hä? ist das nicht dasselbe? offensichtlich ist gender studies doch die theoretische beschäftigung mit feminismus? nöö, gender studies „analysieren das hierarchische Verhältnis der Geschlechter“(1) und betrachten das auf verschiedenen ebenen, wie der repräsentation in medien, der situation in bestimmten gesellschaften undundund. feminismus ist das eintreten für die gleichheit (als ausgangspunkt, also gleiche möglichkeiten) aller (aller? nein nur zweier – aber auch daran wird kritik geübt) geschlechter. „Als minimale gemeinsame Definition (verschiedener feministischer Strömungen, M.T.) kann das Aufbegehren von Frauen gegen ihre Unterdrückung, Marginalisierung, (soziale) Diskriminierung, (wirtschaftliche bzw. sexuelle) Ausbeutung gelten und ihr Bestreben nach einer Gleichstellung der Geschlechter in allen sozialen und kulturellen Bereichen“ (2).
natürlich gibt es zwischen gender studies und feminismus zahlreiche überschneidungen – ohne feminismus hätte es die gender studies nie gegeben und feministische aktivist_innen holen sich regelmäßig theoretischen input aus den gender studies. aber nicht alle feminist_innen studier/t/en gender studies und nicht alle menschen, die sich akademisch mit gender beschäftigen, sind feminist_innen. beispiele aus meiner erlebniswelt: die fachschaft gender studies wählt den einzigen männlichen* studenten zum fachschaftsratvorsitzenden. in meinem seminar sagt eine studentin zu einem frauen/lesben/wohnprojekt, sie fände das bedenklich, weil „die“ sich dadurch ja isolieren von „der gesellschaft“. wenige student_innen sind politisch aktiv.
ich habe 2005 angefangen gender studies zu studieren, seit 2009 unterrichte ich in diesem fach und forsche. und „leider“ hat das dazu geführt, dass ich viel mehr grund sehe, politisch aktiv zu werden als mir lieb ist. auch wenn das oft heißt, im gemütlichen nahraum zu sagen, was ich scheiße finde (was mir als harmoniesüchtigem menschen eigentlich echt.schwer.fällt). auch wenn das heißt, zeit, die auch bei mir rar ist, mit politischer arbeit (und damit mein ich nicht ausschließlich parteilich organisierte politik) zu verbringen.
und ich hoffe, dass die student_innen der gender studies, die die hochschulen verlassen, selbstbewusst als feminist_innen ins berufs- und familienleben ziehen und nicht meinen, mit ein bisschen gender mainstreaming oder an frauen gerichtete vereinbarkeitspolitik sei ihre aufgabe als gleichstellungsbeauftragte oder diversitymanagerin getan. dass dekonstruktion und performativität von geschlecht nicht heißt, dass alles egal ist und jede_r sich die welt und ihr geschlecht so basteln kann wie sieeres möchte. dass nicht alle frauen gleich und familie nicht vater-mutter-kind sind. dass soziale ungleichheit nach dem studium nicht aufhört.