ halt direkt an Ausfallzeiten denkt. Ach, seufz
Drei Dinge: 1. Ich fühle mit dir. Am liebsten würde ich mit Plakat in der Tat vom Sofa aufspringen und nackt: DAS IST UNFAIR! DAS IST UNFAIR! skandieren. Doch bis auf entsetzte Blicke meines großen Sohnes würde da nicht viel mehr Wirkung entstehen.
2. Ich hatte mal eine Mentorin, die mich auf meinem Weg in die Berufswelt begleitet hat. Während unseres Mentorings war mir einfach nicht klar, wie das mit Familie und Beruf gehen sollte – wir hatten noch keine Kinder. Aber wir hatten klar: Ich hatte für meinen Job so viel Herzblut eingebracht, Jahrgangsbeste… da wollte ich verdammt nochmal auf den Job ausüben können, den ich liebte. Hausarbeit und Kindererziehung würden 50/50 geteilt. Tja… Doch Gesellschaft und Berufswelt sahen das scheinbar anders. Meine Mentorin meinte, ich sollte darüber nachdenken, nicht alles gleichzeitig, sondern eher nacheinander zu machen. Mir Zeit nehmen. Es hört sich banal, naiv und einfältig an. Es entspricht auch irgendwie nicht meiner Sicht davon, das zu tun, was das eigene Herz zum Klingen bringt. Aber hinsichtlich Familie und Beruf hatte ich keine andere Wahl, wenn ich mich
a) nicht unter Wert verkaufen wollte und
b) ein Interesse an mentaler und körperlicher Gesundheit hatte.
3. Schön, dass ihr irgendwie eine Lösung durchboxt. Jeden Tag aufs Neue. Aber auch schön, dass du nicht aufgibst. Kampf verschoben. Find ich gut. Mach ich auch so.
Ach ja, es gibt TAge, da komm ich besser damit klar als an anderen. Das Finanzielle ist schon krass, verglichen mit meinem Studienaufwand eigentlich ein Witz. Aber dafür: hats Spaß gemacht…
Und wie man hier sieht, haben wir ein strukturelles Problem. Es ist hier und jetzt einfach kaum möglich, Familienarbeit und Erwerbsarbeit so zu verbinden, dass der Frau keine Nachteile in der Arbeitswelt entstehen und die Bedürfnisse der Kinder erfüllt werden.
Die Lösung wird allerdings auf individueller Basis verlangt – das ist für die Politik viel billiger, als strukturelle Lösungen zu schaffen, die Frauen und Kindern (und eventuell Männern, sollten die ernsthaft Verlangen nach fair aufgeteilter Familienarbeit haben – meiner Erfahrung nach eher seltene Exemplare) gerecht werden.
Kann. Nicht. Funktionieren.
Danke für Deine Worte. Ja, das Problem ist strukturell und dennoch fühlt es sich wenig tröstlich an, das zu wissen. Aber das Bloggen hat mir die Möglichkeit gegeben, den Austausch darüber zu finden und das tut gut!
Liebe Melanie und liebe andere Frauen, die ihr hier alle geschrieben habt: Danke! Das macht echt Mut, wenn man sieht, dass ihr so engagiert dafür kämpft, in der Beziehung und Arbeitswelt und im Haushalt trotz aller Widrigkeiten eine Gleichberechtigung herzustellen, die sich für beide Seiten fair anfühlt.
Mein Freund und ich denken auch langsam an Kinder, aber ich habe wirklich Angst, letzten Endes auch in die Haushaltsfalle zu tappen, trotz Studium und Dissertation… – nicht, weil mein Freund mich bewusst dahin drängen würde, sondern weil es einfach so unglaublich schwer ist, sich als Geisteswissenschaftlerin und mit Kindern auf einem Arbeitsmarkt zu behaupten, der immer noch versucht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unmöglich zu machen. Aber klar, nicht immer ist die Gesellschaft schuld, man muss auch sich der Bequemlichkeit verweigern. Und eure vielen interessanten Ideen und Möglichkeiten einer Variation des 50/50-Prinzips zeigen ja, dass es geht. Danke!! 🙂
Schön, freut mich, wenn es geholfen hat! Und ich würde – sofern Kinderwunsch vorhanden – trotzdem immer Mut machen, Kinder zu kriegen und den eigenen Weg zu finden. Und der kann auch ein „Wechselmodell“ vorsehen im Sinne von: Einmal arbeitet er 5 Jahre Vollzeit, dann sie…je nachdem. Ist ja nichts vorgeschrieben.
Vorweg: mein Job ermöglicht es mir, weitestgehend flexibel zu arbeiten, mein Vorgesetzter ist verständnisvoll und trotz TZ wurde mir sogar eine Gruppenleitung angeboten und übertragen.
Ich kann mich also ‚eigentlich‘ nicht beklagen.
Bei uns scheitert das 50/50 Modell, zumindest was die private Aufgabenteilung angeht, eher an der Arbeitsstelle meines Mannes…
Bei uns war ich schon immer die Mehrverdienerin.
Ich stieg deshalb vornehmlich aus finanziellen Gründen mit 25h/Woche wieder ein als unser Sohn 1,5J alt war und stockte auf 30h/Woche auf, als er in den Kindergarten kam – und die habe ich immer noch.
Ich steuere damit knapp 2/3 des Familieneinkommens bei.
Mittlerweile ist unser Rabauke 7 und in der 1.Klasse einer OGTS – d.h. auch, dass er teilweise bis 15:30Uhr in AG’s eingebunden ist. Theoretisch wäre für mich also sogar durchaus VZ drin…
Schöne Theorie! 😉
Mein Mann arbeitet im Handwerk, VZ 40Std., ist von 7-18Uhr außer Haus und eine Stundenreduzierung bei ihm ist unmöglich. Notdiensttage am Wochenende, spontane Mehrarbeit und Flexibiliät für mehrtägige Schulungen werden schlichtweg erwartet.
Somit bin wieder ich diejenige, die sich trotz meist echter 35 oder mehr Std./Woche zusätzlich um Kind, schulische Aktivitäten, Termine, Haushalt und privaten Papierkram kümmert, denn ICH bin ja nur in TZ und ‚früh‘ zu Hause…das wurmt mich schon!
Angefressen bin ich aber auch, wenn meine männlichen Kollegen sich mal wieder mit ihrem Stress und Überstunden brüsten und mich ‚beneiden‘ – weniger Stress, ich? Hahaha…
ICH muss meine Arbeit in nur 6Std. am Tag schaffen, Termine einhalten und kann eben nicht flexibel, ohne gute Planung ‚einfach mal so‘ 2Std. dranhängen, um etwas abzuschließen und danach beruhigt nach Hause fahren.
Und es ist ja leider auch ein Trugschluss zu glauben, dass ich nur anteilig die Arbeit auf den Tisch bekomme… die Auslastungsplanung zeigte für meine Stelle somit durchaus schonmal >300% an, bezogen auf VZ selbstverständlich!
Zur Zeit fühlt sich irgendwie alles nach andauernder Hetze, nichts wirklich gerecht werden können und Aufgabe der eigenen Persönlichkeit an…
Momantan denkt mein Mann darum über einen Jobwechsel nach… mal sehen, wie sich dann alles ergeben wird…und ggf. werde ich wieder auf 25h/Woche reduzieren, um etwas Luft zu bekommen.
VlG Andrea
Ich arbeite mit einem 5 jährigen Kind 60%, das sind 23,1h/w. Dazu 1-1,5h einfache Fahrt zur arbeit.
Ausgemacht war bei uns auch mal 50/50.
Vor dem Kind habe ich minimal besser verdient.
Jetzt trage ich 82% der Kinderbetreuung, 100% der Hausarbeit, 100% der Bauleistung am Haus und trage zu 77% zum Haushsltseinkommen bei.
Ja, genau, hat alles nicht funktioniert, ich bin geschieden und bekomme Unterhalt und Mehrbedarf für das Kind.
Angeblich kann ich ja Vollzeit arbeiten seid das Kind 4 ist.
Ich rechne hin und her wie ich eine 75% Stelle schaffen kann ohne dass das Kind mich bald siezt.
Mein Ex Mann arbeitet nach wir vor 100%. Was er bei seiner Freundin und deren Kind an Familienarbeit leistet kann ich mir denken (aus Erfahrung).
So wie es derzeit laufen muss in Deutschland leiden entweder die Frauen oder die Kinder, sehr oft dann auch beide. Noch beeinflusst das die Wirtschaft nicht, deshalb ist es egal und es wird munter so weiter gemacht und die zunehmenden Wutschreie der müden Mütter im Internet verhallen ungehört hinter dem Brüllen der Väterrechtler.
Ja, als Tochter einer Alleinerziehenden waren und sind das meine Sorgen. Nicht das „momentan ist das halt so und gut“, sondern das „was, wenn unser Modell, selbst wenn es grad 80/20 heißt nicht klappt?“ – diese unbeschwerte „BisansEndeunsererTage“ fehlt mir im Gegensatz zu manch meiner Freundinnen.
Oh, ein sehr spannendes Thema. Bei uns hat es sich ergeben, dass wir bei einer Aufteilung von 60:40 angekommen sind. Ich verdiene mit meinem 30h-Job etwa 60% unseres Einkommens und mein Freund übernimmt zu 60% die Kinderbetreuung, zumindest unter der Woche. Er bringt und holt unseren Sohn fast jeden Tag und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Für mich war es nach der Elternzeit sehr wichtig, einen Einstieg in das Berufsleben zu finden, da ich direkt am Ende des Studiums schwanger geworden bin und diese Branche nicht so einfach ist (Verlagsbranche). Nun bin ich dort angekommen und bin gespannt, wie es sein wird, wenn wir noch ein Kind bekommen. Im Moment ist alles schön, so wie es ist. Unser Sohn ist fast 3,5 und ich kann mir vorstellen, evtl. bald noch ein Kind zu bekommen und mit diesem dann auch länger zuhause zu bleiben bzw. danach weniger zu arbeiten, aber das halte ich mir offen und lasse es auf uns zukommen. Ich würde jedoch behaupten, das 50:50-Prinzip funktioniert bei uns insgesamt ganz gut, darauf bin ich auch sehr stolz.
Schön, freut mich zu hören, dass es bei manchen gut klappt! Soll ja auch so sein.