Den Titel hatte ich für diesen Termin schon eine ganze Weile geplant, dass mir der Spiegel jetzt ausgerechnet entgegen kommt und neues Futter liefert ist da sehr passend.
Der Artikel heißt „Sind Väter die besseren Mütter“ oder so (ich hab ihn nicht gelesen und werde es auch nicht tun). Ein Freund fragte mich gestern beim Klettern, ob er mir den Artikel aufbewahren soll und ich sagte sowas wie:
„Lass mich raten, was drin steht: Väter sind natürlich NICHT die besseren Mütter, aber die Mütter könnten sich schon was von denen abschneiden, von der Entspanntheit und unkonventionalistischen Herangehensweise, schließlich ist es egal ob die Kinder zueinander passende Socken haben oder beim Elternnachmittag der Kuchen 12farbig und selbstgebacken oder ausm Supermarkt gekauft ist. Und dann sagen die Väter noch so was wie: Nachdem ich mal ein Wochenende alleine mit dem Kind war, habe ich schon echt Respekt vor dem, was meine Frau so leistet. Also so ein engagierter Vater sein, das fordert einem schon viel ab und die Karriere liegt auch erst mal auf Eis“
Ob meine Vermutung richtig ist, konnte mir der Freund nicht sagen, er hatte den Artikel nämlich auch nicht gelesen. Aber ich bezweifle, das es inhaltlich weit darüber hinaus geht.
Alles gut und schön. Und ich hab nichts gegen Väter, eeecht nicht. Beweise?
jawoll, ich bin für die ‚erfindung‘ des vaterschutzes. mindestens drei wochen nach der geburt des kindes sollten auch für den vater drin sein – sofern er sich an der erziehung beteiligt. (vater kann auch mit ‚partnerin‘ ersetzt werden, sollten zwei frauen zusammen leben und das kind erziehen.) auch für diese person bleibt die welt ein paar tage stehen. und die mutter kann unterstützung gut gebrauchen. die familie muss erst mal zu einer solchen werden, eine neue infrastruktur geschaffen werden, die arbeitsteilung neu geregelt und gaaanz viel zeit miteinander verbracht werden. wie schnöde, wenn der vater kurz nach der geburt wieder arbeiten muss, als sei nichts gewesen. die ein, zwei tage sonderurlaub die manche firmen gewähren sind doch ein witz.
Ja genau, ich bin für Vaterschutz und Kündigungsschutz auch für Väter. Wenn sie sich denn gleichwertig an allen Aufgaben beteiligen.
Worüber ich mich dann wunder ist die Loyalität von Müttern für Väter, die einmal die Woche ihr Kind von der Kita holen. Oder mit den armen neuen Vätern um die Schwierigkeit ihrer neuen Rolle weinen! Mein armer Partner hat es nicht leicht, der Chef WILL nicht, dass er Elternzeit nimmt. Sonst droht die Kündigung, ratzfatz!
Mütter sind die beste Lobby von Vätern schrieb ich im März 2014.
wenn nun väter im arbeitsleben kundtun, dass sie ihren anteil an der elternschaft mehr als „erwartet“ übernehmen wollen, stößt das in der regel auf ablehnung. das ist kacke. aber auch nicht mehr, als die tatsache, dass es müttern schon quasi vorweg so geht. mir geht es nicht darum, vätern zu untersagen, dass sie sich beschweren (hätte ich überhaupt nicht die macht zu!), sondern ich wünsch mir, dass sie sich mit müttern zusammentun, vielleicht sogar mit ihren frauen und diese unterstützen? wenn so viele väter einspruch erheben würden, wenn mütter irgendwo diskriminiert werden, wie sich mütter bei mir über meine kritik an jammernden vätern beschwert hätten – dann nehm ich an, seh die welt bald besser aus!
War und ist meine Meinung. Darum werde ich heute und hier auch nicht die Artikel der handvoll Väter verlinken, die es grad mal schaffen sich selber und ihre Privilegien so oberflächlich zu hinterfragen, denn, wie Antiprodukt es so schön formulierte:
Um dann abzuschließen mit: Einfach weiter machen mit dem Kümmern!
Jajaja, Taten statt Worte und so! Ich, also Eure verbitterte Oberfeministin applaudiert nicht, bevor diese Väter nicht mit Müttern in einer Reihe stehen (oder besser noch davor, schließlich müssen sie einiges nachholen!) und Betriebskitas fordern, ihren Arbeitgebern, die sie von der Elternzeit abhalten wollen den Mittelfinger zeigen und Hohelieder auf ihre Partnerinnen singen und 50% der Alleinerzieher ausmachen. Und wenn jetzt kommt: Den Job und die Karriere aufs Spiel setzen, wovon sollen wir dann leben??? – Also mein Eindruck ist echt nicht, dass die Neuen Väter, die so gerne zitiert werden und deren Partnerinnen am Hungertuch nagen. Meistens sind beide sehr gut ausgebildet und beruflich oft etabliert, das Schlimmste was da passieren kann ist einen Job unter dem bisherigen Niveau anzunehmen. Wer nämlich keine Kohle hat geht arbeiten, weil sie oder er es muss. Neue Väter – ein Klassenproblem! So what…
Ich applaudiere den Neuen Vätern vielleicht dann, wenn Situationen wie Folgende realistisch klingen:
„Es ist wirklich so toll, dass deine Frau euren Kleinen am Mittwoch Nachmittag abholt!“ sagt Peter begeistert zu seinem Freund Steve. Seiner Tanja ist das leider nicht möglich.
Sie ist Teamleiterin in einem großen Konzern. Auch wenn man da eigentlich auf Familienfreundlichkeit setzt, ab Teamleiterebene ist es einfach nicht mehr möglich schon am frühen Nachmittag nach Hause zu gehen. Tanja hat schließlich eine Vorbildfunktion, da sieht es einfach nicht gut aus, wenn sie schon um 16 Uhr verschwindet. Sie würde das wirklich gerne machen. Das ein oder andere Gespräch hatte sie mit ihrem Chef schon. Am Ende war aber klar: Es geht nicht.
Glücklicherweise waren sie so flexibel dass Peter zuhause bleibt. „Man hat die Kinder schließlich nicht um arbeiten zu gehen!“, sagt Peter. Trotzdem ist es natürlich toll, wenn auch die Mutter sich an der Kindererziehung beteiligt. Es ist ja außerdem nicht so, dass Tanja nichts tut. Wann immer es geht, kümmert sie sich um die Kinder. Abends, wenn sie um 20 Uhr müde und erschöpft von der Arbeit kommt, liest sie vor.
(Zum Weiterlesen rüber zum Nuf springen: Sind die neuen Mütter die besseren Väter)
Statt dessen ist – in linken aber auch anderen Kreisen – von den „Neuen Vätern“ eher so was zu hören:
Es ist doch nicht meine Schuld, wenn die Politdates immer abends sind und einer (sic!) von uns Beiden muss hingehen.
Du wolltest doch unbedingt stillen, ich kann das schlecht für dich tun. Ich hab’dir gesagt wie biologistisch ich das finde und wie unfrei dich das machen wird.
Was kann ich denn dafür, dass immer alle dich fragen, wo das Kind ist, wenn du ausgehst und mich aber mit Keksen bewerfen, sobald ich mit dem Kind zuhause bleibe. Warum sollte ich die Kekse nicht annehmen oder mal deren Backweise in Frage stellen…Kekse für alle und zwar umsonst ! Ok…du bekommst keine Kekse…aber seien wir ehrlich…du bist eben DIE MUTTER™ und wenn wir mal ganz ganz ganz tief in uns hineinhören bist du doch näher dran am Kind. Auf ganz NATÜRLICHE™ Art und Weise. Du SPÜRST eben genau, was das Kind braucht.
Ich hatte zwar keine Zeit dir bei der Suche nach einem Kindergarten zu helfen, aber das hält mich trotzdem nicht davon ab, alles shice zu finden in diesem reaktionären Rattenloch das du am Ende für unser Kind ausgesucht hast.
Kinder sind die wahren Anarchisten, aber wehe das Kind hört keinen Punk später oder wählt und dann auch noch die Grünen…das ist dann deine Schuld, seit das Kind da ist, sieht dich eines ja kaum noch auf Demos.
Was wirst du denn schon wieder so wütend…ich hab’doch nur ein Foto bei FB gepostet und mich feiern lassen für “Cutecooler Punkpapa mit Kind” während du zufällig eben dieses Kind zuhause gesund pflegst. Das hat doch nichts miteinander zu tun, ej.
(Eingebettet in einen wie immer wundervollen Artikel von alsmenschverkleidet)
Nein, Väter sind gar nicht per se meine Feinde. Warum auch? Sie sind Eltern wie ich. Na ja, sie könnten es sein. Wenn sie statt Artikel zu schreiben mal ein paar Windeln wechseln (oder waschen) würden.
Gute Nacht, Eure verbitterte männerhassende Oberemanze aus NichtalleVäter!hausen.
Zum Noch-Weiterlesen:
Antje Schrupp: Väter und ihre Option auf Elternarbeit