Als ich das erste Mal schwanger war, ging ich davon aus, dass es ein Mädchen wird. Warum genau kann ich gar nicht sagen. Irgendwie passte ein Mädchen besser zu mir. Und als Feministin hatte ich sehr konkrete Vorstellungen davon, wie ich diese Tochter dann erziehen würde.
Ja nun, ich bekam dann einen Jungen. Vorweg: Ich war kein bisschen enttäuscht. In dem Moment, als ich erfuhr, dass ich einen Sohn bekomme war es perfekt wie es war. Aber dennoch tauchten bei mir Fragen auf:
Was mache ich als Feministin nun mit einem Sohn (inzwischen zwei Söhnen)? Erziehe ich sie anders als Mädchen? Erziehe ich sie – in Zeiten von „unerzogen“- überhaupt? Was sind meine Wünsche und Sorgen für sie und welche Werte will ich ihnen vermitteln?
Zumal aktuell die Debatte ja auch kippt: Manchmal scheint es in den Feuilletons eher der „männliche Nachwuchs“ zu sein, der von der Wettbewerbsgesellschaft vernachlässigt wird. Jungs, die Bildungsverlierer. Jungs, die ja „nur“ von Frauen betreut werden (in Betreuungseinrichtungen) und dadurch nicht lernen, was eine männliche Identität sei (aber keiner fragt danach, wo die Väter, Erzieher und Lehrer sind, die ihnen eine Identität welcher Art auch immer vorleben).
Ich wartete erst mal ab. Wie sich mein Sohn so entwickelte. Denn vielleicht würde sich ja vieles von selber ergeben.
Was ich recht schnell merkte: Ein Kind „geschlechtsneutral“ zu erziehen ist unmöglich, wenn man nicht alleine mit ihm im Wald lebt oder es von anderen Betreuungspersonen fern hält. Denn schon während der Schwangerschaft wird – sofern man das Geschlecht bekannt gibt – in rosa und blau getrennt: Ob bei der Zusammenstellung der Erstausstattung, der Dankeskarten für die Geschenke zur Geburt, bei der Bewertung der Kindsbewegungen („Ballerina“, „Fußballer“…) – nichts bleibt in der Hinsicht unkommentiert.
Ich merkte, wie schwer es war (und ist) Freund*innen und Familie dazu zu bewegen, meinem Sohn etwas zu schenken, das nicht den Genderstereotypen entspricht. Als er grade das Laufen lernte, schnappte er sich auf den Spielplätzen immer die Puppenbuggys anderer Kinder und schob sie durch die Gegend. Praktischerweise hatte er bald darauf Geburtstag. Ich versuchte alle, die was Schenken wollte zu überreden, aber den Puppenwagen bekam er nicht.
Als er öfter in Kontakt mit anderen Kindern kam – bei der Tagesmutter, Krabbelgruppe oder später eben im Kindergarten – spielte er gerne mit den Mädchen. Und dementsprechend fand er rosa toll, die Eiskönigin und Einhörner. Das änderte sich nach dem Drama um seine rosa Brotdose.
Im Kindergarten machten ihm die anderen Kids klar, was Jungen- und was Mädchensachen war. Dass ich ihm immer wieder erklärte, dass es kein „Jungs- oder Mädchenspielzeug“ gibt nahm er nicht so ernst wie die Worte seiner Kindergartenfreund*innen.
Gut, das alles kennt jede_r, di_er mit Kindern zu tun hat vermutlich. Gibt es aber neben all dem trotzdem ein paar Punkte, die mir als Jungsmutter wichtig sind? Und die ich vielleicht anders mache, anders werte als wenn ich Mädchen* hätte (wohl wissend, dass auch die Einteilung in Töchter und Söhne schon gewisse Vorannahmen und Wertungen einschließt)? Oder die ich anders mache als andere Jungsmamas?
Ein Beispiel: Kind1 war drei, als wir mit seiner besten Freundin nach Hause gingen. Die beiden stritten sich, er war die treibende Kraft. Ich vermittelte, Kind1 entschuldigte sich. Danach wollte er sie wieder an die Hand nehmen, aber sie weigerte sich. Er sagte zu mir: „Sie soll jetzt wieder meine Hand nehmen, ich hab mich entschuldigt!“ – ich vermute, viele Eltern hätten danach auf das Mädchen eingeredet, sich doch wieder zu vertragen und nicht so beleidigt zu sein. Ich hab versucht ihm zu erklären, dass sie gar nichts müsse und vielleicht noch traurig und enttäuscht ist und selber entscheiden darf, wann sie wieder seine Hand halten will.
Kurz gesagt:
– vielleicht lege ich den Fokus mehr darauf, dass sie lernen Rücksicht zu nehmen.
– vielleicht bedeutet es mir mehr, ihnen zu zeigen, wo meine Grenzen sind. Als Mensch aber auch als Mutter.
– vielleicht lege ich mehr Wert darauf, ihnen zu vermitteln, was Verantwortung heißt. Für das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen.
– vielleicht ist es mir wichtig, auch ihre „jungsuntypischen“ Seiten zu fördern. Ich habe zwei sehr sensible Kinder. Beim Großen (5 Jahre) sehe ich jetzt schon, wie ihm das unter anderen Jungs ausgetrieben wird, während er das mit anderen Mädchen, mit denen er spielt, voll ausleben darf.
Warum so viele vielleichts? Nun, ich habe das Gefühl, dass mein Einfluss begrenzt ist. Und ich hab auch keine Vergleichsmöglichkeiten: Würde ich bei Mädchen weniger Wert auf Rücksichtnahme legen?
Mein bester Freund half mir da ein bisschen. Er hat auch zwei Söhne und erzählte mir einmal, auf dem Spielplätz hätte er eine mit Edding oder Spraydosen geschriebene Botschaft in einem Spielhäuschen gelesen. Eine Vergewaltigungsdrohung. Er sagte in etwa, er wüsste nicht was er tun sollte, wenn seine Kinder so etwas schrieben. Das zu verhindern sei ihm sehr wichtig.
Ja, als feministische Jungsmama hat man irgendwie eine Verantwortung. Aber man will in den eigenen Kindern ja auch nicht gleich das heranwachsende Böse sehen. Ich nehme also meine Kinder wie sie sind und hoffe, dass sie zu feinfühligen und verantwortungsbewussten Menschen, Männern werden. Darüber hinaus habe ich keine konkreten Wünsche. Egal ob Mädchen oder Jungen – sie sollen sein dürfen, wer sie sind. So individuell wie sie sind. Idealerweise in einer Gesellschaft die sie nicht in Schubladen steckt, sondern mehrere zur Auswahl bietet.
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Dieser Post erschien auch im wunderbaren Blogazine umstandslos
Oh Wow Danke für diesen Beitrag! Ich bin bis heute unschlüssig ob ich jemals Kinder möchte, mit einer der Hauptgründe war eben genau deine Bedenken bzw Problematiken. Wie kann ich mein Kind „Genderstereotypsfrei“ erziehen bzw so, dass es sich selbst maximal entfalten kann ohne meine Belange oder die Anforderungen der Gesellschaft mit einzubinden. Ich finde den Weg wie du ihn beschreitest sehr gut 🙂 auch wenn es kein gut oder schlecht in dme Sinne gibt, doch ich denke du weist was ich meine. Du lebst eben wie du schreibst nicht alleine im Wald und deshalb gibt es srändig Einflüsse. Ich denke deinen Söhnen Mitgefühl und Toleranz und die Möglichkeit sich selbst zu entfalten zu bieten, ist das beste was du tun kannst. Herzliche Grüße
Ja, manchmal überwältigen mich die Genderstereotype – und auch Kind1. Wie oft er gar nicht die Wahl hat(te) zwischen rosa und hellblau zu unterscheiden, jetzt mal so symbolisch gesprochen. Aber vielleicht bleibt zumindest bei ihnen was hängen, wenn es um die „Wesentlichen“ Dinge geht
Liebe Melanie,
ich sehe nicht wirklich den Bezug zum Feminismus. Ist es nicht eine ganz grundsätzliche Verantwortung, seinen Kindern Achtung vor allen Mitmenschen zu lehren. Rücksichtnahme und Respekt, ganz gleich, wen man vor sich hat?
Aber auch mir scheint es eine Herausforderung zu sein, Jungs nicht stereotypisiert zu erziehen und ertappe mich bisweilen selbst, dass ich in die „jungstypisch“ Falle tappe…Hier in Deutschlands Süden sind ja schon rote Mützen oder Jacken ein Unding 😉
Herzliche Grüße und weiterhin viel Freude mit den Lütten,
Hannah (drei Buben)
Ja, Rücksichtnahme und Respekt von allen Seiten wäre toll! Kennst Du „Breitmachmacker“? Z.B. Typen in der U-Bahn, die ihre Beine über zwei Plätze drapieren? Offensichtlich bekommen nicht alle Jungs Rücksichtnahme nahegelegt ^^ Da ist noch viel Luft nach oben 🙂
Selbstverständlich kenne ich die. Gern begleitet von den „Taschentussis“, bei denen die Shoppingbag daneben sitzen muss 😉 In der Tat ist das ein globales Problem und betrifft alle Schichten, Geschlechter Altersstufen etc. In der tat sehr viel Luft… Allein schon deswegen fand ich deine Gedanken zur Erziehung sehr richtig und wertvoll.
LG
Oh, da muss ich Melanie aber zustimmen. Die Tasche neben den Sitz zu stellen ist sicher nicht so toll, besonders wenn der Zug/Bus voll ist. Es signalisiert aber eher „ich möchte alleine sitzen“. Wenn man aber dann einen Platz gefunden hat und Frauen versuchen so wenig Raum wie möglich einzunehmen (Beine übereinander geschlagen, Berührungen vermeiden) und Männer sich üblicherweise bequem und raumgreifend hinsetzten (und dadurch die daneben sitzenden Frauen noch mehr in die Enge treiben), dann ist das eben nicht bei allen gleich, sondern kulturell geprägtes Verhalten.
Überlegungen… Es ist so gut, immer wieder zu reflektieren, über uns als Eltern.
Ich glaube, einen ganz ähnlichen Artikel hättest du geschrieben, wenn du zwei Mädchen hättest. Überlegungen hättest du angestellt und dein Verhalten reflektiert.
Rücksichtnahme müssen wir unseren Kindern beibringen, und Stärke. Meine fast zweijährige Tochter soll später die Stärke haben, sich gegen Sexismus durchzusetzen. Rücksichtsvoll soll sie aber natürlich auch sein. Und deine Jungs sollen sensibel auf andere Mebschen reagieren, und die Stärke haben, ihre sensible Seite zu verteidigen.
Es ist also irgendwie doch das Gleiche – ob wir nun Söhne oder Töchter groß ziehen. Geschlechtsneutral geht es nicht, aber am Ende gleicht es sich doch so: wir lernen unsere Kinder kennen und nehmen sie so wie sie sind.
Hallo Melanie, danke für diesen Text, er kommt genau zur richtigen Zeit für mich. Ich habe auch zwei Jungs und sehe genau wie du bei deinen Kindern wie sehr sie sich nach mehr Freiheit bei ALLEM sehnen und wie schwer es ihnen gemacht wird, wenn sie sich für etwas untypisches entscheiden. Und ich sehe genau wie du meine Verantwortung und gleichzeitig meine Grenzen nicht alles beeinflussen zu können. Ob und wie wir unsere Kinder anders erziehen sollten, können oder vielleicht auch nicht sollten habe ich gerade gestern noch mit meinem Mann besprochen. Wir sind zu keinem Ergebnis gekommen 😉 Grund dafür war aber nicht dein Text – den habe ich gerade erst entdeckt – sondern das Buch „The Girls“ von Emma Cline. Ich habe mich dort in so vielem wiedererkannt. Dieses gefallen wollen, das ich bei Jungs und Männern nicht so stark sehe (gut, vielleicht ist es dort besser versteckt). Und da frage ich mich, ob das stark machen von Mädchen eben nur die eine Seite sein kann. Klar muss jede/r rechzeitig „Nein“ sagen können. Aber auf der anderen Seite könnte es ja jemanden geben, der die Zeichen schon richtig deutet, dass es erst gar nicht so weit kommen muss.
Es ist ja eh schwer, konkret zu formulieren, was man sich von und für die Kinder wünscht. Oder die Bedürfnisse der Kinder anhand ihres Verhaltens immer richtig zu interpretieren. (mag er wirklich rosa oder will er damit einfach nur zu seinen Freundinnen dazu gehören? Die Frage kann man dann allerdings direkt wieder auch den Mädchen selber stellen). Deshalb hab ich auch so viele „vielleichts“ eingefügt.
Liebe Melanie, danke für deinen Post! Du sprichst mit damit in weiten Strecken aus der Seele. Ich habe gefühlt erst mit dem Elternwerden so richtig angefangen, mich mit Feminismus vor allem in dem Zusammenhang auseinanderzusetzen und mit aktiv einen Standpunkt zu bilden und freue mich daher sehr über Input. Zudem sind meine beiden Jungs um ein paar Monate verschoben ähnlich alt wie deine – hohes Identifikationspotenzial 🙂
Ich bin selbst sehr technikaffin und frage mich manchmal zB ob ich auch einer Tochter begeistert Züge und Feuerwehrautos zeigen würde? Ich denke schon, aber wissen kann ich es natürlich nicht.
Ich bemühe mich, meinem Großen zu erklären, dass zB Glitzer/Nagellack/Ohrringe/… für alle Menschen ok sind, wenn sie das möchten… bisher habe ich das Gefühl, er nimmt das zur Kenntnis und fragt ggf. nach, aber ob es fruchtet? Wer weiß.
Und dass Nein Nein heißt versuche ich auch verstärkt nicht nur zu erklären, sondern auch selber bewußt zu respektieren.
Da beide Jungs recht unterschiedlich sind (der Große eher sensibler, der Kleine eher rabaukig) finde ich es schon schwierig, sie nicht allein aufgrund ihres Naturells in Schubladen zu stecken…puh.
Äh ja, Fazit meiner etwas ungeordneten Gedanken: ob das nun feministisch ist, weiß ich auch nicht so genau. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich/wir es schaffen, dass mit unserer Hilfe aus unseren Jungs „gute“ Menschen werden, so wie im Beispiel deines Freundes und deinem letzten Absatz beschrieben
(und vielleicht sollte ich doch auch mal anfangen selber zu bloggen, damit ich nicht kilometerlange Texte in Kommentarfelder tippe…)
Diese Gedanken hatte ich auch schon.
Ich habe in einem etwas anderen Zusammenhang eine sehr inspirierende Geschichte gehört.
Dabei ging es um einen älteren Bruder, der seine kleine Schwester kitzelt.
In dem Moment haben noch alle Spaß.
Und der Vater sagt zum Sohn „Wenn sie keine Lust mehr hat, musst du aufhören.“
Das fand ich eine gute Erklärung über Konsens.
– Es wird nur gespielt wenn beide! es wollen.
– Die Schwester muss nicht sagen/ sich wehren, damit der Bruder aufhören muss. (Schwer durchsetzbar, aber die Haltung der Eltern zählt ja für das spätere Leben.)
Diesen Konsens Gedanken werde ich versuchen meiner Tochter mitzugeben.
Ich habe schon viele Frauen kennen gelernt, die dachten man muss sich „richtig“ wehren um respektiert zu werden.
Und wenn der Gegenüber nicht aufgehört hat, hat man sich wohl nicht ausreichend gewehrt.
Gegen Stereotype hilft langfristig hoffentlich die Überzeugung der Eltern.
Vielleicht ist es einfach richtig sich auf das Kind einzulassen und gar nicht zu viele Gedanken über diese Gender-Thematiken zu machen. Nicht, dass es unwichtig wäre…nein, nein…aber ideal ist es in meinen Augen immer dann, wenn ein Kind selbst entscheiden darf.
Dein Kleiner mag Bagger? Her mit dem Bob-der-Baumeister-Jungs-Shirt! Die Kleine mag Lilyfee? Dann immer mehr mit der rosa Kuscheldecke! Solange sie entscheiden bleibt auch Platz für den Jungen der Puppen mag und das Mädchen mit der Vorliebe für Lego Technik. Wenn wir Wert darauf legen, dass „geschlechtstypische“ Außen vorbleiben, dann erkennen wir implizit auch immer diese Logik an.
Klar, wir leben in einer Gesellschaft und gerade von so uralten Rollenbildern machen wir uns alle (ja, auch Feministinnen finde ich :p) nicht einfach mal über Nacht frei. Es dauert Generationen bis das nach und nach aufweicht, aber wir sehen ja, dass es durchaus langsam so ist. Es mag eine Minderheit der Väter sein, die Elternzeit nimmt oder gar Hausmann wird – aber die Zahl wächst eben. Zu Zeiten unserer Großmutter wäre das sowas von undenkbar gewesen, regelrecht ein soziales Sigma. Heute ist es noch lange nicht normal – aber eben auf dem besten Wege dahin. Gesellschaftliche Realitäten verändern sich langsam und es braucht tausende Hausmänner bis niemand der blöd schaut, wenn jemand das als seinen Beruf angibt. Ich finde e
Insofern tust du genau das Richtige in meinen Augen. Zeig den Kids, dass es da noch etwas anderes gibt und unterstütze sie in ihren Entscheidungen. Ich habe ein Mädchen und jede Wette wird sie sich – trotz meiner Abneigung gegen diese rosa Glitzerwelt – am Ende dennoch für lila Prinzessinnen Schuhe entscheiden. Aber ich werde ihr zeigen, dass das ihre Entscheidung ist und sie genauso gut die blauen Treter mit Monstern drauf hätte nehmen können.
Oh danke, gut zu wissen, das ich das Richtige tue. Nur: Ich hab darauf wenig Einfluss was mein Kind mag und nicht, wie ich im Zusammenhang mit Kindergarteneinfluss schrieb. Und grade im Bereich Gendermarketing gibt es leider mehr Rückschritte als ich Fortschritte sehe.
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Hallo Melanie
Ich denke mal, inzwischen haben sich deine Jungs (oder sind sie was anderes?) wieder weiter entwickelt. Als Papa von 2 Mädchen sah ich mich vor einem ähnlichen Problem. Wie erziehe ich (besser gesagt, wir. Ich mach das ja nicht alleine) sie richtig. Bei dem Versuch Mädchen-Stereotype zu vermeiden wurde es schon bei der Auswahl der Kleidungstücke schwierig. Versuch mal für kleine Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter was zu bekommen, was nicht rosa ist.
Aufgegeben gegen die Sterotype zu kämpfen habe ich, als meine Große mit 5 Jahren mit Matchboxautos spielte.
Da fuhr dann „Papa Auto“ vorne weg, dahinter kamen „Mama Auto“ und zwei Kinder, die machten einen Ausflug. Dieses Bild werde ich nie vergessen.
Inzwischen sind beide alt genug, ihre eigenen Meinungen zu vertreten und ich versuche immer sachliche Argumente für meine Ansichten zu finden – gelingt mir nicht immer. Und auch wenn ich das ihnen gegenüber natürlich nie zugeben würde, macht es mich glücklich, wenn ich einen Streit verliere.
Das mit dem Zugeben wird später wahrscheinlich mal kommen – zur Zeit will ich, dass sie lernen, sich durchzusetzen und ich werde nicht nachgeben, nur damit sie das Gefühl kriegen, gewonnen zu haben. Das macht später auch Niemand mit ihnen. Und vor allem sollen sie nicht das Gefühl kriegen, ich hätte nachgegeben, damit sie sich gut fühlen. Wenn sie einen Streit für sich entscheiden, dann soll das auch echt sein. Wobei ich selten den Part des Advokatus Diabolus bekomme, den übernimmt in der Regel meine Frau. Ich darf dann hinterher, wenn alles festgefahren ist, versuchen die Wogen wieder zu glätten.
Ob das alles richtig ist, was wir da tun, wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall bemühen wir uns, unsere Töchter stark zu machen, denn unabhängig davon, dass ich mich eigentlich nicht als Feminist sehe, wollte ich immer eine Partnerin und kein Weibchen. Und ich möchte, dass meine Töchter später in die Kategorie Partnerin fallen können. Wenn sie sich dann für die Weibchen Rolle entscheiden, dann soll es wenigstens nicht an mir gelegen haben.
Kämpfe also weiter dafür, dass deine Jungs für sich ein Rollenbild entwickeln, das nicht auf Unterdrückung und Vorrang basiert. Ich habe vor kurzem gelesen, dass es inzwischen nicht wenige Männer gibt, die psychologische Betreuung brauchen, weil „Frauen ihnen alles weg nehmen und sie nicht mehr gebraucht werden“. Natürlich ist das ein schönes Gefühl, wenn ich für meine Frau der „Held“ sein kann – aber es sollte mich nicht definieren, der Held sein zu müssen.
Hast du ein positives Rollenbild für deine Jungs? Oder nur ein negatives? Ein „Ich will, dass sie sich *nicht* so benehmen, wie es das Stereotyp vorgibt!“
Das ist bei Mädchen zur Zeit einfacher. „Du darfst und kannst dir alles zutrauen!“ Weibliche Klischees sind meistens Einschränkungen – und da kann ich einfach sagen „Warum denn?“
Nur bei einem habe ich Schwierigkeiten. Meine Tochter um drei Uhr in der Nacht allein auf dem Fahrrad quer durch die Stadt fahren zu lassen. Bei einem Jungen hätte ich wahrscheinlich nicht solche Sorgen.
Viel Erfolg bei der Rollenfindung
Mecki
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