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Eure Rente ist mir so was von egal!!!

hach, heute mal wieder ein aufreger. in diesen foren/gruppen wo sich menschenmitkind austauschen, geht es ja öfter mal erhitzt zu. aber manchmal frage ich mich schon, ob wir immer wieder von vorne anfangen müssen. besonders wenn es um lebensentwürfe geht. mich ärgert es sehr, wenn andere lebens- und familienentwürfe ständig bewertet und kritisiert werden. mein momentanter favorit, weil in den letzten tagen/wochen wieder ständig gehört: WARUM BEKOMMT MAN DENN KINDER, WENN MAN SIE GLEICH WIEDER ABGIBT…*seufz*

natürlich meist an die ‚mütter‘ gerichtet, die es irgendwie auch noch wagen, einer berufstätigkeit nachzugehen. ich hab mich dann auch gefragt: was soll ich auf diesen satz antworten? ich brauch ja immer eine weile, um auf so was angemessen zu reagieren, und meistens sag ich gar nichts. weil hinter dieser frage keine ernstgemeinte aufforderung zur diskussion steht, sondern eine be- und abwertung. aber mal wieder ein paar gedankenspiele:

– ich könnte, wie der fokus, im gegenzug der person mal vorrechnen, was das hausfrauendasein der gemeinschaft so kostet. rund eine halbe million, wenn sie akademikerin ist. aber das find ich ehrlich fies, weil ich eben finde, jede soll leben wie sie möchte. auch wenns teuer ist. 

– daran anschließend könnte man die motzende person mal fragen, warum sie so lange studiert hat, wenn sie die nächsten jahre eh nur windeln wechseln will. aber auch das ist fies, weil kinder betreuen und erziehen natürlich viel anspruchsvoller ist. aber ein studium der wirtschaftssysteme südostasiens oder der medizin braucht man dafür wirklich nicht. 

– ich könnte sagen, damit jemand die rente bezahlt. aber eure rente ist mir voll egal und für meine rente wär es besser, ich würde mich in vollzeit und kinderlos einer karriere widmen. ja ernsthaft, ich könnte die – sparsam geschätzt – 500euro monatlich, die hier grad für kinderbetreuung und verbrauchskosten drauf gehen besser auf ein sparbuch packen die nächsten 20 jahre. dann wär meine rente fast gesichert. aber ich glaub eh nicht an die rente. 

– warum gilt diese frage immer nur fürs kinderhaben? man könnte ja auch mal fragen, warum man überhaupt in einer beziehung lebt, wenn man doch neben job und hobbies und freundschaften nur ein paar minuten am tag zeit dafür hat? dann kann mans doch auch gleich lassen?

– oder zurück fragen, warum und wann kinder zu einem lebensprojekt geworden sind. 

– man sollte überhaupt mal die kinder selbst fragen, was sie von all dem halten. 

fakt ist: ich habe ein kind bekommen, weil ich wollte. aber ja, in relation zum studium war das kinder zeugen/schwanger sein ein geringer zeitaufwand. und die zeit und das geld, dass ich (oder seien wir ehrlich: ihr, die steuerzahler_innnen) in mein studium investiert habe, hätte ich auch gern mal zurück, umgesetzt idealer weise in einer spannenden, interessanten und auch noch gut entlohnten tätigkeit. und ich möchte nicht, dass mein kind ständig im mittelpunkt meines lebens steht. das tut minime natürlich auch. aber dafür macht es keinen unterschied, ob er mit einem jahr oder mit drei jahren mit anderen kindern und bezugspersonen zusammen kommt. 

mir reicht es jetzt einfach zu wissen, dass mir mein leben grade sehr gut gefällt. vielleicht ist es mir deshalb so gleichgültig*, was andere wie machen und ‚familie‘ nennen. und dann schweig ich in zukunft auf diesen satz einfach weiter. aber jetzt mit einem freundlichen lächeln und schulterzucken.

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Loslassen…

willkommen, liebe nido-leser_innen! schön, dass ihr hierher gefunden habt und viel spaß beim stöbern im archiv. wer ‚von vorne‘ anfangen möchte, bitte rechts im archiv zum märz 2011 hüpfen (oder für die schwangeren: juli 2010). oder einfach an dieser stelle weiterlesen.

ich habe ja das thema ‚eingewöhnung‘, naja, unterschlagen wäre zu viel gesagt, aber: vernachlässigt. dabei ist das ja wohl überall früher oder später thema, wenn das eigene kind in die ‚weite welt‘, also anderen personen überlassen wird. allerdings ist mir oft aufgefallen, dass über dem konkreten thema eingewöhnung (in der kita, bei der tagesmutter…) ein anderes thema steht: loslassen können. und ab jetzt beweg ich mich auf dünnem eis, ich weiß, ist dieses thema doch hochemotional aufgeladen. darum auch an dieser stelle keine ’so macht man das‘ – anweisung, sondern meine persönliche wahrnehmung. und auch wieder die frage: was war zuerst da? unser entspannter minime, der keine scheu vor anderen menschen hat und auch nie ‚gefremdelt‘ hat, und wir eltern, die daraufhin gut loslassen konnten? oder umgekehrt: waren wir da besonders mutig und/ oder relaxt und haben zum dank ein kind, dem wir später wohl besonders deutlich erklären müssen, dass es nicht einfach so mit allen menschen mitgehen kann und darf, wie er das grade tut?

aber von vorne: am anfang haben wir natürlich stolz wie bolle das kind jedem in den arm gedrückt, der seine hände nicht bei drei hinterm rücken verknotet hatte. will doch jede_r, so ein kleines würmlein auf dem arm, oder? naja, nach der ersten euphorie kam auch wieder das verständnis, dass das nicht so ist. schon nach wenigen wochen ging ich alleine vor die tür, schließlich ist der papa genau so kompetent wie ich. und kurze zeit später wurde auch die tante zum wöchentlichen babysitten rekrutiert (natürlich ging das deshalb so ‚einfach‘, weil das stillen und ich auf kriegsfuß standen. ich hab also keine erfahrungswerte, ob das mit abpumpen in der umsetzung auch so einfach ist). und weil im freundeskreis hochzeiten anstanden, kam minime über nacht bei den großeltern unter. und da begegnete mir schon der erste unterschied in der mütter/elternwelt: stillen hin oder her, es gab eltern (seien wir ehrlich, wenn wir von meiner erfahrungswelt sprechen: mütter), die es sich nicht vorstellen konnten, das kind abzugeben. dem vater sei es vielleicht noch zugetraut. aber anderen, „fremden“ personen? auch anderthalb jahre später treffe ich gelegentlich eltern, die keinen paarabend mehr hatten, seit das kind da ist. ich habe ja einfach festegestellt: minime war es grade in den ersten wochen schnuppe, ob ich oder jemand anderes da war. hauptsache: wärme, nähe, aufmerksamkeit. essen, sch***ßen, schlafen – der ewige kreislauf eines säuglings, wie groß war da mein einfluss? mit der zeit differenzierte minime natürlich auch zwischen mir und seinem papa sowie anderen bezugspersonen. aber stets ein totales vertrauen darin, gut aufgehoben zu sein.

und genau so wünsch ich mir das! klar kenn auch ich das egoistische gefühl des beleidigt-seins, wenn minime sich nicht noch mal umdreht, wenn ich ihn irgendwo hinbringe. kurz vor seinem ersten geburtstag war ich eine woche weg. ein-, zweimal am tag haben mein partner und ich geskypet. minime wirkte dabei relativ unbeteiligt, nahm mich nicht recht zur kenntnis. autsch. aber kurz, nachdem ich wieder zu hause war, war ich wieder genau so mittelpunkt seines lebens.

im april kam dann die eingewöhnung bei der tagesmutter. die erste woche begleitete ich minime. ich fühlte mich wie bloßes beiwerk, trank einen kaffee, saß in der ecke und schaute minime beim erkunden seiner neuen umgebung zu. in der zweiten woche übernahm der papa, der wurde kurz nach dem hinbringen nach hause geschickt und durfte warten. kurz nach der eingewöhnung gab es allerdings doch eine phase, in der die morgentliche trennung nicht ohne tränchen verlief. vermutlich hat das kind da begriffen, dass das ganze jetzt eine dauerhafte einrichtung ist?

aus minimes sicht, denke ich inzwischen, gehört die tagesmutter und die anderen kinder zur „familie“. auch die tante, großeltern und die anderen mehr oder minder unregelmäßigen babysitter sind aus seiner sicht keine fremden. unter anderem deshalb fehlt mir auch das verständnis für diese „kinder-unter-drei-gehören-zur-mutter“ rhetoriken. weil ein kleines kind doch noch gar kein bewusstsein für dieses neumodische konzept von familie hat, egal wie die konkret aussieht. von der politik gefördert wird ja lediglich die kleinfamilie a la „vater-mutter-kind(er)“, als sei das der einzig denkbare lebensort für kinder. überhaupt kleinfamilien: wie fernab der realität vom leben mit kind ist eine beziehungskonstellation, in der – in der regel – eine erwachsene mit kind mehr oder minder den ganzen tag allein aufeinander rumhocken? aber gut, dazu vielleicht ein andern mal. und ich finde es völlig ok, wenn man das kind trotzdem nicht mit einem jahr abgibt. auch wir haben uns einige kitas und tageseltern angeschaut und ich hätte minime den wenigsten davon anvertrauen wollen. wenn man dann noch in einer stadt wie köln wohnt, wo die plätze für unter dreijährige eh rar sind, habe ich vollstes verständnis, dass die alternative (sofern finanziell möglich) dann eben ist: selber betreuen.

grade weil das auch so ein emotionales thema ist: wie sind eure erfahrungen? mich interessiert das brennend, weil hier mütter-myhtos, familienbilder, und eben ganz individuelle empfindungen aufeinandertreffen!

ansonsten hoffe ich, ihr erholt euch alle von der zeitumstellung und habt immer warmen tee dabei, wenn ihr wie ich auf dem spielplatz rumhockt oder dem kind im park hinterherrennt…!

Minime im Park

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