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Tag der Care-Arbeit?

Wie, Wochenende schon wieder rum? Ach, morgen ist ja noch ein Feiertag, deswegen. Tag der Arbeit. Tag der Lohnarbeit um es genau zu sagen. Denn alles andere ist keine Arbeit (falls ihr den Artikel liest, gern auch mal die Kommentare. Süß, wie dort Kinderlose meinen, sie machen ja auch Hausarbeit und wo da der Unterschied sei…), jedenfalls keine, die den Namen verdient.

Also gehen Morgen, am Tag der Arbeit wieder viele viele Angestellte und Arbeiter_innen auf die Straße. Werden ja auch immer weniger, Leute die so richtig arbeiten. Unbefristet und Vollzeit.

Ich persönlich hatte noch nie einen unbefristeten Arbeitsvertrag und Vollzeit habe ich insgesamt ein Jahr gearbeitet. Und trotzdem – Langeweile habe ich dieser Tage noch weniger als damals, kinderlos und Vollzeit arbeitend.

Ich bin es auch müde und leid, ständig darauf hinzuweisen, was an dem, was ich so tagtäglich mache eigentlich Arbeit ist. Und warum das nicht weniger Arbeit ist, nur weil ich meine Kinder liebe. Denn ja, echt, das tue ich. Bis zum Mond und zurück oder was einem da so für Wortschöpfungen für begegnen.

Tag der Arbeit…Wenn Muddi (ich) mal nicht arbeitet, sitzt sie mit den Kindern im Park. Sieht ziemlich entspannt aus, aber ich hab leichte Nackenverspannungen, weil ich von meinem Platz im Schatten ständig nach den Kindern Ausschau hielt, Essen reichte, Wunden pustete, Streit schlichtete…Wo ist der Tag der Carearbeit?

Ich habe die letzten sechs Tage ununterbrochen Kinder bekuschelt, getröstet und bespaßt und nebenbei…ach ich fange ja doch wieder damit an. Wollte ich gar nicht.

Eigentlich wollte ich was total Schlaues darüber schreiben, warum Care-Arbeit, also Sorgearbeit für andere, kleinere und schwache, gebrechliche Menschen immer noch unterschätzt wird und finanziell nicht angemessen entlohnt.

Ich bereite mich mit Minimalismus, ZeroWaste Living und Tiny Houses schon mal darauf vor, von meiner viel zu kleinen Rente später in einem umgebauten Wohnwagen zu wohnen (vorausgesetzt ich werde nicht pflegebedürftig), dann war mein Boho-Loha-Lifestyle – dem nicht selten auch junge Eltern fröhnen – doch sehr vorausschauend.

Was Schlaueres, so was mit scharfer Zunge und Pointe und einem „Hört, hört!“ bei der Leser_in entlockend – das wird heut nix. Für mich war nämlich die letzten Tage jeder „Tag der Care-Arbeit“ und da bleibt die Hirnarbeit leider auf der Strecke.

 

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Urlaub – was ist das und hab ich das verdient?

Es gibt Ärzt_innen, die wider besseren Wissens rauchen. Und es gibt Personen (<- ce moi), die trotz einschlägigen Studiums in klassische Denkmuster verfallen. Da habe ich Geschlechterforschung und Soziologie (mit einem SChwerpunkt Arbeitssoziologie) studiert und fühlte mich in der Elternzeit trotzdem „unproduktiv“. Dabei war ich im letzten Jahr rund um die Uhr im Einsatz. Das Kindergartenkind, das Baby, Jobsuche, Vorträge und Workshops die ich hielt, Fortbildung, Kitastreik, der Mann beruflich viel unterwegs. Und trotzdem habe ich, als das Baby bei der Tagesmutter eingewöhnt war, nicht als Erstes gedacht: Hinlegen, ausschlafen, Buch lesen. Denn alles, was ich im letzten Jahr gemacht habe war ja …keine Arbeit?!?

Wie kann mir das passieren, dass ich SELBST das nicht als Arbeit anerkenne? Als Leistung? Weil es nicht vergütet wird? Weil ich keine_n Arbeitgeber_in habe? Mir fällt es schwer, mir selber auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: Boah, im letzten Jahr hast Du ordentlich ran geklotzt! Tut ja auch kein_e Andere_r. Ist halt so, macht man halt.

Aufstehen, Kinder anziehen, Butterbrotdosen herrichten, Frühstück reichen, Kinder hetzen, in den Kindergarten/zur Tagesmutter bringen, einkaufen, Arzttermine koordinieren, Bewerbungen schreiben, für die Fortbildung lernen, Vortrag vorbereiten, Picknicksachen einstecken, Kinder holen, zum Arzt/in den Park, Nasen wischen, Windeln wechseln, Essen reichen, trösten, motivieren, schimpfen, vom Klettergerüst holen, gegen Protest nach Hause bringen, Abendessen bereiten, baden, Zähne putzen, anziehen, vorlesen, Händchen halten, zudecken, Waschmaschine an, Spülmaschine an, Küche saugen, Müll runter bringen, Katzenklo, Babysachen bei ebay einstellen, Mails beantworten, Wäsche aufhängen – „Feierabend“. – So im groben Überblick und natürlich mit täglich wechselnden Aufgaben. Auch wenn der Mann zu Hause ist, fällt genug für ihn ab. Ihr wisst vermutlich alle, wie das so ist.

An Wochenenden, die ich regelmäßig mit den Kindern alleine bin, hatte ich Samstag mittags oft schon das Gefühl, mehr geleistet zu haben als früher an einem Wochentag im Büro.

Und dann sind beide Kinder vormittags in Betreuung. Kein Vortrag wartet, sondern eine Urlaubsreise. Immer noch eine lange ToDo-Liste von Sachen, die bis dahin erledigt werden muss. Hey ich meine: Urlaub vor der Tür. Ich kann mich endlich mal ENT-SPannen. Also wenn die ToDo-Liste abgearbeitet ist. Oder??? Jedenfalls klopf ich mir jetzt mal auf die Schulter. Und Euch allen da draußen auch! Ihr macht nen tollen Job, und Urlaub habt ihr Euch verdient. (und ich mir auch, oder?)

Schöne Ferien!

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Mein ganz persönliches (Zwischen)fazit zum #Kitastreik

Vorbei ist der Kitastreik nicht. Nur erst mal ausgesetzt. Vier Wochen Kitastreik liegen bereits hinter uns. Vorweg: Ich stehe voll auf der Seite der Erzieher_innen und ihrer Forderungen. Mehr Geld und Anerkennung verdienen sie allemal. Umso ironischer, das die größten Kritiker_innen unter den Eltern (nach dem Motto: die sitzen ja nur rum und „beaufsichtigen“ die Kinder) scheinbar die Betreuung ihrer eigenen Kinder am anstrengendsten finden.

Nun ja. Uns traf es grade nicht so hart. Glück im Unglück bin ich ja noch auf Jobsuche. Der Kleine kam grade zur Tagesmutter. Ursprünglich, damit ich Zeit für meine Fortbildung* habe. Nun ja, stehe ich halt morgens um 5 auf, damit das mit dem Lernen was wird. Alles in allem hätte der Zeitpunkt also tragischer sein können.

Ich habe die Zeit sogar genossen: Der Kleine vormittags in Betreuung und der Große und ich haben, gefühlt zum ersten Mal seit Cashews Geburt, Zeit für uns. Zeit zu zweit. Wir brachten gemeinsam den Kleinen zur Tagesmutter und gingen danach ins Cafe. Minime bekam eine Waffel, malte mit Straßenkreide vor dem Cafe auf die Straße und ich genoß meinen Kaffee. Wir machten einen Ausflug zum Zoo. Fuhren mit der Seilbahn. Gingen Skaten bzw. fuhren Rad am Rhein. Besuchten die Kletterhalle. Waren auf dem Spielplatz.

Wenn diese gemeinsame Zeit vorbei war und wir den Kleinen wieder abholten, merkte ich, wie gut diese Zweisamkeit dem Kindergartenkind tat. Und wie schwer es ihm anschließend wieder fiel, die Aufmerksamkeit mit seinem kleinen Bruder teilen zu müssen.

Und ich? Ich war abends trotzdem fix und alle. Ging mit den Kindern gemeinsam ins Bett. Schlief, mit dem BWL-Skript in der Hand ein. Der Mann musste, von wenigen Tagen abgesehen, früh raus und war sehr spät wieder da. Und gegen Ende noch mal 10 Tage beruflich ganz weg. Dazwischen war er eine Woche zu Hause. Was gut war, denn auch die Tagesmutter war eine Woche krank und ich musste unbedingt die Prüfungen für meine Fortbildung einschicken. Dafür hatte ich dann vier Tage, statt wie geplant, vier Wochen. Wenn ich die also bestehe, verteile ich mir einen Ehrentitel. Auf jeden Fall klopf ich mir ordentlich auf die Schulter.

Mit der Zeit fielen mir zwei Sachen auf: 1. In anderen Elternblogs war der Streik kaum Thema. Zugegeben ich bekam nicht so viel mit, denn meine Energie reichte abends nur noch dafür, kurz die Twitter- und Facebooktimeline zu überfliegen und maximal die Titel zu lesen. Aber präsent schien der Kitastreik nicht? Wie machten das die Eltern und Mütter überhaupt, woher hatten die noch die Energie zu bloggen? Waren deren Kinder überhaupt in städtischen Kitas? Waren sie aus dem Alter schon raus oder bei Tageseltern/Elternini/Waldorf/Montessori/katholischer/evangelischer Kita undundund? Wer bringt überhaupt seine Kinder in städtische Einrichtungen und wer entscheidet sich vielleicht bewusst dagegen? Wer hat überhaupt eine Wahl seine Kinder wohin zu bringen? Da wo nur ein Kindergarten in der Nähe ist, ist die Auswahl eh gering. Wer kann sich private Varianten leisten? Kurz: Wie viele Kinder sind überhaupt in städtischen Kitas? Diese Frage warf ich in die Twitter-Runde und tatsächlich bekam ich Antwort:

Tatsächlich, der Großteil der Betreuungseinrichtungen für kleine Kinder ist gar nicht in öffentlicher Hand. Gut, da wundert es mich nicht, dass der Kitastreik auch in Elternblogs wenig Resonanz findet. Nicht, weil die Eltern keine Zeit finden, sondern weil es einfach nicht. relevant. ist. (Dass auch Erzieher_innen in anderen Einrichtungen evt. davon profitieren, dass in öffentlichen Einrichtungen mehr Gehalt gefordert wird, lass ich hier außen vor).

2. Ich bot in der Kindergartengruppe von Minime einigen anderen Eltern an, ein oder zwei Kinder mitzubetreuen. Aus einer der anderen Kindergartengruppen traf ich regelmäßig einige Eltern mit einer Horde Kids im Park. Hier hatten sich die Eltern einfach zusammen getan, zwei bis drei Mütter passten auf insgesamt ca. 9 Kids auf und wechselten sich damit untereinander ab. So dachte ich, könnte man das auch in Minimes Gruppe machen. Aber irgendwie schien kein Bedarf zu sein, keine_r meldete sich und nahm das Angebot an. Irgendwie organisierten alle ihren Betreuungsbedarf familienintern. Großeltern, wenn vorhanden. Oder es wurde HomeOffice in Anspruch genommen. Es gab verschiedene Varianten die mir auch noch mal sichtbar machten, mit wie wenig Stunden viele Mütter arbeiten. Erst in der vierten Woche kam es zu ein, zwei „Gruppentreffen“, aber weniger, damit die Eltern in Ruhe arbeiten können, als damit die Kinder einander wieder zum Spielen hatten. Für mich bleibt auch hier die Frage offen: Ist es so schwer, Hilfe zu erfragen, bzw. anzunehmen? Nun ja, vorerst ist der Streik unterbrochen und das heißt:

Durchatmen. Aufatmen. Innehalten. Weitermachen.

Hier unser Kita-Streik in Bildern:

Das Kind malt seinen Namen vors Cafe

Das Kind malt seinen Namen vors Cafe

Wir besuchen den Zoo

Wir besuchen den Zoo

…und fahren mit der Seilbahn

…und fahren mit der Seilbahn

Seilbahn

Seilbahn

Am Rhein entlang

Am Rhein entlang

Kaffee und Kakao

Kaffee und Kakao

Minime fotografiert mich in bester Kletter-Pose

Minime fotografiert mich in bester Kletter-Pose

und ich ihn

und ich ihn

Von soviel Programm mittagsschlafmüde

Von soviel Programm mittagsschlafmüde

Der Mann fährt mit den Kids ins Sealife

Der Mann fährt mit den Kids ins Sealife

…und den Tierpark

…und den Tierpark

Odysseum

Das Odysseum lässt Kinder mit Begleitperson zum Kitastreik umsonst rein

Ich hab keine Ahnung, wo das Kind da rausgekrochen kommt...

Ich hab keine Ahnung, wo das Kind da rausgekrochen kommt…

Mehr Fotos gibt es auf INSTAGRAM

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* Fortbildung aus der Kategorie: Mach doch mal was Vernünftiges!

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