Archiv der Kategorie: interview feminismus und mutterschaft

Feminismus und Mutterschaft 4: Den Rollenerwartungen widersprechen

Hallo,

ich habe deinen Blogeintrag gelesen und möchte gern mitmachen. Ich heiße Luisa, bin 32 Jahre alt und habe zwei Söhne (5 und 1 Jahr alt). Ich und mein Mann studieren beide und teilen die Familien- und Hausarbeit egalitär. Neben dem Studium engagiere ich mich als Frauenbeauftragte im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an meiner Hochschule aktiv für Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit. Ich bin also professionelle Feministin 😉

Für mich beudeutet Feminismus, den Menschen hinter der äußeren Schale zu sehen und danach zu bewerten, wer sie oder er ist und nicht danach, was sie oder er sein sollte. Wir alle haben ein genaues Schema dessen im Kopf, wie bestimmte Personengruppen sein sollten. Das ist völlig normal und per se nichts schlechtes. Es führt aber dazu, dass wir Tatsachen im Zusammenhang mit unterschiedlichen Personengruppen unterschiedlich bewerten.

Beispiel: Ein Mädchen trägt lieber blau als rosa. Manche würden für ein Mädchen rosa bevorzugen, akzeptieren den Wunsch des Mädchens aber blaue Kleidung zu tragen. Gleiches Beispiel nun aber mit einem Jungen statt eines Mädchens: Der Junge findet rosa schön. Er mag alles, was rosa ist. Am liebsten würde er auch rosa Kleidung tragen. Sofort macht sich die gesamte Umgebung des Jungen sorgen, was mit ihm nicht stimmen könnte. Wird er als erwachsener vielleicht schwul? Und was werden wohl andere denken, wenn ich meinem Sohn rosa Kleidung anziehe? Werden andere Kinder ihn hänseln?

Die Situation ist eigentlich dieselbe. Ein Kind entscheidet sich für eine Farbe, die gesellschaftlich dem anderen Geschlecht zugeordnet wird. Doch ist es weniger problematisch, wenn sich ein Mädchen für eine Farbe entscheidet, die als typisch männlich assoziiert wird, als wenn ein Junge eine typische Mädchenfarbe wählt. Genau dasselbe gilt bei Spielzeug oder Art der Kleidung generell. Hosen für Mädchen sind ok, Kleider für Jungs nicht. Das setzt sich auch in Verhaltensweisen fort, die als typisch jungen- oder mädchenhaft assoziiert werden. Das beste Beispiel dafür ist meine eigene Kindheit und Jugend:

Vor 30 Jahren galt zumindest in den alten Bundesländern ein noch sehr konservatives Familienbild als heute und so waren die Erwartungen, die man an Mädchen und Jungen stellte, recht deutlich. Mein Bruder und ich waren von unserer Art her schon immer wie Tag und Nacht. Während ich extrovertiert und durchsetzungsstark war, ist er introvertiert, ruhig und zurückhaltend. Beides war für meine Eltern damals Anlass zur Sorge. Wir waren beide gut erzogen, machten keinen Ärger und verstanden uns wirklich gut. Aber ich war eben kein typisches Mädchen. Ich wollte immerzu raus mit meinen Freunden spielen, hatte stets eine Meinung, die ich vertrat und hielt mich damit auch nicht vor älteren zurück. Mich musste man schon immer mit Argumenten überzeugen, wobei „isso!“, das Alter meines Gegenübers oder dessen Geschlecht nicht als Argumente akzeptiert wurden. Ein Umstand, den man in einem italienisch-chinesischem Haushalt nicht gewöhnt war. In beiden Kulturen herrschten zumindest damals noch sehr strenge Vorstellungen davon, wie Frauen und Männer sein sollten und ältere Menschen hatten schon aus Prinzip recht. Dass ich Erklärungen für alles mögliche einforderte schickte sich nicht für ein Mädchen und galt als respektlos. Davon abgesehen hatte ich nie Interesse an Haushalt öder ähnlichen typisch weiblichen Aufgaben. Meine Eltern konnten damit gut Leben. Sie haben nie ernsthaft versucht mich zu verbiegen und standen stets hinter mir. Dafür mussten sie aber auch einiges an Gegenwind aushalten, wenn wieder einmal Außenstehende meinten, ihnen mitteilen zu müssen, wie frech ihre Tochter sei und dass man mir längst den Hintern versohlt hätte, wenn ich ihre Tochter wäre. Irgendwann war ich es, die sich hinstellte und diesen Personen mitteilte, sie sollen sich aus den Erziehungsangelegenheiten meiner Eltern raushalten. Meine Mutter hätte sich nie getraut, soetwas laut auszusprechen, auch wenn sie es sicher häufig dachte und mein Vater hatte nicht oft Gelegenheit dazu, da er viel arbeiten musste, um die Familie zu ernähren.
Oft wünschten sich meine Eltern, ich wäre mehr wie mein Bruder und er mehr wie ich. Schüchtern und zurückhaltend war für Mädchen ok, aber ein Junge, der sich nicht durchsetzt, schüchtern und ängstlich ist, das passt nicht so recht zusammen. Was soll aus dem denn mal werden? Ein Weichei? Sollten Männer nicht durchsetzungsstark sein und einen ausgeprägten Beschützerinstinkt haben? Und sollten Mädchen nicht zurückhaltend und gehorsam sein? Sollte ich also nicht lieber der Junge und mein Bruder das Mädchen sein?

Genau dieses Bild verfolgt meinen Bruder und mich bis heute. Während man mir im späteren Berufsleben an verschiedenen Stellen immer wieder sagte, ich sei keine typische Frau (das war als Kompliment gemeint!), so hat mein Bruder Probleme eine Freundin zu finden. Die Frauen, die er mag, stehen halt auf die bösen Jungs. Er ist deshalb der typische beste Freund, aber niemals „der eine“.

Feminismus bedeutet für mich deshalb, sich frei davon zu machen, was Frauen und Männer sein sollten. Feminismus ist für mich, andere Menschen so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Und dazu gehört für mich, mein eigenes Verhalten und meine Denkmuster zu reflektieren. Nur wenn mir das bewusst ist, kann ich aufhören in Schubladen zu denken und das Individuum dahinter sehen. Deshalb ist Feminismus für mich nichts altmodisches und erst recht nichts gegen Männer. Ich bin davon überzeugt, dass Männer davon nur profitieren können. Solange wir in einer Gesellschaft leben, die „weibliche“ Merkmale abwertet und „männliche“ aufwertet, wird keiner von uns glücklich.

Ich erziehe meine Kinder, in dem ich versuche  ihnen Vorbild zu sein. Sie wissen, dass ich sie stets in allem Unterstütze und dass sie ok sind, genau so wie sie sind. Es gibt nichts, was sie nicht tun können oder dürfen, weil sie Jungen sind und das gleiche gilt für Mädchen. Sie sollen wissen, dass die Welt nicht schwarz oder weiß ist und auch nicht blau oder rosa. Dazwischen gibt es unendlich viele Farben und keine davon wird schöner, indem man eine andere abwertet.

Feminismus ist deshalb für mich auch, mir und anderen Frauen zuzugestehen, ihren eigenen persönlichen Lebensweg zu wählen und ihnen zuzutrauen, dass sie dazu selbstständig in der Lage sind. Ja, ich werde wohl niemals hauptberufliche Hausfrau und Mutter sein. Das passt ein fach nicht zu mir. Diese wirklich einseitige und vorherrschende Berichterstattung, die suggerieren soll, dass arbeitende Mütter nun das Non+Ultra sein sollen, nervt mich aber auch. Denn es suggeriert wieder ein Bild dessen, wie Frauen sein sollen und wie nicht. Zum Feminismus und echter Gleichberechtigung gehört eben auch die freie Partnerwahl und die freie Entscheidung für ein Lebensmodell dazu. Und es gehört auch dazu, dass wir endlich über das Feindbild „Mann“ hinwegkommen. Es ist nämlich nicht „der Mann“, der die Frau diskriminiert, sondern die Gesellschaft insgesamt.

Ich bin froh, einen Mann an meiner Seite zu haben, für den all das wirklich kein Thema ist. Wir sahen uns gegenseitig schon immer als Partner auf Augenhöhe. Daran dass er das Sorgerecht für unseren bei der Geburt noch unehelichen Sohn bekommen würde, stand für uns nie zur Debatte, auch wenn sogar das Standesamt uns davon abriet. Meinen Nachnamen trägt er seit unserer Hochzeit mit Stolz und er lässt sich darin auch nicht beirren. Unser Nachname ist halt etwas besonderes und schön und die Entscheidung dafür meinen Mädchennamen als Familiennamen zu tragen hatte nichts damit zu tun, dass einer von uns den anderen dominiert. Dass wir beide zur Finanzierung unseres Studiums arbeiten würden, war auch immer klar, genauso, dass wir beide Elternzeit nehmen würden. Die Hausarbeit haben wir nach (Ab-)Neigung und Begabung gleichmäßig verteilt. Wir bringen beide jeden Abend je ein Kind ins Bett. Wir halten uns Gegenseitig den Rücken frei, damit der andere Arbeiten, Studieren oder eigenen Interessen nachgehen kann. Mein Mann ist mein bester Freund und ich glaube gleichberechtigter kann eine Ehe kaum sein. Davon profitieren wir beide. Ohne mich, hätte er sich seinen Traum von einem IT-Studium wahrscheinlich nie erfüllt und ohne ihn hätte ich mein Potenzial im Beruf nie ausschöpfen können. Ich glaube, wir sind beide sehr zufrieden mit unserem Leben und das überträgt sich auch auf unsere Kinder. Ich hoffe, dass ihre Welt durch unser Vorbild größer für sie wird. Dass sie weniger Grenzen im Leben überwinden müssen, um dahin zu kommen, wo sie glücklich sind. Und dass ihnen immer klar ist, dass Grenzen sie nicht davon abhalten sollten, ihren eigenen Weg zu gehen.

Ich finde es toll, dass du das Thema aufgreifst und aus verschiedenen Perspektiven beleuchten willst! Ich habe auch schon daran gedacht, einen solchen Text auf meinem eigenen Blog zu veröffentlichen, allerdings beschäftigt der sich schwerpunktmäßig mit Beauty. Da einen Bezug herzustellen, der nicht polarisiert oder zu oberflächlich wird, finde ich nicht leicht. Hier passt es jedoch hervorragend und ich bin schon sehr gespannt auf die Antworten, die du bekommst.

2 Kommentare

Eingeordnet unter interview feminismus und mutterschaft

Feminismus und Mutterschaft 3: Wenn die eigenen Rollenbilder nicht der Mehrheit entsprechen…

ein Beitrag von parentsdont:

Ich bin Rosalie und weiß ich gar nicht recht, was Feminismus bedeutet. Würde ich meine Oma fragen, ob sie Feministin ist, sie würde mich auslachen. Sie ist jetzt Mitte 70, hat in den 60igern 2 Kinder bekommen, ein Haus gebaut, ihre kranke Mutter gepflegt und ganz nebenbei mal noch volle 45 Jahre Akkord gearbeitet um das alles zu bezahlen. Sie hat das nicht wegen einer bestimmten Gesinnung getan, sondern weil’s nötig war. Hausfrau und Mutter sein, die dem Mann abends sein Essen hinstellt und den ganzen Tag bei den Kindern ist, war nicht.

Meine Mutter bekam mich mit 18 – Mitten in der Ausbildung. Auch sie blieb nicht zu Hause, sondern machte ihren Abschluss und verdiente das Familieneinkommen. Ich war in dieser Zeit zu Hause – mit meinem Vater. Und als sie endlich einen betriebseigenen Kitaplatz für mich ergattert hatten (Anfang der 80iger ein echtes Problem), arbeiteten beide immer Vollzeit.

Dass ich offensichtlich nie mit den oftmals zitierten Rollenmustern konfrontiert wurde merkte ich ganz eklatant in der Schule. In der 12. Klasse gab es eine Diskussion über Gesellschaft und Werte. Eine Doppelstunde lang ging es darum, was wir denn wohl für besser hielten: Mit Kindern zu Hause zu bleiben, oder ohne Kinder Karriere zu machen? Ich erinnere mich sehr genau, weil ich damals den gesamten Grundkurs Deutsch gegen mich hatte. Ich war tatsächlich die Einzige, die überhaupt nicht verstand, warum es nur entweder – oder geben kann, warum man nicht mit Kind arbeiten kann, warum Frau und nicht Mann zu Hause bleibt etc. Ich kam weinend (mit damals 17 Jahren) aus dem Unterricht, weil mich meine Klassenkameraden zum Teil sehr bösartig niedergeschrienen haben.

Mir wurde dann recht schnell klar, dass ich eben nie erlebt habe, wie eine klassische Rollenverteilung geht. Ich hatte verdammtes Glück, Eltern zu haben, die immer offen und flexibel auf Situationen reagiert haben und pragmatisch deren Lösung angegangen sind. Wer grad kann, verdient Geld, wer grad nicht kann, macht was anderes. Sie taten das, weil es nötig war und für sie die beste Lösung. Aber auch sie wurden dafür heftig angefeindet. Meine Mutter litt ziemlich darunter und wurde oft Rabenmutter geschumpfen.

Dennoch, meine Eltern haben mir da so einiges auf den Weg gegeben, damit ich mein Leben gut meistern kann.

Nun habe ich (32) meine eigene Familie, meinen Mann und 2 Töchter (3 Jahre und 7 Monate). Wir lebten bis vor kurzem in der Schweiz, haben beide ein Doktoratsstudium gemacht (in Naturwissenschaften). Wir lebten in Basel und das ist für Eltern quasi das Paradies. Finanzielle und beratende Unterstützung und Kitas – alles was das Herz begehrt. Dort hatten wir es echt schön, denn es lies sich immer alles Formale ganz leicht regeln. Dort gibt es nur 14 Wochen Mutterschutz und danach keine weiteren Leistungen wie Elterngeld etc. Aber es gibt hervorragende Kitas – in denen auch Babys wunderbar aufgehoben sind.

Mitten in der Doktorarbeit haben wir also absichtlich ein Kind bekommen. Ich war die einzige in meinem Bekanntenkreis, die überhaupt ‚schon’ an Kinder gedacht hat. Und das ist für mich – in der Rückschau – Feminismus. Zu sagen: Der Mann stimmt und ich will ein Kind, also los! Der Job stimmt nie. Es sei denn man mag seine Arbeit nicht und sucht einen Grund diese aufzugeben…

Wobei, eigentlich ist das nicht Feminismus, eigentlich ist das Emanzipation. Ich habe das Recht eine Familie zu gründen und so viele Kinder zu bekommen, wie ich will. Ich habe das Recht danach zu arbeiten, oder zu Hause zu bleiben, oder Teilzeit zu arbeiten. Nicht weil ich einfach auf juristischer Ebene das Recht habe, sondern weil das mein Leben ist und ich allein bestimme, wann und wie ich ein Kind bekomme und dieses groß ziehe. Da hat mir keiner was zu sagen, es sei denn ich misshandle das Kind oder den Partner. Und mein Chef darf mir kündigen, wenn ich tatsächlich meinen Job nicht mehr gut mache. Aber nicht vorher und auch nicht auf ‚Verdacht’.

 

Generell möchte ich meinen Kindern weitergeben: Sei Eigenständig und mutig. Es gibt nichts, was man nicht versuchen kann, auch wenn es nicht so klappt, wie geplant. Und trage die Verantwortung für dein eigenes Leben immer selbst – auch wenn du Familie hast.

Dazu gehört für mich auch: Verdiene dein eigenes Geld, so viel wie möglich und/oder nötig.

Wir leben das unseren Kindern vor. Mal arbeite ich für Geld, mal mein Mann. Wenn man Kinder bekommt und in unserem Beruf gibt es keine längerfristigen Planungen, da muss jeder einspringen und die ganze Familie muss sich an veränderte Situationen anpassen können.

 

Wir leben nun seit wenigen Monaten in Heidelberg. Wir haben gemeinsam entschieden dorthin zu gehen, obwohl es beruflich noch weitere Perspektiven in anderen Städten gab. Aber Heidelberg ist relativ kinderfreundlich und hat viele und gute Kitas. Es lässt sich gut leben hier und wir haben beide berufliche Chancen in dieser Stadt. Momentan gehen beide Kinder in die Kita, ich arbeite von zu Hause aus (leider unentgeldlich) und such einen bezahlten Job. Mein Mann hat eine Forschungsstelle, aber nur bis Ende nächsten Jahres. Danach steht eine größere Umstellung an, denn so wie ich mich nun beruflich weiterorientiere, muss mein Mann das nächstes Jahr tun. Seine Stelle wird dann nicht mehr finanziert. Da werde ich dann Vollzeit arbeiten. Für mich ist das genau richtig. Jeder tut, was die Situation gerade erfordert. Keine festen Rollen, dafür leben wir eher bedürfnisorientiert. Jeder soll so gut es geht bekommen, was er will und braucht und muss dafür aber auch tun, was er kann.

 

Was Frauen mehr brauchen? Mut. Mut etwas zu ändern, wenn es nicht stimmt. Mut mit dem Partner auf Augenhöhe zu sein. Mut diese Augenhöhe auch einzufordern. Mut und Stärke für die finanzielle Verantwortung (Väter müssen im klassischen Rollenmodel seit jeher diesen Mut und diese Stärke aufbringen, denn sie tragen ja die finanzielle Verantwortung), Mut zum Teilen, Mut mal Fünfe gerade sein zu lassen und Mut Loszulassen. Das wären für mich Ziele des Feminismus.

 

Und ich würde die Frauen fragen: Wollt ihr wirklich teilen?

Und ich würde die Männer fragen: Wollt ihr wirklich teilen?

Und an beide Partner einer Gemeinschaft: Wollt ihr wirklich für einander einstehen?

Ich würde eher nicht mit Feminismus argumentieren, sondern mit Emanzipation für beide Geschlechter.

 

Mich stört zudem, dass Staat und Gesellschaft immer mehr Kontrolle ausüben wollen. Geld gibt’s, wenn du brav machst, was ich (Staat) sage. Und ich (Gesellschaft) entscheide, was richtig und falsch ist und was man machen muss. All das immer unter sofortiger Androhung von Strafen. Das entbindet von der Last eigene Entscheidungen treffen zu müssen und macht uns abhängig als Mensch, als Eltern, als Familie. Ich bin aber in der Lage selbst zu entscheiden und will das auch tun! Denn die Konsequenzen für Entscheidungen, die mein Leben betreffen, muss ich ja alleine tragen. Die nimmt mir weder Staat noch Gesellschaft ab. Dann will ich auch selber entscheiden!

4 Kommentare

Eingeordnet unter feminismus, interview feminismus und mutterschaft

Feminismus und Mutterschaft 2: Dann doch lieber kinderlos?

Gastbeitrag von Janina.

Edit:  Ich werde die meisten Beiträge so veröffentlichen, wie Ihr sie mir schickt. Das heißt, was Ihr lest, ist die Meinung der jeweiligen Interviewpartner:in!

Mein Name ist Janina, ich bin gerade vor einem Monat 30 geworden, da kommt man irgendwie schwer am Thema Mutterschaft vorbei.
Ich habe momentan noch keine Kinder und möchte zurzeit auch keine bzw. kann ich gar nicht sagen, ob ich generell welche möchte. Früher war das anders, da wollte ich unbedingt mal Mama sein.
Aber irgendwie hat sich das die letzten Jahre geändert.
Im Freundes- und Bekanntenkreis sehe ich immer öfter wie Frauen aufgrund der Mutterschaft berufsmäßig und auch sonst zurückstecken müssen, das kann ich mir für mich nicht vorstellen. Es ist zwar oft so, dass auch die Väter die Karenz teilen, aber meistens nur einen Monat.
 Ich finde bezüglich Kinderbetreuung und Erziehung könnte man schon noch viel mehr Möglichkeiten und Entlastung für Frauen schaffen.
Mir ist das derzeit zu wenig. Es sollte mehr Kinderbetreuung angeboten werden, und vor allem nicht nur welche, die man selbst bezahlen muss.
Und es sollte mehr Möglichkeit geben, dass auch Männer länger zu Hause bleiben können.
Teilzeitarbeit ist auch ein Thema, es gibt nicht wirklich viele Möglichkeiten, vor allem nicht in jeder Branche.
Ich finde, man könnte vieles noch flexibler gestalten.
Ich verbinde derzeit mit Mutterschaft nur Einschränkungen, und das möchte ich für mich nicht. Ich sehe nur wie es bei anderen Frauen ist, sie sind alle zeitlich sehr eingespannt. Die Mutterschaft bedeutet für sie beruflich zurückstecken, und kaum Zeit für sich.
Mein Partner wäre an und für sich sehr entgegenkommend, nur sind wir beide selbstständig, ein berufliches Zurückstecken wäre mit Kind unumgänglich.
In Gesprächen merke ich schon oft, dass man schnell verurteilt wird, nur wenn man sagt: Ich will jetzt keine Kinder, weil ich mich selbst nicht aufgeben und/oder beruflich noch verändern oder weiterentwickeln möchte. Als Mann ist das nicht so. 
Als Frau kriegt man oft mal den stempel aufgedrückt, oder wird schief angesehen, wenn man sein leben, also die Jahre der Kindererziehung nicht zu 100 % auf sich allein nehmen mag.
Ich finde das manchmal schon sehr ungerecht. Als Frau hat es einfach vielmehr Konsequenzen wenn man sich für ein Kind entscheidet, kommt mir halt so vor. Es ist meiner Meinung nach ein schwieriges Thema, da gibt es nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Grautöne. Finde es super, dass du dich dem Thema widmest!
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen was beitragen.

_______

Weitere Interviews findet ihr hier.

Interviewreihe Feminismus und Mutterschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Kommentare

Eingeordnet unter interview feminismus und mutterschaft

Feminismus und Mutterschaft 1: Finnland vs. Deutschland

Edit: Liebe Leser_innen, hier der erste Teil der eingegangenen Beiträge. Ich werde die meisten Beiträge so veröffentlichen, wie Ihr sie mir schickt. Das heißt, was Ihr lest ist die Meinung der jeweiligen Interviewpartnerin! Da nicht alle auch auf facebook sind, schreibt Eure Kommentare bitte direkt hier in den Blog. Da ich Kommentare teilweise noch moderiere und nicht genau weiß, wann Tag X eintritt (also die Geburt von Cashew), habt etwas Geduld, falls die Kommentare nicht sofort freigeschaltet werden. Jetzt aber viel Spaß beim Lesen und ich freue mich über weitere Beiträge an gluecklichscheitern AT gmail PUNKT com!

ich bin die Stefanie, 28 und habe 2 Töchter (2 Jahre und 8 Mon.) die Beide in Finnland geboren wurden, wo ich mit meinem finnischen Mann bis vor 2 Monaten gelebt habe. Zum Glück muss ich sagen, denn in meinem schwäbischen Heimatstädle hätte ich mich nie als Mutter so entwickeln können, mit meinen eigenen Vorstellungen und Ideen, wie ich es dort konnte.

Zum Feminismus bin ich während meiner ersten Schwangerschaft gekommen, da ich mir Gedanken machte „was für eine Mutter“/Vorbild ich sein möchte.
Mittlerweile vertrete ich die Meinung, dass eine selbstbestimmte Geburt sowie Stillen für mich sehr feministisch ist.
Auch versuche ich meine Kinder neutral zu erziehen und ihnen Sachen zu zeigen/ beizubringen, die sie interessieren könnten und nicht so sehr darauf zu achten, ob das nun für Mädels oder Jungs ist.
Meine Große kann zum Beispiel sehr gut klettern oder wir schauen uns auch mal eine Bauarbeiten genauer an.
Ich muss allerdings darauf achten, dass ich maskuline Eigenschaften nicht zu sehr hervorhebe.
Mit meinem Mann teile ich die Kinderbetreuung und Versorgung relativ gerecht auf. Ich bin diejenige die „natürlich“ doch mehr auf die Kinder aufpasst oder mal ein Kind mitnimmt, damit der gute Vater nicht überfordert wird…

Da das Thema Kita für mich gerade sehr present ist und ich Erfahrungen habe wie die ganze Sache in Finnland läuft, fühle ich mich doch fast in Deutschland  diskriminiert. Anscheinend ist es hier immer noch nicht sehr üblich, dass auch die Mutter arbeiten geht.
In unserem Städle gibt es ganze 2! Ganztagsgruppen, die aber erst für Kinder ab 3 Jahren ist. Da mein Mann in Schweden studiert und ich, hier in Deutschland, die Brötchen verdienen muss, ist die Kinderbetreuung reine Katastrophe.
Wir sind absolut auf meine Eltern angewiesen, die ja selbst noch berufstätig sind!

Kita-Ausbau ist also hier noch sehr nötig, vorallem Lösungen für Eltern die in Schichten arbeiten.

…mmmmh ich hoffe, dass ich wenigsten ein kleinwenig Interessantes zu deinem Aufruf beitragen konnte.- Stefanie

___________

Weitere Interviews aus der Reihe findest du hier.

Ein Kommentar

Eingeordnet unter interview feminismus und mutterschaft