Vom Glamour des Schreibens in Hipster-Cafés

Für den Großteil meiner Arbeit brauche ich ja nur mein Notebook und wlan. Nachdem ich mir meinen schönen Arbeitsplatz zu Hause unterm Dach eingerichtet habe fiel mir dann auf, dass ich manchmal doch besser woanders arbeiten kann. So wie jetzt, wenn der Mann zu Hause rumwuselt, die Wohnung nach unserem Urlaub im Chaos versinkt und ich, um mich zu „konzentrieren“ ein bisschen Grundrauschen brauche.

Das Grundrauschen, was mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Ich brauchte das schon immer. Zum Hausarbeiten schreiben ging ich lieber in die Unibibliothek um mich vereint mit all den anderen „Leidens“genossinnen zu fühlen. Zwischendurch mal mit einer Kommilitonin Kaffee trinken zu gehen oder in der Mensa auf andere zu treffen.

So ein Home Office ist ja gut und schön und ich genieße es besonders abends, hier zu sitzen. Am Computer, noch ein bisschen was zu schaffen, was den Kopf nicht zu sehr anstrengt aber ein bisschen in Bewegung hält.

Jedenfalls sitze ich so ein mal die Woche in einem meiner Lieblingscafes und fühle mich ganz schön Hipster. Ich trinke Soja-Latte und hausgemachtes Porridge oder Bananenbrot oder was man sonst so speist um der Welt zu zeigen „seht her! Ich kann es mir leisten um diese Zeit im Café zu sitzen“ und so auszusehen, als würde man grade Weltliteratur auf den Bildschirm bannen.

Leider bannt sich da recht wenig auf den Bildschirm, denn egal in welcher Umgebung – Schreiben ist echte Arbeit. Und meist geht der weitere Arbeit vorher – das Lesen von Gedanken Anderer oder von wichtigen Dokumenten die auf 180 Seiten Infos enthalten, die auch auf 500 Seiten Platz gefunden hätten.

Ich klappe also mein Notebook auf, bestelle mit gewichtiger Miene meinen Sojalatte, sehe mit meinem noch urlaubsgebräuntem Teint aus wie so eine digitale Nomadin auf Heimatbesuch – doch nichts! Keine Zeile findet ihren Weg in mein Schreibprogramm…

Woher kommen sie nur die Worte. Wörter? Himmel wie sollen sie auch fließen, wenn ich nicht mal weiß, wie man sie schreibt. Ich sollte mir erst mal einen Duden anschaffen, den könnte ich mit meinem superleichten Notebook zusammen in den Rucksack packen, da ist ja noch Platz. Den Duden leg ich dann neben mir auf den Cafétisch, damit auch der ignoranteste Mitmensch mitbekommt, das hier grad großes passiert…

Noch einen Kaffe bitte! Ja gerne, mit Sojamilch.

Kaffee. Mit Sojamilch bitte.

 

4 Kommentare

Eingeordnet unter familie

4 Antworten zu “Vom Glamour des Schreibens in Hipster-Cafés

  1. Sehr cooler Beitrag, vielen Dank dafür 😀

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