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KonsensKarneval – Mein Kostüm ist keine Einladung!

Mitten in den Sommerferien denkt vielleicht grade Keine_r an Karneval bzw. Fasching. Aber Kampagnen brauchen etwas Vorlaufzeit und ich nutze grade die Zeit, in der ich zwei freie Hände habe um an einer zu arbeiten: KonsensKarneval – eine Präventionskampagne gegen sexuelle Übergriffe während der Karnevals-/Faschingsaktivitäten, die sich nicht an die möglichen „Opfer“, sondern an die Täter richtet.

Bisher heißt es auch während der Karnevalszeit an die Frauen gerichtet: „Zieh Dich nicht zu sexy an!“ (Und wenn doch wunder Dich nicht, wenn Du blöd angemacht, begrapscht oder eben Schlimmeres wirst), „Geh nicht alleine!“, „Trink nicht zu viel“ und so weiter.

Es wird Zeit, den Fokus auf die zu richten, die Übergriffe begehen und auch: ermöglichen.

The only thing that causes rape: rapists

The only thing that causes rape: rapists

(Übersetzung: „Sachen, die Vergewaltigungen verursachen: – flirten, – was ich anhabe, – zu viel Alkohol, + Vergewaltiger)

Die Kampagne könnte noch Unterstützung brauchen: Ideen für Slogans, Erfahrungsberichte (oder tweets unter #konsenskarneval), Fotos mit Euch im Kostüm und Schildchen „Mein Kostüm ist keine Einladung“ – was immer Euch einfällt.

Natürlich gibt’s auch eine facebook-Seite und einen twitter-Account (@konsenskarneval) sowie eine E-Mail Adresse für Anfragen/Einsendungen: konsens.karnevalATgmailPUNKTcom

Auch sonst freu ich mich über Euer Feedback!

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Mein Senf zu #aufschrei

ich habe bisher nichts zu #aufschrei getwittert und geschrieben. nicht, weil es da nicht genug zu schreiben gäbe. eher weil

– ich mich in vielem wieder gefunden habe. ich lese diese tweets und denke: check, check, check, omg gott sei dank nicht!, check, nö, check… naja. alltag eben.

– weil andere sich bei diesen tweets  nicht wiederfinden konnten. ein paar haben ihre erfahrungen dann unter #queeraufschrei zusammen gefasst.

– weil ich keine lust hatte und habe, dass meine erlebnisse von anderen, von leuten die mich kennen und von solchen, die nicht, bewertet werden. die ersten diskussionen und blogeinträge und die ganzen darstellungen in den malestreammainstream-medien haben das sehr deutlich gezeigt: ach, stell dich nicht so an! ach komm, war doch nur nett gemeint! ey, der ist doch bloß betrunken! du, der arme hatte schon lange keine freundin mehr, nimm den nicht so ernst! du bist doch sonst nicht auf den mund gefallen, warum hast du denn nichts gesagt? dich nicht gewehrt?

denn DAS finde ich das eigentlich erbärmliche an der diskussion. dass der blick auf mich/die betroffenen gelenkt wird. denn ja, oft merkte ich erst spät, dass da ein (sexueller) übergriff statt gefunden hat. das hat mich schon oft ohnmächtig gemacht. weil ich das früher nicht so benannt hätte, nicht hätte benennen können. denn ich bin jemand, der grundsätzlich ihrer wahrnehmung nicht traut. denn was habe ich schon früh gelernt? es kann nicht sein, was nicht sein darf! das ich von lauter gutmeinenden menschen umgeben bin. und womöglich meine sicht der dinge nicht stimmt.

tja, und sich wehren? klar, kann man. aber der übergriff, die erfahrung ist ja trotzdem schon passiert. das arschloch bleibt ein arschloch. neulich erzählte eine freundin, sie war an einem frauen*tag in einem autonomen zentrum. zutritt nur für frauen*. zwei typen hatten das offensichtlich nicht mitbekommen, wollten einlass. die mitarbeiterin verwehrt den typen den eintritt und kriegt von einem dieser arschlöcher eine gescheuert. sie hat sich gewehrt. ändert nix an der tatsache, dass sie geschlagen wurde. ausnahmen? einzefälle? ich denke, allein die masse der tweets zu dem thema spricht eine andere sprache. und da ich schon länger bei twitter bin und auch schon länger feministin gibt es da auch #werbrauchtfeminismus, #ichhabenichtangezeigt und #hollaback – alles seiten und hashtags die schon seit langem offen legen, wie tief sexismus in dieser gesellschaft reicht. ist ja nicht so, als sei feminismus für mich ein schönes hobby, so wie orchideen züchten oder bücher lesen. warte, wenn ich die wahl habe, mich in meiner knappen, freien zeit mit schönen dingen wie bücher lesen zu beschäftigen oder damit, mich in diesem internet und im echten leben über sexismus aufzuregen wähle ich…….?!? genau.

so, weil ihr schon drauf gewartet habt: UND WAS IST MIT DEN MÄNNERN? die sind doch gar nicht ALLE so böse? sollte man nicht GEMEINSAM nach lösungen suchen, und darf man jetzt gar nicht mehr flirten??? (ok, durchatmen, bis 23 zählen und go:)

– schon recht zu beginn, als ich mich feministisch nannte, sagten mir männliche freunde so sachen wie „ich find es aber scheiße, wenn ich nachts wo lang laufe und ne frau die straßenseite wechselt, als sei ich ein potentieller ver*ewltger“. ach, so? tja lieber, man sieht dir deine absichten nicht an. also tu der frau doch den gefallen und wechsel einfach selber die straßenseite. ist ein sehr deutliches signal für: hey, ich tu dir nichts. ich kenne keine frau, die nicht irgendwelche strategien entwickelt hat um in der öffentlichkeit zu signalisieren: komm mir nicht zu nahe, sprich micht nicht an, tu mir nichts! blickkontakt vermeiden, so tun als telefonierte mensch, für das nachhausegehen auf eine freundin warten, auch wenn das heißt, man steht ne stunde auf der party/in der kneipe rum, obwohl man längst ins bett möchte.

– männer scheinen es immer noch für ein ungeschriebenes gesetz zu halten, dass sie den ersten schritt tun müssen (als wenn es bei der sexismusdebatte um FLIRTEN ginge. aber für die merkbefreiten:) und dass das so gewollt ist. wie sollen wir denn jetzt noch flirten? hallt es überall. als wenn ich als (hetero)frau nicht auch ’signale‘ aussenden könnte, den ersten schritt tun. nur lernen frauen eben sehr früh, dass das im zweifelsfall implizit für den typen heißt, alles ist erlaubt. ich will mich nicht ansprechen lassen, auf ein ‚getränk‘ einladen lassen, darauf eingehen und mir hinterher anhören müssen, ich hätte ‚es‘ doch gewollt…

– und lieber leser, wenn du zu den ‚guten‘ gehörst, dir selber nichts vorwerfen kannst und dich jetzt fragst, was du damit machen sollst – erstens: geh einen schritt weiter! selbst wenn du dich nie sexistisch verhalten hast, ich wette, du warst oft genug zeuge davon, dass ein kumpel, kollege oder vorgesetzter sich arschig und sexistisch verhalten hat. genau, dein kumpel der in der kneipe oder im club alles angräbt, was nicht bei drei auf den bäumen ist. der kollege, der dir von den tollen brüsten der praktikantin erzählt. sag ihm, er ist ein arsch. vielen dank. und: les was über consens culture.

—-

puh, dieser artikel arbeitet seit tagen in meinem kopf vor sich hin, ich bin immer noch nicht glücklich damit. schließlich wurde bereits wahnsinnig viel geschrieben, vermutlich auch schon alles, was ich jetzt dazu noch sagen konnte.

und wem das hier grad zu wenig muddi-minime-berichterstattung ist, der komme doch hier zu meiner facebook-seite

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