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Loslassen…

willkommen, liebe nido-leser_innen! schön, dass ihr hierher gefunden habt und viel spaß beim stöbern im archiv. wer ‚von vorne‘ anfangen möchte, bitte rechts im archiv zum märz 2011 hüpfen (oder für die schwangeren: juli 2010). oder einfach an dieser stelle weiterlesen.

ich habe ja das thema ‚eingewöhnung‘, naja, unterschlagen wäre zu viel gesagt, aber: vernachlässigt. dabei ist das ja wohl überall früher oder später thema, wenn das eigene kind in die ‚weite welt‘, also anderen personen überlassen wird. allerdings ist mir oft aufgefallen, dass über dem konkreten thema eingewöhnung (in der kita, bei der tagesmutter…) ein anderes thema steht: loslassen können. und ab jetzt beweg ich mich auf dünnem eis, ich weiß, ist dieses thema doch hochemotional aufgeladen. darum auch an dieser stelle keine ’so macht man das‘ – anweisung, sondern meine persönliche wahrnehmung. und auch wieder die frage: was war zuerst da? unser entspannter minime, der keine scheu vor anderen menschen hat und auch nie ‚gefremdelt‘ hat, und wir eltern, die daraufhin gut loslassen konnten? oder umgekehrt: waren wir da besonders mutig und/ oder relaxt und haben zum dank ein kind, dem wir später wohl besonders deutlich erklären müssen, dass es nicht einfach so mit allen menschen mitgehen kann und darf, wie er das grade tut?

aber von vorne: am anfang haben wir natürlich stolz wie bolle das kind jedem in den arm gedrückt, der seine hände nicht bei drei hinterm rücken verknotet hatte. will doch jede_r, so ein kleines würmlein auf dem arm, oder? naja, nach der ersten euphorie kam auch wieder das verständnis, dass das nicht so ist. schon nach wenigen wochen ging ich alleine vor die tür, schließlich ist der papa genau so kompetent wie ich. und kurze zeit später wurde auch die tante zum wöchentlichen babysitten rekrutiert (natürlich ging das deshalb so ‚einfach‘, weil das stillen und ich auf kriegsfuß standen. ich hab also keine erfahrungswerte, ob das mit abpumpen in der umsetzung auch so einfach ist). und weil im freundeskreis hochzeiten anstanden, kam minime über nacht bei den großeltern unter. und da begegnete mir schon der erste unterschied in der mütter/elternwelt: stillen hin oder her, es gab eltern (seien wir ehrlich, wenn wir von meiner erfahrungswelt sprechen: mütter), die es sich nicht vorstellen konnten, das kind abzugeben. dem vater sei es vielleicht noch zugetraut. aber anderen, „fremden“ personen? auch anderthalb jahre später treffe ich gelegentlich eltern, die keinen paarabend mehr hatten, seit das kind da ist. ich habe ja einfach festegestellt: minime war es grade in den ersten wochen schnuppe, ob ich oder jemand anderes da war. hauptsache: wärme, nähe, aufmerksamkeit. essen, sch***ßen, schlafen – der ewige kreislauf eines säuglings, wie groß war da mein einfluss? mit der zeit differenzierte minime natürlich auch zwischen mir und seinem papa sowie anderen bezugspersonen. aber stets ein totales vertrauen darin, gut aufgehoben zu sein.

und genau so wünsch ich mir das! klar kenn auch ich das egoistische gefühl des beleidigt-seins, wenn minime sich nicht noch mal umdreht, wenn ich ihn irgendwo hinbringe. kurz vor seinem ersten geburtstag war ich eine woche weg. ein-, zweimal am tag haben mein partner und ich geskypet. minime wirkte dabei relativ unbeteiligt, nahm mich nicht recht zur kenntnis. autsch. aber kurz, nachdem ich wieder zu hause war, war ich wieder genau so mittelpunkt seines lebens.

im april kam dann die eingewöhnung bei der tagesmutter. die erste woche begleitete ich minime. ich fühlte mich wie bloßes beiwerk, trank einen kaffee, saß in der ecke und schaute minime beim erkunden seiner neuen umgebung zu. in der zweiten woche übernahm der papa, der wurde kurz nach dem hinbringen nach hause geschickt und durfte warten. kurz nach der eingewöhnung gab es allerdings doch eine phase, in der die morgentliche trennung nicht ohne tränchen verlief. vermutlich hat das kind da begriffen, dass das ganze jetzt eine dauerhafte einrichtung ist?

aus minimes sicht, denke ich inzwischen, gehört die tagesmutter und die anderen kinder zur „familie“. auch die tante, großeltern und die anderen mehr oder minder unregelmäßigen babysitter sind aus seiner sicht keine fremden. unter anderem deshalb fehlt mir auch das verständnis für diese „kinder-unter-drei-gehören-zur-mutter“ rhetoriken. weil ein kleines kind doch noch gar kein bewusstsein für dieses neumodische konzept von familie hat, egal wie die konkret aussieht. von der politik gefördert wird ja lediglich die kleinfamilie a la „vater-mutter-kind(er)“, als sei das der einzig denkbare lebensort für kinder. überhaupt kleinfamilien: wie fernab der realität vom leben mit kind ist eine beziehungskonstellation, in der – in der regel – eine erwachsene mit kind mehr oder minder den ganzen tag allein aufeinander rumhocken? aber gut, dazu vielleicht ein andern mal. und ich finde es völlig ok, wenn man das kind trotzdem nicht mit einem jahr abgibt. auch wir haben uns einige kitas und tageseltern angeschaut und ich hätte minime den wenigsten davon anvertrauen wollen. wenn man dann noch in einer stadt wie köln wohnt, wo die plätze für unter dreijährige eh rar sind, habe ich vollstes verständnis, dass die alternative (sofern finanziell möglich) dann eben ist: selber betreuen.

grade weil das auch so ein emotionales thema ist: wie sind eure erfahrungen? mich interessiert das brennend, weil hier mütter-myhtos, familienbilder, und eben ganz individuelle empfindungen aufeinandertreffen!

ansonsten hoffe ich, ihr erholt euch alle von der zeitumstellung und habt immer warmen tee dabei, wenn ihr wie ich auf dem spielplatz rumhockt oder dem kind im park hinterherrennt…!

Minime im Park

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Kita-Klappern

Ich wohne in einer westdeutschen Großstadt. Das heißt, die Betreuungsplatzsituation für Unterdreijährige ist besch***en. Da der Mann und ich uns die Elternzeit teilen aber danach auch wieder arbeiten wollen brauchen wir eigentlich schon ab nächsten März einen Platz. Aber natürlich wird nur nach den Sommerferien aufgenommen. Wenn man denn einen der heißbegehrten Plätze ergattert. Ist gar nicht so einfach, ich habe jetzt alle in Frage kommenden Einrichtungen abgeklappert (vermutlich hätt ich das schon tun sollen, als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin). Das ging ungefähr so:

Städtische Kita.

Erste Hürde: Suche das Downloadformular auf der Homepage des Jugendamtes. Dann finde in der näheren Umgebung (als zumutbar wird nämlich eine Distanz betrachtet, bei der ich mit Hin- und Rückfahrt die Zeit auch gleich zur Betreuung hätte selbst aufbringen können, da komm ich zwischen Hinbringen und Wiederabholen nämlich zu nix) eine Einrichtung, die keine reine Aufbewahrungsanstalt ist und plätze für die Kleinen hat. Dann schicke das Formular ab und hoffe, dass sich eine_r meldet.

Waldorfkita.

Für das Kind bestimmt ne schöne Sache, so alternativ und so. Aber für uns als Eltern? Beim Infoabend sitzen der Mann und ich und staunen. Auf zu kleinen Stühlen zwischen lauter Enddreißigereltern mit Hornbrillen und Wollpullis. Er so freiberuflicher Architekt oder Irgendwasmitmedienprojektetotalcool. Sie so Lehrerin, Heilpraktikerin oder Yogatrainerin, vielleicht auch Ärztin.

Hab ich an sich nix gegen aber so ne Waldorfkita erwartet schon viel Beteiligung der Eltern. Zitat: „Dann sitzen die Mütter beim Weihnachtsplätzchenbacken und die Väter streichen die Gartenlaube neu…“ – Der Mann drückt mir schon fest die Hand, weil er sieht wie mein Gesicht rot anläuft. Er gibt mir auch zu verstehen, dass ich mir auf die Zunge beißen soll, als die Leiterin ihr progressives Erziehungskonzept vorstellt: „Und dann gibt es jeden Tag was anderes zum Frühstück, aber halt jeden Montag das gleiche und jeden Dienstag und so weiter. Damit die Kinder begreifen was ein Wochenrhythmus ist {(das ich die Wochentage auch gelernt habe obwohl es jeden Morgen Käse- oder Wurststulle gab habe ich dann nicht laut gesagt)}. „Und wir legen auch viel wert darauf, dass die Kinder die Natur und den Jahreskreis kennen lernen. Darum gehen wir im Frühling an den Ententeich wo die Küken schwimmen“. Jawoll, Großstadt, Zentrum: Park mit Ententeich = Natur. Nebenbei lässt die Leiterin durchsickern, dass man von der U3-Betreuung eh nicht viel hält, weil die Kinder ja in der Zeit eigentlich noch zur Mama gehören…deshalb sind die Öffnungszeiten für die Kleinsten auch nur von Sieben bis 14 Uhr.

Elterninitiative.

So auf DU so. Auf der Homepage (selfmade) steht die Zeit, zu der man zum Zwecke der Anmeldung anrufen kann: mittwochs zwischen zehn und elf. Nachdem ich diese großzügige Zeitspanne schon drei mal verpennt habe, weil ich entweder neben Minime eingepennt bin oder die Zeit mit füttern und Windeln wechseln verbracht habe, habe ich es heute ENDLICH geschafft. 10.50 Uhr, ich wähle mit feuchten Händen die Nummer. Besetzt. Natürlich. Versuchen ja auch noch 100 andere Mütter einen Platz zu ergattern. 11.01 Uhr: immer noch besetzt. Dann probier ich es halt nächste Woche!

Katholischer Kindergarten

„Ja, wir nehmen ab zwei Jahren auf. Mittwochs zwischen zwei und vier sind unsere Bürozeiten. Kommen sie doch vorbei, dann können sie sich die Einrichtung angucken“ – wie, ich darf vorbei kommen und mir die Einrichtung angucken? Werde nicht direkt am Telefon abgeblockt??? Treffer!

Also Minime um viertel vor Zwei fertig gemacht. Naja, angefangen. Frische Windel drum, frische Windel voll. Nochmal das Ganze. Weil er ja wieder leer ist muss ein Fläschchen wieder rein. Weil er ein Speikind ist, kommt die Hälfte wieder raus. Drittes Lätzchen nass, Nummer vier drum. Mir fällt ein, dass verantwortungsbewusste Mütter ihrem Kind ja bei jedem Wetter ein Mützchen aufsetzen, bei schlechtem Wetter weil es kalt ist, bei Sonne weil eben Sonne ist – gefährlich. Natürlich will ich nicht beim ersten Eindruck ein „unverantwortlich“ hinterlassen und setze ihm ein Mützchen auf. Mützchen findet er doof. Minime ist endlich in der Trage, ich nassgeschwitzt. Hilft ja nix, also los. Die Leiterin nimmt mich begeistert in Empfang und erzählt von ihrem pädagogischen Konzept.

Als wenn mich das noch interessieren würde, ich mein, wer sein Kind vor dem dritten Lebensjahr wegorganisieren will, muss nehmen was sie kriegen kann. Ich höre also brav zu und nicke. „Und ich sag es noch mal, weil es aus dem Namen nicht direkt ersichtlich ist, wir sind eine katholische Kita, nur das sie es wissen. Gehören sie einer religion an?“

Jetzt kann ich mit ‚ich bin Agnostikerin‘ wohl nicht punkten. Also „jaja, ich bin evangelisch. Ich war katholisch und auch in einem katholischen Kindergarten, bin dann aber…“ – hier bleib ich hängen. Ab jetzt würd ich es nur noch schlimmer machen. Was ich von katholischer Kirchenpolitik halte erspar ich der Dame besser. Und das der Papa von Minime gar nix von Konfessionen hält auch. Und das wir nicht verheiratet sind… aber netterweise übergeht sie mein Zögern und legt mir das Anmeldeformular hin.

Glaube, Liebe, Hoffnung – die Hoffnung stirbt zuletzt oder so ähnlich steht es doch in der Bibel.

Ach ja, falls ich es vergessen habe: Jede dieser Einrichtungen hat zwischen vier und sieben Plätze für die Kleinen und eine Warteliste im dreistelligen Bereich. Die Hoffnung stirbt ZULETZT.

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