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Tor 14: Interviews Feminismus und Mutterschaft

Heute hole ich für den Adventskalender mal etwas aus meinem Archiv.

Die Reihe Feminismus und Mutterschaft – vielleicht erinnern sich Einige noch. Damals kam ich nicht darauf, eine Blogparade draus zu machen und wollte außerdem auch Müttern Raum geben, die keinen eigenen Blog haben. Die Fragen selber stehen hier, falls noch eine mitmachen will (ich veröffentliche das gerne. Die Fragen dienen als Anregung, nicht als Vorgabe. Oder ihr schreibt in Eurem Blog und verlinkt das ganze unter diesem Beitrag).

Im 1. Interview schreibt Stefanie über ihre deutsch-finnischen Erfahrungen:

Da das Thema Kita für mich gerade sehr present ist und ich Erfahrungen habe wie die ganze Sache in Finnland läuft, fühle ich mich doch fast in Deutschland  diskriminiert. Anscheinend ist es hier immer noch nicht sehr üblich, dass auch die Mutter arbeiten geht.
In unserem Städle gibt es ganze 2! Ganztagsgruppen, die aber erst für Kinder ab 3 Jahren ist. Da mein Mann in Schweden studiert und ich, hier in Deutschland, die Brötchen verdienen muss, ist die Kinderbetreuung reine Katastrophe.

Im zweiten Interview berichtet die kinderlose Janina warum sie sich Kinder zur Zeit nicht vorstellen kann:

ich verbinde derzeit mit mutterschaft nur einschränkungen, und das möchte ich für mich nicht. ich sehe nur wie es bei anderen frauen ist, sie sind alle zeitlich sehr eingespannt. die mutterschaft bedeutet für sie beruflich zurückstecken, und kaum zeit für sich.
mein partner wäre anundfürsich sehr entgegenkommend, nur sind wir beide selbstständig, ein berufliches zurückstecken wäre mit kind unumgänglich.
in gesprächen merke ich schon oft, dass man schnell verurteilt wird, nur wenn man sagt: ich will jetzt keine kinder weil ich mich selbst nicht aufgeben und/oder beruflich noch verändern oder weiterentwickeln möchte. als mann ist das nicht so.

Das dritte Interview bestreitet Rosalie vom Blog parentsdont:

Dass ich offensichtlich nie mit den oftmals zitierten Rollenmustern konfrontiert wurde merkte ich ganz eklatant in der Schule. In der 12. Klasse gab es eine Diskussion über Gesellschaft und Werte. Eine Doppelstunde lang ging es darum, was wir denn wohl für besser hielten: Mit Kindern zu Hause zu bleiben, oder ohne Kinder Karriere zu machen? Ich erinnere mich sehr genau, weil ich damals den gesamten Grundkurs Deutsch gegen mich hatte. Ich war tatsächlich die Einzige, die überhaupt nicht verstand, warum es nur entweder – oder geben kann, warum man nicht mit Kind arbeiten kann, warum Frau und nicht Mann zu Hause bleibt etc. Ich kam weinend (mit damals 17 Jahren) aus dem Unterricht, weil mich meine Klassenkameraden zum Teil sehr bösartig niedergeschrienen haben.

Im vierten Interview schreibt Luisa über ihre Erfahrungen als „untypisches“ Mädchen und wie sie ihre eigenen Kindern zu mehr Rollenvielfalt helfen möchte:

Ich erziehe meine Kinder, in dem ich versuche  ihnen Vorbild zu sein. Sie wissen, dass ich sie stets in allem Unterstütze und dass sie ok sind, genau so wie sie sind. Es gibt nichts, was sie nicht tun können oder dürfen, weil sie Jungen sind und das gleiche gilt für Mädchen. Sie sollen wissen, dass die Welt nicht schwarz oder weiß ist und auch nicht blau oder rosa. Dazwischen gibt es unendlich viele Farben und keine davon wird schöner, indem man eine andere abwertet.

Interview Nummer fünf wird von meiner Freundin Nadine von fashion, baby! bestritten und sie schreibt darüber, wie die neuen Herausforderungen als Mutter dann doch irgendwie unerwartet sind:

Wenn uns die Kollegen nämlich ein neidisches „ach, schon frei?“ hinterher rufen wenn wir deutlich vor 18 Uhr das Büro verlassen, wissen wir selbst nämlich, dass zu Hause niemand die Tonnen Wäsche gewaschen hat, die mit Kind wundersamerweise nie weniger werden. Dass niemand eingekauft hat, niemand neue Hosen für das Kind gekauft hat, weil es aus den alten schon wieder rausgewachsen ist. Niemand hat einen Termin für die nächste U gemacht hat, niemand das Paket zur Post gebracht, und die Frage „Sekt oder Selters?“ beantwortet sich von selbst wenn man Abend für Abend am liebsten um 20 Uhr gemeinsam mit seinem Kind ins Bett sinken würde.

Christina vom Familienreiseblog Reisemeisterei schreibt im sechsten Teil der Interviewreihe über die Schwierigkeit, den eigenen, richtigen Weg als Mutter in Sachen Vereinbarkeit zu finden:

Manche Mütter in meiner Umgebung machen mir etwas Angst mit ihrer Auslegung der Gleichberechtigung. Für beispielsweise Vollzeitarbeit 8 Wochen nach der Geburt bin ich wohl nicht gestrickt. Irgendwie setzt es mich auch unter Druck, nicht „tough“ genug zu sein. Andere Mütter wiederum haben nach vielen Jahren der Elternarbeit keine private Rente und vielleicht auch keine Chance für einen beruflichen Einstieg. Einige Mütter beeindrucken mich allerdings, wie sie kreative Wege finden, Muttersein und Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Und wenn es mit einer Tätigkeit von zuhause ist. Nähen, Schreiben, Gründung eines kleinen Unternehmens, beruflicher Aufbau. Meine eigene Mutter unterstützt mich sehr auf meinem Weg, ebenso mein Mann und seine Mutter. Das gibt mir Sicherheit.

Im siebten Interview schreibt Sabine darüber, wie wichtig gute Rahmenbedingungen sind, um als Mutter auch noch Frau zu bleiben:

Ich bin mehr als glücklich mit meinem Dasein als Frau und Mutter, da ich das Glück habe, für mich perfekte Rahmenbedingungen zu haben: Eine funktionierende, gleichberechtigte Partnerschaft und ein sehr unterstützendes Umfeld, genügend finanzielle Mittel, eine gut funktionierende Selbstständigkeit, die mir ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität ermöglicht, gute, flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten (Tagesmutter, KiTa, Großeltern) und nicht zuletzt ein hohes Maß an Gelassenheit.
Ich weiß, dass es viele Mütter und Familien nicht so leicht haben, wie ich/wir es habe/n. Meiner Meinung fehlt es vor allem an flexiblen Arbeitgebern und Arbeitszeitenmodellen, guter, sicherer und zuverlässiger Kinderbetreuung, einem generell offeneren Klima in der Gesellschaft (mehr Kinderfreundlichkeit, mehr Mütterfreundlichkeit, mehr Familienfreundlichkeit).

In Interview Nummer 8 beantwortet Maria vom Blog Me Myself and Child meine Fragen. Als Double Parent/Einelter/Alleinerziehende schreibt sie über die nötigen Bedingungen um Mutterschaft zu erleichtern:

also erstmal braucht es dafür ja nur mich, die sich entscheidet mit den vorhandenen bedinungen feministisch zu leben, um diese bedinungen jedoch zum besseren verändern zu können braucht es den austausch mit anderen menschen, die sich in ähnlichen situationen befinden um sich dann so gut es geht gemeinsam gehör zu verschaffen. gesellschaftlich (und damit auch politisch und wirtschaftlich) muss anerkannt werden, dass es nicht die eine wahre mutterschaft gibt sondern viele verschiedene elter(n)schaften und manche vielleicht nichtmal eine mutter beinhalten. wir müssen weg vom bild der klassischen heteronormativen kleinfamilie hin zu allen möglichen familienkonzepten, die mindestens ebenso unterstützendswert sind. vielleicht können wir anfangen mit dem verständnis dafür das nicht mütter* unflexibel sind sondern die gesellschaft.

Interview neun ist bisher der letzte Teil und da beantwortete mir Katja vom Blog lebenswichtige Erkenntnisse meine Fragen (zu dem Zeitpunkt noch schwanger mit ihrem ersten Kind und in Patchwork leben mit ihrem Freund und dessen Tochter):

Meine Hauptwünsche wären sicher erstens eine insgesamt gerechtere Verteilung des Einkommens auf Männer und Frauen, denn die Entscheidung, wer länger aussetzt, fällt ja oft genug mit dem Einkommen, und da stehen die Frauen oft schlechter da; zweitens eine gesellschaftliche Normalität, in der Väter so sehr Elternteil sind wie Mütter; und drittens – das ist aber zugegebenermaßen nicht zu Ende gedacht – ein Überdenken der Gesetzgebung zu Beruf, Mutterschaft und so weiter. Ich hatte den Eindruck, dass all der gut gemeinte Mutterschutz mit den entsprechenden Rechten oft dazu führt, dass Arbeitgeber regelrecht Angst vor Schwangeren oder Müttern im eigenen Betrieb haben, und sie dann lieber gar nicht erst einstellen, Verträge auslaufen lassen, etc. Das kann’s ja auch nicht sein. Ich habe jetzt so oft von qualifizierten, motivierten und guten Frauen gehört, die mit Bekanntgabe der Schwangerschaft fallen gelassen wurden, dass es eigentlich dazu einlädt, erst dann schwanger zu werden, wenn man gerade den Fünfjahresvertrag unterschrieben hat und es beruflich gerade bestens läuft. Ich weiß nicht, wie man das lösen soll. Ich fände es schön, wenn sich mittelfristig eine Normalität etablieren würde, in der alle Leute familienverträgliche Arbeitszeiten haben, so dass Leute, die eine Familie haben, nicht als halbe Kräfte gelten, weil sie nicht immer und immer verfügbar sind.

 

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Feminismus und Mutterschaft 5: Eine unmögliche Beziehung?

Meine Freundin Nadine kennt ihr vielleicht schon von ihrem Blog „fashion, baby“ – dort schreibt sie über den Alltag mit Kind, Mode für Groß und Klein und ihre (Dienst! *Neid*)Reisen. Hier ihre Gedanken zum Thema meiner Interviewreihe:

Ich behaupte, dass die Mutterschaft für viele Frauen die erste Begegnung mit der Notwendigkeit zum Feminismus überhaupt ist.

Klar sind wir als Kinderlose alle irrsinnig moderne Frauen – und moderne Frauen sind doch automatisch emanzipiert (welch altmodisches Wort) und damit Feministinnen. Schließlich gehen wir arbeiten, und mehr als das, wir stehen im Beruf unseren Mann (eine Formulierung, die sich hartnäckig hält, als wäre die Orientierung an der Arbeit des Mannes die einzig wertige Messgröße). Manchmal recken wir sogar triumphierend die Faust in die Höhe, wenn wir uns im Job mal gegen reaktionäre Vorurteile und althergebrachte Verhaltensweisen so richtig durchgesetzt haben und sagen „das lass ich mir von dir nicht gefallen, du Mann, du!“.

Wir haben Beziehungen auf Augenhöhe, auch wenn der Partner in der Praxis häufig nur den Müll rausbringt und im Sommer die Steaks auf dem Grill wendet, bei der restlichen Hausarbeit aber eher geringfügig beschäftigt ist. Wir sind gut ausgebildet, reisen um die Welt und treffen wen wir wollen wann wir es wollen. Bei all dem glauben wir, die völlige Gleichberechtigung der Frau sei längst Realität und alles, wofür die Frauen früherer Generationen gekämpft haben erreicht.

Und dann werden wir schwanger.

Das Mantra der (erstmalig) Schwangeren lautet „Es bleibt alles wie es ist!“ (später ersetzt durch „es ist alles eine Phase!“). Wir wollen so cool bleiben wie vorher, werden weiterhin eine gute Freundin sein, natürlich nachts durch die Clubs tingeln („schließlich hat das Baby ja einen Vater!“) und natürlich nach spätestens einem Jahr wieder in den Beruf einsteigen. Wie genau insbesondere letzteres von statten gehen soll überlassen wir gerne dem Zufall – und begehen damit den ersten Fehler. Denn wir haben uns ja bislang viele Jahre lang in unseren Jobs bewiesen, glauben, dass unsere Arbeitgeber uns kennen und schätzen und dies natürlich auch weiterhin tun werden, wenn wir in Teilzeit und ohne klaren Plan wieder in den Beruf zurückkehren. Und sind dann überrascht, wenn das nicht der Fall ist, obwohl Arbeiten für eine Mama ganz klar das neue Frei ist. Dabei passiert es doch gar nicht so oft, dass unser Babysitter ausfällt, das Kind krank wird und/ oder wir selbst, wenn wir zu müde sind, um unsere Arbeit jeden Tag mit dem gleichen Elan zu tun wie vorher, auch weil wir wissen, dass dies nur die erste Schicht eines langen Tages ist.

Wenn uns die Kollegen nämlich ein neidisches „ach, schon frei?“ hinterher rufen wenn wir deutlich vor 18 Uhr das Büro verlassen, wissen wir selbst nämlich, dass zu Hause niemand die Tonnen Wäsche gewaschen hat, die mit Kind wundersamerweise nie weniger werden. Dass niemand eingekauft hat, niemand neue Hosen für das Kind gekauft hat, weil es aus den alten schon wieder rausgewachsen ist. Niemand hat einen Termin für die nächste U gemacht hat, niemand das Paket zur Post gebracht, und die Frage „Sekt oder Selters?“ beantwortet sich von selbst wenn man Abend für Abend am liebsten um 20 Uhr gemeinsam mit seinem Kind ins Bett sinken würde.

Wie konnte es soweit kommen?

Nun, zum einen sagt einem niemand vorher wie sehr man dieses kleine Wesen, das man so (relativ) nonchalant im Bauch herumgetragen hat lieben wird. So sehr, dass man nicht mehr ohne es sein will, dass Freundschaften und selbst die Partnerschaft in den Hintergrund treten vor dieser neuen, großen Liebe.

Dann die ganzen Zwänge, de facto, eingebildet oder selbst geschaffen. Man ist nämlich mit einem kleinen Kind tatsächlich nicht mehr so flexibel und mobil wie vorher. Klar, vieles geht im Prinzip schon, so wir uns das vorher ja auch überlegt hatten. Aber dabei hatten wir übersehen, dass wir es ja nicht mit einem Gegenstand zu tun haben, sondern mit einem kleinen, hilfsbedürftigen und manchmal ganz schön nervigen Menschen. Und dann geht man eben doch nicht mit dem Baby im Tuch zum Konzert, weil es sich zu wuselig anfühlt, und sowieso zu laut ist. Und man tanzt auch nicht mit der Freundin die Nächte durch, weil man einfach keinen weiteren Müdigkeitsfaktor mehr ertragen kann, Elternzeit hin oder her. Ausschlafen war früher.

Auf einmal steht man auch vor völlig neuen Herausforderungen. Stillen oder nicht? Tragetuch oder Kinderwagen? Und was ist überhaupt Attachment Parenting? Ich behaupte, wenn Frauen sich mit der gleichen Energie, die sie dabei aufwenden zum Beispiel das Stillthema im Netz zu kommentieren, ihren Karriereplänen widmen würden, stünde es um die Rolle der Frau in Führungspositionen in Deutschland deutlich besser.

Nun hat man ja, wie bereits vielfach beschworen, im Allgemeinen noch eine zweite Person am Start. Diese Person nennt sich nun Papa, liebt uns – warum sonst hätte er mit uns ein Kind gemacht? – und ist immer für uns da. Leider beinhaltet dies nicht unbedingt, dass er auch da ist, also physisch. Denn wenn wir uns auf die Rolle der Teilzeitmutti zurückziehen (weil wir das so wollen, nicht weil wir in irgendwelche Rollenklischees verfallen wären, neeeeee!), muss ja schließlich auch einer fürs Geld sorgen. Und da kommt er, der böse Satz: „Mein Partner verdient ja ohnehin mehr als ich, also geht er arbeiten und ich bleibe zu Hause.“. Ich will da nicht einfach drüber hinweg gehen, schließlich ist Geld kein überflüssiger Luxus. Trotzdem, eins ist sicher: Mit dieser Haltung bleibt der Mann derjenige, der mehr verdient, und spätestens ab dem zweiten Kind ist die klassische Rollenverteilung verfestigt, mit allem was dazu gehört.

Und dann ist es passiert, man ist eine von diesen „Muttis“, eine von denen, wie die man nie werden wollte. Es ging schnell, lautlos und hat nicht mal wehgetan. Denn man hat ja auch etwas bekommen: Viele schöne Stunden mit dem Kind, Vormittage mit den neuen Krabbelgruppenfreundinnen beim Brunch, Sommernachmittage mit den Füßen im Spielplatzsand. Das Leben mit Kind ist schön, manchmal verführerisch schön, so dass das fröhliche Kindergelächter ganz leicht die kleine Stimme übertönt, die sagt: „Du hast nicht mehr die gleichen Rechte wie früher, aber dafür viel mehr Pflichten. Ist das gerecht? Warum lässt du das zu?“.

Und dann wird eben nicht dafür gekämpft, dass sich etwas ändert. Nicht beim Partner, dass er mehr übernimmt, als während der zweimonatigen Elternzeit das Kinderzimmer mit Biofarbe zu streichen, nicht beim Arbeitgeber, damit er qualifizierte Arbeit zulässt und auch bezahlt, obwohl man um 13 Uhr gehen muss und vor allem nicht bei sich selbst. Denn man hat es ja so gewollt und schließlich gibt es nichts auf der Welt was einen so glücklich macht wie das eigene Kind.

Mit Feminismus hat das leider nichts zu tun, so wie es das Leben „davor“ auch nicht hatte, denn worauf man mal so stolz war, ist längst gesellschaftliche Selbstverständlichkeit.

Deshalb bedeutet Mutterschaft vielleicht zum ersten Mal, dass wir wirklich für unsere Rechte kämpfen müssen – und wenn wir das tun, dann werden wir auch etwas erreichen. Kämpfen heißt übrigens nicht unbedingt auch gewinnen. Es ist anstrengend und man wird manchmal verletzt. Trotzdem: Ich glaube fest daran, dass man Mutter sein und Mensch bleiben kann, aber von selbst geschieht das ganz sicher nicht.

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Macht mit bei meiner Interviewreihe: Feminismus und Mutterschaft

feministin und mutter – in den mainstream-medien heißt das meist: vollzeitberufstätig und karriereorientiert, nicht-stillend und kind mit 8 wochen in der krippe. mich nervt diese einseitige „berichterstattung“ (nicht der genannte lebensentwurf), ist sie doch einseitig, verzerrend und falsch. aber was heißt feminismus für mütter? oder was heißt mutterschaft für feministinnen? ich bin ziemlich sicher, wenn mensch genau hinguckt, lässt sich eine riesige vielfalt an lebensentwürfen, wünschen und vorstellungen finden.

darum möchte ich euch, liebe leser_innen gern zu dem thema „interviewen“. also eigentlich könnt ihr mir einfach schreiben, was euch dazu einfällt, egal ob ihr selber einen eigenen blog habt oder nicht (wenn ihr zu dem thema schon was geschrieben habt, könnt ihr mir auch gern den link schicken, dann trage ich das hier zusammen), die folgenden fragen verdanke ich meinen facebook-leserinnen, die ich gefragt habe, was sie zum thema interessiert. gerne dürft ihr sie als anhaltspunkte nehmen, oder ihr schreibt frei raus. schickt euren text dann an gluecklichscheitern AT gmail PUNKT COM (ihr wisst schon, mit @ und .) und dann gehts los hier! ach ja, anhand meiner blogstatistiken sehe ich, dass hier auch einige aus anderen ländern mit lesen – auch da wär ich besonders neugierig, wenn ihr berichten würdet! gerne mit ein paar hinweisen zu rahmenbedingungen…

Dein Name (egal ob klarname, pseudonym, blog…)

Hast Du (eigene, adoptierte, zu pflegende…) Kind(er), möchtest Du welche, hast Du Dich bewusst dafür/dagegen entschieden, welche Voraussetzungen bräuchtest Du um Kinder bekommen zu können/wollen?

Spielt der leibliche Vater eine Rolle? Oder anders: welche Rolle spielt er (für Dich/für die Kinder)?

Teilst Du Dir die Sorgearbeit fürs Kind mit jemandem? Wie? Und wie wäre es Dir am Liebsten?

Wenn Du in einer Partnerschaft lebst: Wie teilst Du Dir Lohn- und Sorgearbeit? Gab es dazu „Verhandlungen“? Was waren die Gründe für Eure Arbeitsteilung?

Was bedeutet für Dich Mutterschaft? Steht diese Bedeutung für Dich in einem Konflikt zu Deinem Feminismus-Verständnis?

Was braucht es Deiner Meinung nach, um feministische Mutterschaft zu leben? Welche Rahmenbedingungen bräuchtest Du, politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, um Deine Vision vom „guten Mutter- und Feministin-SEin“ leben zu können? 

Was bedeutet Dein Feministin-Sein für die Erziehung Deines_r Kind_er? (z.B. Vorbilder suchen, was für Stereotype ans Kind herangetragen werden, Kleider-/Spielzeugwahl)

Hast Du andere Mütter in Deinem Umfeld, die was mit Feminismus anfangen können? Wo holst Du Dir Unterstützung?

Welche Bedeutung hat Erwerbsarbeit für Dich?

Welche Konflikte/Spannungen spürst Du zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und Deinem Verständnis von Feminismus und Mutterschaft?

 

Tja, ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ihr mitmacht, den Aufruf in euren blogs/freundeskreisen bekannt macht und schreibt, was euch dazu einfällt (wie gesagt, die fragen dienen zur anregung, ihr müsst euch nicht starr dran halten!) – ich freu mich! (und bin sehr dankbar, dass der blog hier dann nicht während meines mutterschutzes verwaist…)

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Links der Woche 1_2014

– eine serie über hebammen! leider nicht auf den großen sendern, dafür schon auf dvd. helga hat ihre eindrücke zu „call the midwife“ zusammengefasst

– kennt ihr schon alle das neue online-magazin zu feminismus und mutterschaft? nein? ganz umstandslos bitte hier entlang

– diestandard.at nimmt das väter- und geschlechterbild in verschiedenen elternzeitschriften auseinander. und mc donalds ist scheinbar für überraschungen gut. warum lest ihr hier

– wenn man nicht in einer klassischen heterobeziehung lebt, wird das mit dem kinderwunsch schwierig. der freitag berichtet über onlineplattformen, in denen sich zukünftige eltern finden können

Dr. Mutti schreibt auch was zur debatte um schwangere und körper

* gerne dürft ihr in die kommentarspalte weitere leseempfehlungen, eigene blogbeiträge oder nachdenkenswertes verlinken!

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“Wie viel von mir wird dann noch übrig sein?” Ein Vorstellungsgespräch in der Schwangerschaft

Da ich grade kaum zum bloggen komme, veröffentliche ich an dieser Stelle einige Posts, die ich für andere Blogs geschrieben habe. Diesen bei fuckermothers, damals aus Gründen anonym.
Spoiler: Die Stelle habe ich nicht bekommen (auch ohne die Schwangerschaft zu erwähnen).

Mein Arbeitsvertrag endet Ende Dezember. Kommenden Dienstag habe ich ein Vorstellungsgespräch für eine tolle Stelle: an der Uni, Forschungsprojekt, 65%. Das ist schön. Kurz nachdem ich die Bewerbung losgeschickt habe, stellte ich fest, dass ich schwanger bin, grad in der 8. Woche. Das ist auch schön. Es ist mein zweites Kind, auch ein Wunschkind.

Erst die Kombination von Beidem wird zum Dilemma: auf eine Stelle bewerben, die ich frühestens im Januar (lieber Februar – weil “Luxus”, nach 4 Jahren ohne Urlaub habe ich für den Januar Urlaub gebucht…) antreten kann – dann also schon im 5./6. Monat. Beim zweiten Kind mache ich mir keine Illusion, wie “entspannt” das wird. Babies schlafen selten von Anfang an durch. Sind sie dann morgens nach zwei Stunden rumtragen gegen Sieben wieder eingeschlafen, kann man sich nicht einfach dazu legen, sondern Nummer eins wacht auf und möchte unterhalten werden.

Ich habe mir verschiedene Varianten überlegt, wie ich schnell einsteigen könnte: Nach 4 Monaten Elternzeit vielleicht mit 10-15 Wochenstunden? Allerdings ist die Uni außerhalb des Tagespendelbereichs und eine Übernachtung vor Ort wäre nötig. Mein Partner ist nicht mal dagegen. Er ist Freiberufler, manchmal eine Woche zu Hause, manchmal aber auch mehrere Tage am Stück weg. 10-15 Stunden wären möglich, wenn die zukünftige Chefin sich flexible Arbeitszeiten und Homeoffice vorstellen kann. So dass ich in den Wochen, in denen mein Partner zu Hause ist, mehr arbeiten kann, wenn er weg ist aber lediglich stundenweise von zu Hause. Egal wie, es wird nicht schön. Mein erstes Kind (2einhalb Jahre) war fast nie krank. Wenn aber, dann grade dann, wenn der Mann nicht zu Hause war. Und nach der Elternzeit? Wird das Kleine dann durchschlafen? Werden wir eine Betreuung finden, die die wichtigsten Zeiten abdeckt? Das war schon bei Nummer Eins schwierig.

Jetzt die Frage aller Fragen: kommuniziere ich das im Vorstellungsgespräch? Wenn ja wie? Ich bin ja erstens noch nicht mal aus dem Gröbsten raus, ich bin noch nicht sicher, wie lange ich Elternzeit nehmen will und überhaupt. Die Uni per se gilt nicht grade als familienfreundlich, selbst wenn Kita und Co. vor Ort sind. Aber die Einstellung ist meistens “unter 40 Stunden (auch wenn nur 20 oder 25 bezahlt werden) kann man eine Karriere an der Uni vergessen”. Kommuniziere ich die Schwangerschaft während des Vorstellungsgesprächs nicht und stelle meine künftige Chefin vor vollendete Tatsachen? Das Recht wäre auf meiner Seite. Aber auch wenn die Uni meine Arbeitgeberin ist – es sich mit der Lerhstuhlinhaberin zu vermiesen, ist ganz ganz doof. Und sowas wird dann doch als Vertrauensbruch gewertet, bringt das Forschungsprojekt aus dem Zeitplan und und und. Will ich mir das antun, weil ich das Recht dazu hätte? Grade habe ich das Gefühl, an meinen eigenen Ansprüchen zu scheitern: mit viel viel Aufwand wäre sicherlich Einiges möglich. Aber wie viel von mir wird dann noch übrig sein? Kann ich noch eine halbwegs ‘gute’ Mutter sein wenn ich ständig auf dem Zahnfleisch gehe?

Ich sollte mich eigentlich freuen. Aber es fällt mir ein bisschen schwer.

Ein aus gutem Grund anonymer Gastbeitrag.

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PS: irgendwie thematisch passend ist auch Annelie Wendebergs Beitrag ‘Frauen und andere Weicheier‘ zu Müttern in der Wissenschaft.

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Mutterliebe

egal, welche serie man guckt – emergency room, house, greys anatomy – immer wieder, in regelmäßigen abständen, gibt es diese szene: eine hochschwangere frau mit schlimmer krankheit ruft: rettet mein baby! der mann und die ärzte versuchen natürlich beide zu retten, es muss dann aber entschieden werden, wer von beiden, weil komplikationen auftreten, die frau ruft noch mal „rettet das baby“, der mann weint und am ende sieht man den mann mit dem baby auf dem arm bei der beerdigung der mutter.

nennt mich eiskalt, aber ich habe dem mann an meiner seite während meiner schwangerschaft mehrfach gesagt: ICH würd gern leben, falls diese entscheidung mal je zu treffen wäre, ich sei leider nicht so selbstlos. und fragte mich, was das sei, diese mutterliebe. als es dann bei der geburt vom kreisssaal zum op/kaiserschnitt ging, kam auf dem flur eine gestandene hebamme vorbei, guckte auf eines der geräte und sagte: ihrem kleinen geht es gut. und ich dachte: wow, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. nur an mich selbst und mir gings grade nicht so gut. schon vor minimes geburt war ich eine lieblose mutter…

als dann am tag nach der op eine krankenschwester ins zimmer kam, und sagte, sie wolle minime zur blutentnahme mitnehmen, fragte ich nach: blutentnahme? warum? – naja, stammelte die schwester, nannte irgendwelche abkürzungen und das schwester carola mir das heute nacht doch schon erklärt habe. ich antwortete recht stinkig, dass ich ein bisschen schmerzmittel intus hätte und mich an keine schwester carola erinnern könnte, und wenn sie mir jetzt nicht erklären könnte, was sie will, würde ich minime bei mir behalten und sie könne gern mal (setze kraftausdruck ein). die schwester holte eine ärztin zur unterstützung, die mir ruhig erklärte, man wolle nur gucken, ob wegen des vorzeitigen blasensprungs irgendwelche bakterien meinen sohn von innen auffressen würden. na geht doch, dachte ich, und fühlte mich fünf zentimeter größer.

wer immer noch nicht versteht, was ich meine: mutterliebe ist sehr abstrakt, wenn nicht konkrete situationen einen daran erinnern. es ist sonst nämlich gar nicht meine art, eine blutentnahme in frage zu stellen. ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob ich wirklich kraftausdrücke benutzt habe, aber für mich fühlte es sich so an: du alte hexe bekommst mein kind nicht und saugst ihm das blut aus. und die konkrete situation muss natürlich nichts so schlimmes sein, ein schlafender minime in meinen armen reicht auch.

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