Wie, es ist schon Sonntag? Das Wochenende damit vorbei, aber Karneval noch lange nicht! Es tut mir also leid, wenn ihr noch ein wenig davon ertragen müsst.
Op die Liebe, un et Lävve,
Op die Freiheit und d’r Dud
Ich bin ja selbst nicht in Köln geboren und groß geworden sondern erst seit knapp 10 Jahren hier. Und man mag es befremdlich finden, dass eine Stadt und ihre Bewohner*innen so selbst verliebt sind – aber man kann es den Kölner*innen wirklich nicht übel nehmen, es ist wirklich rührig hier.
Alle wolle noh Berlin, erus en de große Welt
Doch mich kriss de hee nit fott
Ich kann nit sage, wat mich hee häld
Ich weiß nicht, wie in den anderen vermeidlichen Karnevalsstädten gefeiert wird. Allein von der Musik her bleibt ja nichts übrig – handelt doch fast jedes Karnevalslied, das ich kenne entweder vom Dom, vom Kölsch, irgendwas mit kölsche Hätz, kölsche Seel, kölsche Mädche… – was singen da die anderen?
Denn mir sin kölsche Mädcher
Hann Spetzebötzjer an
Mir lossen uns nit dran fummele
Mir lossen keiner dran.
Am Freitag bringen der Mann und ich Batman und KleinFledermaus in den Kindergarten zur Karnevalsparty. Beim Kaffee danacht beschließt der Mann zum IKEA fahren zu wollen. Ja, so ist das hier – der Mann liebt shoppen, ich lauf mit. Ich bin ja noch auf der Suche nach einem schicken Sekretär für meinen Arbeitsplatz. Ich bin da ein bisschen fantasielos. Ich hätt gern was Kleines, weißes, ohne Unterschrank, mit einer Klappe die ich abends zuschließen kann. Pompadourfüße und/oder Shabby Schick-Look. Bei Ikea finde ich nichts passendes, nebenan ist noch der Däne, da kommen wir der Sache näher. Aber den Preis für ne MDF-Platte in die absichtlich Macken gehauen wurden…
Nachmittags machen wir nix Spannendes mehr. Der Mann hat noch ein kleines Regal für die Küche gekauft, das baut er mit den Kindern auf.
Wie ich ihnen so zusehe bin ich ein bisschen neidisch. Wie die Kinder das so durch zusehen und mitmachen lernen. Kind1 wird beauftragt dieses und jenes Werkzeug zu holen und lernt so die verschiedenen Sachen kennen. Auch Kind2 sitzt mittendrin und dreht hier und da eine Schraube fest.
Wat och passeet
dat Eine es doch klor
et Schönste, wat m’r han
schon all die lange Johr
es unser Veedel,
denn he hält m’r zosamme
ejal, wat och passeet
en uns’rem Veedel.
Am Samstag backt der Mann Brötchen. Wo auch immer er die Idee her hat, ich finds großartig. Es wird also ein leckeres Frühstück und anschließend fahren wir auf die andere Rheinseite in den Jugendpark. Das Wetter ist großartig und die Kinder können sich richtig austoben.
Die frische Luft macht müde und so machen Kind2 und ich anschließend ein Mittagsschläfchen. Dann ist es auch schon Zeit um wieder Karneval zu feiern. Sonja und ich begeben uns wieder in den Trubel in der Südstadt. Obwohl wir schon um 18:00 losziehen müssen wir über zwei Stunden in der Warteschlange warten bis wir rein kommen. Wir kommen mit ein paar Männern vor uns ins Gespräch, etwa mein Alter. Sie fragen, was wir so machen. Ich frage zurück, ob sie Kinder haben. Haben sie und so tauschen wir uns über zu kurze Nächte und Augenringe aus. Darauf erst mal ein Kölsch!
Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust
wir glauben an den lieben Gott und han auch immer Durst
Ävver et Hätz bliev he in Kölle
Es ist wunderbar am Samstagabend. Wer meinen inst-Stories folgt hat ja ein bisschen was mitgekriegt. Aber leider war ich zu sehr mit Tanzen und Singen beschäftigt um immer drauf zu halten. Ihr müsst mir einfach glauben wenn ich sage: Euch entgeht was, wenn ihr nicht einmal dabei ward!
luur uns aan
mer sin alle nur us fleisch un bloot
mer sin alle nit nur schlääch un jot
Am heutigen Morgen werde ich um halb 10 demonstrativ mit einem Kaffee ans Bett geweckt. Schließlich haben wir noch was vor! Schull- und Veedelszöch! Und weil der, wie der Rosenmontagszug auch, bei uns quasi vor der Haustür Aufstellung hat, wollen wir um 11:11 Uhr auch da sein.
Nä wat wor dat fröher schön doch in Colonia, wenn der Franz mem Nieß nom aahle Kohlberg jing,
Wenn der Pitter ärm in ärm mem Appolonia
still verjnöösch um heimwesch ahn zo knutsche fing.
Kind1 fing knapp drei Taschen voll Kamelle, dabei durfte an dieser Stelle noch gar nicht geworfen werden – los gehts nämlich eigentlich erst hinterm Severinsttor. Da ist der Rosenmontagszug konsequenter, die Traditionsvereine gönnen da nix 😉
Nach dem Zug ging ich mit Kind2 nach Hause für ein weiteres Mittagsschläfchen, der Mann und Kind1 gingen noch mit Freunden auf den Spielplatz und sortierten anschließend die Kamelle. So viel Action reicht dann auch erst mal für einen Tag.
Alaaf und bis die Tage!
Nie mih Fastelovend,
Nie mih rud un wieß
Nie mih Fastelovend – Ohne dich