Schlagwort-Archive: schwangerschaft

Buchempfehlungen für Schwangere und (werdende) Eltern – ratgeberfrei!

Ich bin ja kein Fan von Ratgeberbüchern zum Thema Schwangerschaft oder Elternschaft. Manche sind bestimmt hilfreich, aber was da hilfreich ist finde ich eben sehr individuell. Ich persönlich würde nur noch Ratgebern trauen, die von Alleinerziehenden mit mindestens zwei kleinen Kindern geschrieben wurden. Einfach weil ich vieles in meinem Alltag nicht so umsetzen kann, wie es in den Ratgebern steht. Weil mein Alltag weit weg von manch grauer Theorie ist…

Jedenfalls habe ich trotzdem einige Bücher sehr gern gelesen und möchte meine Buchempfehlungen für (werdende) Mütter – zum Teil nochmal, weil ich einige bereits rezensiert habe – gesammelt vorstellen:

Bücher für Schwangere, Mütter und werdende Eltern

Eine kleine Auswahl der Bücher, die ich gerne gelesen habe – ratgeberfrei

In der Schwangerschaft

2010 als ich nach unerhaltsamer Literatur zu Schwangerschaft und Co. suchte fand ich noch gar nicht so viel. Über das Buch „Schön macht’s nicht, aber glücklich“ von Leonie Jakobs stolperte ich beim Stöbern in der Buchhandlung.

Als Linda, die Protagonistin schwanger wird ist sie – wie ich damals – 30. Sie freut sich über die Schwangerschaft und hat gleichzeitig Angst: davor es ihrem Chef zu sagen und ihren Job davongleiten zu sehen. Davor nie wieder auf Konzerte gehen zu können und für immer beim Schwangerenyoga mit ihrer „Yoni“ Blumen zupfen zu müssen…Kurz: Ihr ging es wie mir damals, ich fand viele Parallelen und musste darum sehr oft lachen.

Leonie Jakobs: „Schön macht’s nicht, aber glücklich“, 2008 im KiWi-Verlag erschienen.

Ich kannte Lisa und ihren damals mit Caroline Rosales betriebenen Blog, bevor ich – lange nach Geburt des ersten Kindes – ihr Buch las: Ich glaub mich tritt ein Kind heißt es. Caroline, grade zum ersten Mal schwanger, fragt Lisa, drei Kinder, zwei davon Zwillinge, über alles Mögliche aus: Körperflüssigkeiten, ob man das eigene Kind auch so nervig findet wie andere und wie das mit Job und Party nach der Geburt wirklich ist…In Form eines Briefwechsels tauschen sie ihre Gedanken dazu aus. Mit Caro kann ich mich nur wenig identifizieren und im Blog deutete sich auch recht schnell an, dass sie von der „Kann ich Mutter?“ zur „Lasst mich durch, ich bin Mutter“-Fraktion wechselte, aber die Antworten von Lisa waren schön geerdet und humorvoll und mich beeindruckt ja immer noch, wie sie so „früh“ drei Kinder bekam, nen tollen Job macht und trotzdem das geballte Energiebündel zu sein scheint.

Lisa Harmann, Caroline Rosales: „Ich glaub, mich tritt ein Kind“, 2013 im dtv-Verlag erschienen.

Nach der Geburt

Also nicht nach der Geburt wie in „direkt danach“. Aber manche Bücher haben nicht die gleiche…Wirkung wenn man selbst noch keine Kinder hat. Dann denkt man oft „Ach, das ist doch total an den Haaren herbei gezogen…was stellt die sich so an?“

Folgende Bücher mochte ich sehr gerne und hab sie gerne an frisch gebackene Mütter verliehen:

Rike Drust – Muttergefühle ❤ – Rike begegnete ich schon vor dem Erscheinen ihres Buches dank ihres Blogs. Wir kommentierten beieinander und schrieben uns bald danach auch Mails. Als das Buch dann heraus kam las ich es quasi in einem Rutsch weg und – das größte Kompliment ja überhaupt – verzichtete dafür sogar auf Schlaf! Im Buch berichtet Rike über die ersten zwei Jahre mit ihrem Sohn und die Gefühlsachterbahn die sie durchlief. Die Rezension findet ihr hier und es gibt so gar einen Trailer auf youtube:

Rike Drust: „Muttergefühle. Gesamtausgabe“, erschienen 2011 im Bertelsmann-Verlag

Mit etwas Abstand

Manche Bücher lesen sich mit etwas Abstand zur Geburt am Besten. Bei den folgenden beiden Büchern hatte das für mich unterschiedliche Gründe:

Marie Svelands „Bitterfotze“ passt nicht so gut in den ersten Hormonrausch, es ist wie der Titel sagt: bitterfotzig. Die Schwedin Sara fliegt im Winter nach Teneriffa – ohne Mann und ihren zweijährigen Sohn. Sie muss raus aus ihrem alltäglichen Trott und dem Gedankenkarussell, das sich um die Gleichberechtigung dreht – zwischen ihrem Partner und ihr, aber auch zwischen Vätern und Müttern generell. Sie ist sauer, dass sie die Schwierigkeiten im Job hat während ihr Mann sie kurz nach der Geburt für einige Wochen alleine ließ um an einem Theaterstück zu arbeiten. Darüber, dass sie ständig Steine in den Weg gelegt bekommt und diese in ihrem naiverweise gewählten, einsamen Vorstadtidyll wegtragen muss. Für mich war das Lesen ein wenig befreiend, wenn selbst im uns als gutem Beispiel verkauften Schweden alles so unperfekt ist, dann liegt es vielleicht doch nicht an uns alleine, wenn wir Kind und Karriere nicht immer gleichzeitig und gleichberechtigt schaukeln.

Marie Sveland: „Bitterfotze“, 2009 im KiWi Verlag erschienen.

Dem Blog von Patricia folge ich gefühlt schon Ewigkeiten und freute mich trotzdem tierisch, als ihr Buch herauskam: „Sehr gerne, Mama du Arschbombe“. Hier findet ihr quasi ein Best Of der Familiengeschichten von DasNuf. Warum man dieses Buch auch erst lesen sollte, wenn die Geburt ein wenig zurück liegt? Also ich kann nur für mich sprechen: Patricias Geschichten nehmen manchmal so absurdkomische Verläufe an, dass ich als Nicht-Mutter vieles für total an den Haaren herbei gezogen geglaubt hätte. Inzwischen bin ich mir einfach nur nicht sicher, an welchem Punkt der Geschichte die Fiktion übernimmt oder ob nicht doch alles haargenau so passiert ist. Und Patricia versteht es ebenso wie ich als Kompliment wenn ich sage: Die beste Klolektüre für Eltern!

Patricia Cammarata: „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“, erschienen 2015 im Bastei Lübbe Verlag

Für Großfamilien

Wer hier schon länger mitliest kennt meine Faszination für Großfamilien (siehe zum Beispiel hier). Eher zufällig stolperte ich im öffentlichen Bücherschrank über ein angestaubtes Exemplar von „Im Dutzend billiger“ und „Aus Kindern werden Leute“. Beide wurden von zwei der insgesamt 12 Gilbreth-Geschwister geschrieben. Ja genau, zwölf. Die Story spielt um 1900-irgendwas in einer bürgerlichen Familie in den USA. Die Eltern sind beide – beruflich – fasziniert von der Frage wie man Arbeitsprozesse effizient gestalten kann, wofür sie „Bewegungsstudien“ ausführten. Der Vater versucht seine Erkenntnisse auch hier und da auf seine Kinderschar zu übertragen was nur begrenzt funktioniert. Es ist herrlich und herzlich den Geschichten zu folgen!

Frank B. Gilbreth und Ernestine Gilbreth Carey: „Im Dutzend billiger“ – Antiquariat

Mama, Papa, Kind? Alles rosa und hellblau? Oder ist da auch noch mehr?

Kommen wir ein wenig weg von der reinen Unterhaltungsliteratur hin zu den Texten, die sich mit Aspekten der gesellschaftlichen Stellung von Mutter- und Elternschaft beschäftigen. Hier hab ich Einiges gelesen (und manches hier bewusst weg gelassen, wie die Bücher von Vinken und Badinther) und möchte ein paar der Bücher, die mir wichtige Denkimpulse lieferten, vorstellen:

Jochen König und ich sind uns schon vor längerer Zeit in diesem Internet über den Weg gelaufen und ich empfehle allen (werdenden) Vätern sein Buch „Fritzi und ich. Von der Angst eines Vaters keine gute Mutter zu sein

Darüber hinaus hat er ein weiteres Buch geschrieben, in dem er das Familienmodell „Mama, Papa, Kind?“ kritisch beleuchtet. Kritisch insofern, als er zeigt, dass es nicht mehr die Regel ist, dass Kinder mit Vater und Mutter zusammen leben, dass Co-Elternschaft, Regenbogenfamilien, EinElternfamilien etc. immer mehr werden, sich diese Familienmodelle aber immer noch rechtfertigen müssen und es schwer haben, in der Familienpolitik überhaupt Gehör zu finden. Zu jedem Modell interviewt er Familien, die es leben und zeigt so mit dem Blick auf Einzelfälle die schweren Nachwirkungen des klassischen Kleinfamilienmodells. (Hier geht es zu meiner Rezension)

Ich möchte es am Liebsten jeder Erzieherin, jede_r_m Leher_in schenken: „Die Rosa-Hellblau-Falle“ von Almut Schnerring und Sascha Verlan. Wofür ich semesterlang Gender Studies studiert habe wird hier kurz und lesefreundlich für das Thema Genderklischees und Kindererziehung zusammengefasst! Dafür wechseln sie anschaulisch zwischen „Anekdoten“ aus ihrer Familie und der Erläuterung psychologischer und soziologischer Studien. Es geht um Spielzeug, Körperbilder und die Macht der Sprache – und hilft auch hier und da für Spielplatzgespräche wenn mal wieder der Satz „Typisch Junge/Mädchen“ auftaucht.

Almut Schnerring, Sascha Verlan: Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees. 2014 im Antja Kunstmann Verlag erschienen

Der Sammelband „The Mamas and the Papas“ beschäftgit sich mit den Feldern Reproduktion, Revolution, Familie, Pop und Widerspenstigkeiten. Es finden sich Texte über die Geschichte des Muttermythos, Prenatal-Diagnostik im Kontext des Rechts auf Abtreibung, Elternschaft in Hausprojekten, Kinderlieder und -bücher und Elternschaft von Musiker_innen – und das ist nur ein kleiner Auszug. Es geht um das Politische im Privaten und Gesellschaftskritik.

Annika Mecklenbrauck/Lukas Böckmann (Hg): The Mamas and the Papas. Reproduktion, Pop & widerspenstige Verhältnisse. 2013 im Ventil-Verlag erschienen.

Um (Queer-)Feministische Perspektiven auf Mutterschaft und Mütterlichkeit geht es in dem Sammelband „O Mother, Where Art Thou“. Die Sprache akademischer als in den anderen Büchern nähern sich die Texte dem Thema Mutterschaft auf vielerlei Weise: Es geht um Übermütter, Kinderlose, Mütterlichkeit in den 70er Jahren, Black Motherhood, Mütterblogs, Mütterlichkeit in hetersexuellen Paarbeziehungen – um auch hier wieder nur einige zu nennen. Sehr zu empfehlen wenn man sich tiefer mit Mutterschaft beschäftigen will und etwas längere Sätze nicht scheut 😉

M. Dolderer, H. Holme, C. Jerzak, A.-M. Tietge (Hrsg.): O Mother, Where Art Thou? Westfälisches Dampfboot 2016

___________

Jetzt würde mich interessieren: Was habt ihr gelesen, was würdet ihr Freund_innen schenken und anderen empfehlen? Schreibt es gern in die Kommentare, damit andere Leser_innen auch noch was davon haben!

 

15 Kommentare

Eingeordnet unter familie, Fantastisches

Über Körper und Schwangere

*zu beginn direkt einen disclaimer: da ich meine subjektive perspektive hier festhalte, werden nicht alle ‚körper‘ im kontext von schwangerschaft sichtbar gemacht. welche reaktionen z.b. lesbisch lebende, trans-*, partnerlose frauen oder frauen, deren körper als behindert eingeordnet werden erleben, wenn es um das thema schwangerschaft & körper geht bleibt hier außen vor, über links zu erfahrungsberichten freue ich mich. einiges zum thema, wer kann/darf überhaupt schwanger werden/sich reproduzieren findet ihr auch im letzten podcast der mädchenmannschaft über reproduktive rechte

in den letzten tagen brodelt ein thema in meiner timeline: schwangerschaft und körpererfahrung. in der süddeutschen wird berichtet, dass schwangere gar essstörungen entwickeln, bei twitter werden unter dem hashtag #alsichschwangerwar kommentare gesammelt, die schwangere (und ja: soweit ich das verfolge, auch nur eine bestimmte gruppe von schwangeren/müttern) sich über ihren körper anhören durften. ich will hier meine ganz persönliche schwangerschafts-körpergeschichte erzählen und versuchen, sie ein wenig in den gesamtgesellschaftlichen kontext zu bringen. der text fällt also in die kategorie „laut gedacht“…

„glaubst du, dein freund findet dich seit der geburt eures kindes weniger attraktiv?“ die frage überraschte mich. gleich zweimal: dass sie mir jemand stellte. und dann, weil ich sie mir noch nie gestellt habe. auf den gedanken wär ich so nicht gekommen. dazu gleich mehr. in die gleiche kerbe schlugen aussagen von (kinderlosen) freundinnen, die mir offen sagten, schwanger werden käme für sie nicht in frage (unabhängig vom kinderwunsch), die veränderungen an ihrem körper würden sie abschrecken. zunächst konnte ich solche aussagen nicht einordnen. aber letzten endes liegt es klar auf der hand: so lange weibliche körper in einer gesellschaft als objekte betrachtet werden, über die geurteilt werden kann und darf wie mensch will, wird eine frau* eben vor allem an ihrem körper und aussehen gemessen. und das schwangerschaft und geburt diesen nicht unverändert lassen, will ich überhaupt nicht leugnen.  da allgemeinplätze a la „aber dafür hast du ein kind zur welt gebracht“ als ratschläge zu verteilen find ich unangemessen.

für manche ist es wirklich empowernd, zu wissen, der eigene körper ist in der lage, ein neues lebewesen hervorzubringen. ich habe lange gebraucht, das nicht gering zu schätzen. gering zu schätzen im sinne von: „naja, das machen frauen seit beginn der menschheit, das ist ja keine ‚leistung'“. nur, weil ich bewusst keine anstrengungen unternehme. im kapitalistischen sinne. dabei doch sehr wohl merke, wie „anstrengend“ es ist, ständig müde zu sein, außer atem, den rücken grade halten undundund. und andersrum nicht in den umkehrschluss zu verfallen, körper abzuwerten, die diese „leistung“ nicht erbringen (können/wollen; und damit meine ich nicht männer).

ich konnte mit den veränderungen meines körpers relativ entspannt umgehen. zum einen, weil ich meinen „frieden“ mit meinem äußeren schon vor minimes geburt gemacht habe. frieden im sinne von: ich bin eh nicht perfekt (ohne zu leugnen, dass ich wohl das bin, was mensch als ’normschön‘ bezeichnet, weder auffallend hübsch noch das gegenteil. zumindest hat man beides noch nicht zu mir gesagt…). auch ohne schwangerschaft und geburt wird mein körper sich alters- und schwerkraftbedingt verändern, genau genommen hat er das zwischen meinem 20. und 30. lebensjahr sogar mehr, als während der 9 monate schwangerschaft. ich habe über 30 jahre gebraucht, um so was wie „meinen eigenen stil“ zu finden, herauszufinden welche farben und klamottenschnitte mir stehen und dass ich die nicht in den gängigen klamottendiscountern finde. ich habe sogar schon mal das gemacht, was man gemeinhin als schönheits-op versteht, bin also auch nicht auf der seite derer, die vehement „steh zu deinem körper, wie er ist“ vertreten. ich habe rosazea, eine chronische hautkrankheit die mit antibiotika behandelt wird, die ich in der schwangerschaft nicht nehmen darf und darum momentan aussehe, wie mit 16, als die krankheit noch akne hieß. und ob mein partner mich noch attraktiv findet? ich glaube. und sollte unsere beziehung bisher lediglich auf der straffheit meiner haut oder festigkeit meiner brüste beruht haben, war sie ja nicht viel wert. außerdem: an der schwangerschaft war er ja nicht unbeteiligt. dennoch sehe ich sehr wohl, dass sich stets das recht herausgenommen wird, über schwangere körper zu urteilen. auch ich bekam „komplimente“ wie „abgesehen vom bauch sieht man gar nicht, dass du schwanger bist“, oder „du siehst schon wieder aus wie vor der schwangerschaft“, auch ich bekam ratschläge wie „mehr als 8 kilo muss man aber wirklich nicht zunehmen“.

darum richtet sich mein appell letzen endes nicht an die schwangeren a la „entspannt euch“ oder „schaut mal, was euer körper da leistet“. in der schwangerschaft treffen die schönheitserwartungen dieser gesellschaft geballt auf eine ein, weil ein schwangerer körper noch mehr objektifiziert wird, beurteilt und bewertet werden darf, schließlich meint mans doch nur gut und weiß es besser! oder wie es im eingangs erwähnten artikel der süddeutschen steht:

„Schwangere Frauen sind ja Empfängerinnen vieler verschiedener – sich zum Teil widersprechender – Rollenanforderungen. Neben schlank bleiben gilt es ja auch, dem Nachwuchs keine wichtigen Nährstoffe zu verweigern. Sie sollen alle vier Wochen zur Vorsorge bei der Gynäkologin, zur Geburtsvorbereitung, zur Kreißsaal-Führung, zum Beckenboden-Training, sollen Bücher lesen und Zimmer herrichten, nicht ständig in Tränen ausbrechen, sollen bei der Arbeit Bescheid sagen, wann sie wieder arbeiten kommen, sollen Gelder beantragen, Krippenplätze organisieren, nicht blöde rumglucken und immer schön fickbar bleiben. Aber, ganz wichtig, das Wunder annehmen, sich auch mal fallen lassen, die Weiblichkeit umarmen und ständig in sich reinhören. Eine liebevolle Mutter werden eben“ (hervorhebungen von mir) – sich widersprechende anforderungen und erwartungen, wie so oft, wenn es um frauen geht.

die kommentare unter dem artikel springen ebenfalls hart mit den schwangeren und müttern um: „Die andere Seite, das Bemühen nach der Geburt den früheren Zustand des Körpers wiederherzustellen sollte für eine gesunde Frau kein Problem sein und sie auch nicht übermäßig beanspruchen.“ – steht da zum beispiel (geschrieben von einem reinhard). oder mütter reagieren mit zweifelhaften texten, die zwar die zunahme während der schwangerschaft rechtfertigen, aber ansonsten mit fraglichen definitionen von über- und normalgewichtig um sich werfen. oder frauen, die die schuld bei heidi klum und co. suchen, die kurz nach der geburt wieder mit schlanken körpern in die kamera lächeln. da mag ich  nicht mitmachen. für mich wird lediglich wieder mal deutlich:

der körper einer frau ist nie ihre privatsache. der einer schwangeren erst recht nicht. die schuld bei denen zu suchen, die sich diesem diktat unterwerfen (beispiel heidi klum & co, aber auch den frauen, die aus angst vor den veränderungen vor einer schwangerschaft zurückschrecken) finde ich nicht weiterführend. so gar nicht. die mechanismen, die hinter diesen anrufungen und erwartungen an (schwangere) weibliche körper stecken stets bewusst machen und sich vor augen führen, das kann helfen. gegenseitige unterstützung statt bewertung, kritik an medialen, utopischen bildern und co – das wünsch ich mir mehr.

5 Kommentare

Eingeordnet unter feminismus

Beim zweiten Kind wird alles anders! (???)

das zweite kind ist noch (lange) nicht auf der welt, aber jetzt in der schwangerschaft schon merke ich, wie unterschiedlich beide verlaufen. nein, genauer: wie anders ich mich fühle und verhalte.

bei minime war es etwa so: als der positive schwangerschaftstest vor mir lag, wusste ich ziemlich wenig und hatte viele fragen, aber ich war mir sicher: in einigen monaten ist ein baby da! und dann machte ich mir zumindest um den schwangerschaftsverlauf keine sorgen mehr. ich war, wie man altmodisch sagt „guter hoffnung“. ach, selbst den schwangerschaftstest selber machte ich erst, als ich fast eine woche überfällig war. ich fühlte mich ja so gar nicht schwanger…

bei nummer2 (im folgenden cashew genannt) war der erste test seeehr wage. beim nächsten zwei tage später war die ansage dann schon deutlicher. (ich gestehe: ich habe moody von babykram & kinderkacke ein wenig ausgelacht, als sie damals eine 20er packung schwangerschaftstests anschaffte. bis ich dann den ersten test holte, der angeblich schon 8 tage vor et ein „sicheres“ Ergebnis zeigt. jaja….). im ersten moment die gedanken: na eeeendlich.hebamme kontaktieren, weiter machen. dann: woaaah, was wenn es eine eileiterschwangerschaft ist? doch lieber direkt zum arzt! tja, so machte ich bekanntschaft mit schwangerschaftshypochondrie. diese zeichnet sich dadurch aus, dass ich glaube, alles zu kriegen/haben, was an komplikationen so auftreten kann, was ich mir während minimes schwangerschaft so in foren durchgelesen habe oder im bekanntenkreis hörte/erlebte: eileiterschwangerschaft war da schon fast das harmloseste. früh-/totgeburt bis zur 20. Woche (über die bin ich noch nicht hinaus), blablabla. die tatsache, dass ich (glücklicherweise müsste man eigentlich sagen) außer dermMüdigkeit in den ersten drei monaten keine begleiterscheinungen hatte, macht es für mein „bauchgefühl“ nicht besser. jede vorsorgeuntersuchung sehne ich herbei und ich kann den tag kaum erwarten, an dem ich die ersten tritte spüre…

warum diese unterschiede? bei facebook fasste eine kommentatorin das ganz gut zusammen, wie ich fand: inzwischen weiß man, was man zu verlieren hat. ich glaub, ich weiß wie sie das meint: bei minime war es für mich noch alles sehr abstrakt. ich dachte: fehlgeburt in den ersten 12 Wochen? naja, shit happens. was es heißt, ein kind zu haben und es so bedingungslos zu lieben konnte ich mir nicht mal in den ersten wochen nach minimes geburt vorstellen. dieses gefühl wuchs zusammen mit minime und unseren gemeinsamen erlebnissen. das heißt, cashew ist trotz aller abstraktheit für mich schon ein teil unserer familie, bevor ich mir überhaupt vorstellen kann, was für eine persönlichkeit dabei herauskommt (versteht ihr, was ich meine???). minime war ja letztlich auch schneller da, als wir „komm, lass uns eine familie gründen“ sagen konnten. cashew hat schon etwas länger auf sich warten lassen.

wie dem auch sei. mein verstand sagt mir halt die ganze zeit: ruuuuuhig bleiben, alles wird gut und wenn nicht, dann – halt nicht. und dann tu ich wieder, was keine schwangere tun sollte: googlen. wusstet ihr, dass bei einer vietnamesin mit 76 jahren ein mumifizierter fötus aus dem bauch geholt wurde? jaja, sowas erfährt man, wenn man „wie lange toter fötus unbemerkt“ in die suchmaschine eingibt. ich habe also schwangeren-regel nummer eins mutwillig ignoriert: NICHT GOOGLEN. NIEMALS NICHT. NEIN, AUCH JETZT NICHT. mein arzt sagte mir bei minime, 96% aller schwangerschaften verlaufen komplikationslos, auch ohne vorsorgeuntersuchungen. die anderen 4% allerdings (und das sagte nicht mein arzt, das sagt meine wochenlange recherche) sind alle in elternforen im internet und haben ihre erfahrungen detailliertst beschrieben…

so, auch auf die gefahr hin, dass der text zu lang wird, weiter geht’s mit unterschieden:

angst vor der geburt: bei minime habe ich mir eine beleghebamme gesucht. bzw. waren sie damals zu zweit. das war mir super-wichtig und ich bin immer noch überrascht, wenn mich schwangere fragen, ob man denn überhaupt eine hebamme für die vorsorge und bei der geburt braucht. KLAR BRAUCHT MAN DIE! also ich, ok, für mein sicherheitsgefühl. ich mein, ich geh da in ein krankenhaus wo ich keine sau kenne, ich weiß nicht, wie mein körper unter der geburt reagiert, da will ich gottverdammt jemanden an meiner seite haben, der ich vertraue! und auch die atmosphäre bei der vorsorge ist viel angenehmer. schon mal, dass da nicht dieser olle stuhl steht. wie gesagt, die hebamme an meiner seite gab mir ein wenig mehr sicherheit bei all dem unbekannten.

nichts desto trotz verlief die geburt ganz anders als erwartet. dafür geb ich aber der hebamme keine schuld. zur folge hat es aber schon, dass ich mir um die nächste geburt mehr gedanken mache. zum ersten: meine beleghebamme wird vermutlich im nächsten jahr keine beleggeburten mehr anbieten. berufshaftpflicht und schlechtem verdienst sei dank! (dazu kommt an anderer stelle noch ein rant!) ich muss mich also darauf verlassen, vor ort nettes, einfühlsames personal zu finden. angst vor den schmerzen habe ich keine. die eröffnungsphase bei minime war für mich (womit auch immer ich das verdient habe!) fast ein spaziergang. leider ging es dann nicht mehr so weiter wie erhofft und minime wurde per kaiserschnitt geholt. und auf keinen fall möchte ich noch einen kaiserschnitt!!! und ja, ich hoffe immer noch auf eine spontanentbindung im wasser. jetzt also rausfinden und recherchieren, in welchen krankenhäusern sowas überhaupt gemacht wird (und ja ich weiß, dass es vermutlich trotzdem anders verlaufen wird. aber die option hätt ich gern. und bitte keinen kaiserschnitt). über den mythos der selbstbestimmten geburt auch zu einem anderen zeitpunkt…

dann wäre da noch das thema elternzeit: bei minime haben der mann und ich uns selbige hälfte-hälfte geteilt. wir beide waren in anstellung beschäftigt, verdienten zwar unterschiedlich (ich weniger) aber das sollte nicht das ausschlaggebende argument sein. bei cashew sind die vorzeichen anders: ich bin bald arbeitslos und der mann ist selbstständig. was das für die dauer der elternzeit heißt, weiß ich noch nicht genau. ich werd erst mal ein jahr beantragen und dann mal sehen, wann und in welchem format eine stelle auftaucht.

und darüber, dass ich mich tatsächlich frage, ob ich cashew genauso lieben kann wie minime dürft ihr gerne lachen, aber gut, jetzt erst mal die schwangerschaft überstehen!

16 Kommentare

Eingeordnet unter familie

Die 5 häufigsten und nervigsten Fragen während der Schwangerschaft

Vorab: aus Höflichkeit braucht man keiner Schwangeren Fragen zu stellen. Ehrlich, die ersten Monate beschäftigt man sich ja noch selber mit allen möglichen Themen, da freut man sich über Unterhaltungen. Aber ab dem 7. Monat ist es einfach nur noch ermüdend, gar nicht dran zu denken wie es ist, wenn ein Zweites unterwegs ist.

Eine Schwangere wird genug gefragt. Wenn man es doch unhöflich findet, gar nichts zu fragen tut es ja eine offene Frage: „Gratuliere, und, wie geht es?“ – dann kann jede Schwangere nach Naturell entscheiden, ob sie von Müdigkeit und Kotzeritis erzählt und von Kugelyoga und co – oder ob ein „Danke, gut“ reicht.

Schwangere werden mit Fragen bombadiert, auch von Seiten, von denen man es nicht erwartet.

Also, hier meine Top 5 der häufigsten und nervigsten Fragen während Schwangerschaft und Geburt:

1. „Willst Du stillen/klappts mit dem Stillen/stillst du?“
Mein lieber Scholli, mit DIESEM Interesse habe ich nicht gerechnet. Weiter oben habe ich dazu ja schon was geschrieben. Aber auch danach hört die Neugier meiner Mitmenschen nicht auf. Neulich auf einer Hochzeit habe ich diese Frage 6MAL zu hören bekommen.

Ich hab aus diesem Thema nie eine Weltanschauung gemacht – wenn es funktioniert und ich mich wohl fühl – gut. Wenn nicht dann nicht. Basta. Ich hab schon mitbekommen, wie groß der soziale Druck ist, insbesondere wenn man die einschlägigen Foren liest oder die Hebammen fragt. Aber verstanden hab ich das nie. Meine halbe Generation wurde nicht gestillt und ist auch mit Flaschenmilch groß geworden. Und da hat sich ja in den letzten 30 Jahren auch was getan. Außerdem stelle ich da keinen Zusammenhang zwischen Stillkindern und Allergien, supermutterbindung und anderen angeblichen Vorteilen des Stillens fest. Schon klar, stillen ist das Beste für Mutter und Kind. Auch wenn weder mein Frauenarzt noch ein befreundeter Kinderarzt mir aussagekräftige Studien nennen können. Geschweige denn multivariate Studien. Also solche, die nicht nur den Zusammenhang zwischen Stillen und Allergien erfragen, sondern fragen, ob stillende Mütter ein anderes Gesundheitsverständnis haben oder ein entspannteres Verhältnis zum Thema Erziehung oder whatever. Und dass die WHO empfiehlt, so lange wie möglich zu stillen, liegt auch daran, dass ihre Empfehlungen sich an Mütter aus der dritten Welt richten, wo selbst die Mutter nicht mal den Magen voll hat, wo sollen dann Geld und sauberes Wasser für Babymilch herkommen?

In Ergänzung zum obrigen Post schreibe ich jetzt mal, wie ich es machen würde, wenn ich KÖNNTE, wie ich WOLLTE: Nachts und wenn ich mit ihm allein zu Hause bin, würde ich stillen denn das wäre am Bequemsten. Tagsüber gäb es die Flasche mit ‚Fertignahrung‘, denn wenn ich auch noch abpumpen würde, käm ich zu nix mehr. Ich gehöre auch nicht zu den Frauen, die glauben, dass man doch Brüste hat um zu stillen. Die letzten 15 Jahre waren es nämlich nicht kleine hungrige Babies, die mir auf Selbige geguckt haben. Und da mein Sohn wenn er Hunger hat nur SOFORT kennt, und ich nicht cool genug bin, um mich vor anderen Menschen blank zu machen ist auch hier Fläschchen für mich die bessere Variante.

Aber langsam fang ich auch an, den Hintergrund dieser Frage zu verstehen. Denn obwohl (oder gerade weil?) der soziale Druck so groß ist, sind viele Frauen verunsichert, bzw. denken sich auch, dass es vielleicht nicht nur schön ist zu stillen und wünschen sich mal Jemanden zu sehen, der ein gesundes und friedliches Kind hat, obwohl nicht gestillt wird.
Ach ich könnte zu diesem Thema inzwischen ein Buch schreiben, aber ich lass es…
2. „Und, wird es ein Junge oder Mädchen?/ Und, wisst ihr schon was es wird?“
Hä? Die ersten 100 Male, als ich diese Frage gehört hab, hab ichs nicht verstanden. Interessiert es die Leute wirklich? Macht es einen Unterschied? Sagt man dann „Gratuliere, ein Mädchen!“ oder „oh, Beileid“? Jut, ich hab dann verstanden, dass es wohl eine relativ unverfängliche Frage ist, die man einer Schwangeren stellen kann, und die Meisten wissen ja auch was es wird. Trotzdem denk ich mir – ist doch sch*egal was es wird.
3. „Und, heiratet ihr jetzt?“
WTF? Warum? Wegen der ersparten Steuern? Damit das Kind ‚richtige‘ Eltern hat? Damit es nicht als Bastard durch die Gegend laufen muss? Was ist mit den Leuten los???
Nee anders: spinnt ihr? Ich werd doch auf meiner Hochzeit nicht nüchtern sein. Wenn ich heirate, dann weil ich diesen Mann liebe, er mir endlich einen Antrag macht (ich darf nicht), weil ich dies mit all meinen Freund_innen feiern will. Und zwar ohne vor Müdigkeit um 23 Uhr ins Bett zu fallen…
4. Zieht ihr jetzt um? (wohnen 5. Stock Altbau)
Nö. Bis jetzt haben wir ja auch alle Treppen geschafft. Inklusive Ikeaeinkauf, Samstagslebensmitteleinkauf und Bierkisten. War zwar schon hart, mit 20 Extrakilos auf dem Bauch, dafür hab ich jetzt Oberschenkel wie eine Eisschnelläuferin
5. Wann isset denn soweit?
Glücklicherweise hat meine Kollegin mich schon vor dieser Frage gewarnt und empfohlen, einen Termin ca. zwei Wochen hinter dem errechneten zu nennen. Also behauptete ich vage immer etwas von „Ende März“. Meiner Freundin hätte man diesen Tipp auch geben sollen. Die war nämlich mit dem errechneten Termin ehrlicher, und auch mit der Tatsache, dass ihr Gynäkologe weissagte, dass der Kleine früher raus will. Dies hatte zur Folge, dass etwa 2 Wochen VOR dem errechneten Termin die Leute nachfragten, wie denn der aktuelle Stand ist. Der war dann, dass das Baby 5 Tage nach dem Termin rauskam…
So, auch nach diesem Post muss sich niemand schlecht fühlen. Jede Frage nur ein oder drei Mal beantworten zu müssen ist ganz nett. Aber bei 9 Monaten Schwangerschaft und – wer weiß wie vielen – Wochen, Monaten, Jahren mit anderen Müttern und Schwangeren isset irgendwann LANGWEILIG bis nervig.

Ein Kommentar

Eingeordnet unter familie

Stillen oder nicht stillen – ist das hier die Frage?

Und nein, ob ich stille oder nicht werde ich hier nicht beantworten. Auch wenn der Vergleich hinkt, die Frage gehört für mich in die gleiche Kategorie wie die, ob man Stuhlgang hatte. Auch das wird man als Mutter gerne gefragt (ok, nur von ÄrztInnen oder Hebammen).

Aber als junge Mutter ist man sowieso in erster Linie:

auf den Körper reduziert. Da gibbet keine Hemmungen. Man wird gefragt ob man eben Stuhlgang hatte, der Wochenfluss läuft, die Brüste weh tun usw. Da wundert mich schon die Neugier meiner – meist weiblichen Mitmenschen.

Auf diese Frage gibt es doch im Kern nur zwei Antworten: Ja und Nein. Mütter die stillen sieht man früher oder später auch dabei. Die einen kommen mit diesem Anblick besser zu recht, andere weniger.

Mütter, die nicht stillen, haben grob zwei Kategorien:

Sie können nicht, oder sie wollen nicht. Wenn sie nicht können, find ich, verbietet sich höflichkeitshalber jede weitere Frage nach dem warum. Wenn sie nicht wollen, haben sie bestimmt ihre Gründe. Aber selten welche, die andere zufrieden stellen.

Also, lasst den Müttern doch ein bisschen Intimssphäre.

Und sorry, es sollen sich die, die bisher gefragt haben, nicht auf den Schlips getreten fühlen, aber wenn der/ die Dritte fragt ist auch mal gut.

Edit: ein paar Blogeinträge zum Stillen sind im Laufe der Zeit dazu gekommen. Z.B. dieser oder dieser

Ein Kommentar

Eingeordnet unter familie