auch wenn der mann hier selten erwähnt wird und mich darum schon werbeanfragen erreichten, die mich als alleinerziehende gewinnen wollten – er ist da (achtung, es könnte sein, dass ein lobpudeliger abschnitt auf den mann an meiner seite folgt, bevor ich zum ‚eigentlichen‘ thema komme. wen sowas nervt, einfach den folgenden absatz überspringen ;-))
ich musste mit ihm nie über die dauer unserer elternzeit diskutieren. er WOLLTE bei minime die hälfte. bei nummer zwei beantrage ich ein jahr, da ich grade arbeitslos bin. ich werde aber ab dem sechsten monat nach nummer zweis geburt wieder stellen suchen, und sollte ich vor ablauf der elternzeit und bevor wir eine andere betreuungsoption gefunden haben, eine stelle finden wird der mann die betreuung übernehmen. wir streiten manchmal über bestimmte haushaltsgeschichten. aber nicht weil ER zu wenig macht, sondern weil wir unterschiedliche ’spleens‘, vorlieben und abneigungen haben und eine_r_m natürlich am anderen immer die sachen auffallen, die man selbst gern anders hätte. ergo: ich habe gern den küchentisch aufgeräumt und leer und hasse es, wenn dort zeitschriften oder die einkäufe rumliegen. dafür hat er gern den bereich neben der spüle (da wo wir brote schmieren, teig rühren, tee kochen) aufgeräumt und gewischt. naja, man hat halt unterschiedliche vorlieben. aber um es kurz zu machen: ich würde NIE auf die idee kommen, zu sagen, „er hilft mir im haushalt“. als wir bei minime noch eine betreuungslücke an einem nachmittag die woche hatten, hat er bei seinem arbeitgeber den antrag auf reduzierung seiner wochenarbeitszeit gestellt (wir haben die lücke dann anders geschlossen, aber ich find, es geht ums prinzip). ohne das wir drüber geredet, bzw. ich ihn darum gebeten habe. als ich im letzten halben jahr mit erst 30, dann 40 stunden gearbeitet habe, musste er gelegentlich einen job absagen. als mir mal ein „danke dafür“ entfuhr, schüttelte er nur mit dem kopf. sei doch logisch. als minime da war und der mann das erste mal wieder ins büro musste, war ich neidisch. für mich schien sein büro das paradies: eine autofahrt ohne kinderweinen. mit kolleg_innen kaffee trinken und ein gespräch führen! und dann schlief er nachts auch noch durch. und wenn er das nicht tat, beschwerte er sich am nächsten morgen über müdigkeit! ER! dabei bin ICH doch aufgestanden, habe die flasche gemacht, gefüttert, windel gewechselt, das baby in den schlaf geschunkelt. am wochenende stritten wir dann darüber, wer als erstes ausschlafen durfte. als wir dann nach 6 monaten die rollen tauschten wurde mir aber auch klar: ok, nachts im tiefschlaf unterbrochen zu werden ist auch nicht toll, wenn man liegen bleiben kann (auch wenn es ’nur‘ drei wochen dauerte, bis ICH die erste nacht durchschlief, morgens den mann anstrahlte und sagte: na, das war doch ne gute nacht, oder? und er mir fast an die gurgel ging…). dass im büro tatsächlich arbeit wartet, die eine_n fordert, kopfarbeit, für die man besser ausgeschlafen ist. zu hause will man dann ruhe haben, aber da warten dann ein baby und der haushalt. überraschung…ergo: es war gut und für unsere beziehung auf augenhöhe nicht unerheblich, dass wir beide beide seiten verstanden.
und das schreib ich euch nicht, um zu sagen „hey, seht her was für nen tollen typen ich erwischt habe“, sondern um deutlich zu machen, warum ich folgendes so absurd finde, warum mich diese themen so wütend machen und warum ich es total unverständlich finde, wenn ich für meine dementsprechenden tweets oder facebook-kommentare ausgerechnet von anderen müttern kritisiert werde:
neue väter. über neue väter wird seit einiger zeit in regelmäßigen abständen geschrieben, auch wenn mir immer noch nicht klar ist, was das sein soll. klar, auch männliche rollenbilder sind inzwischen vielfältiger als vor ein paar jahren. das mag also neu sein. in den letzten wochen bzw. monaten erschienen dann obskure schlagzeilen und auch von engagierten vätern geschriebene feuilletonbeiträge, die ich hier noch mal kurz auseinander nehmen möchte:
sigmar gabriel…: der möchte einmal die woche seine tochter vom kindergarten abholen. das hätte ich als nachricht noch gut verkraftet. dass das aber einerseits von ihm so dargestellt wird, dass er ja seiner frau damit unter die arme greift, die selber berufstätig ist (mit wie viel stunden und in welchem job hab ich nicht rausgefunden) und es andererseits von den medien, aber vor allem auch: von anderen müttern als „vorbild“ abgefeiert wird, darüber komm ich nicht hinweg. zum einen: für welche und wie viele väter taugt jemand wie gabriel als „vorbild“ – wie viele jobs kann man mit seinem vergleichen? mir ist schon klar, dass jemand der an der regierung eines landes beteiligt ist, das idealerweise mit vollem einsatz tut und gewisse ereignisse, auf die er reagieren muss, sich nicht an seinen zeitplan halten. aber ist er vorbild für den finanzbeamten im mittleren management? den handwerksmeister mit eigenem betrieb? den freiberuflichen webdesigner? den fließbandarbeiter im schichtdienst? und als ich diese kritik via twitter rausließ wurde ich angefahren (wie gesagt, von anderen müttern), dass man mit dieser kritik ja schon jeden funken im keim ersticken würde, und überhaupt irgendwo müssten die väter doch anfangen. ich war verdutzt. was haben solche mütter für partner an ihrer seite? männer, die bei der kinderbetreuung helfen? (mir ist schon klar, dass 1. unsere aufteilung von elternschaft eine ausnahme ist und es in vielen elternschaften ‚traditioneller‘ zugeht, das ist auch nicht immer falsch oder anders machbar. aber so ein kleines „zugeständnis“ abzufeiern ist mir trotzdem zuwider). das waren übrigens oft die gleichen mütter, die häme über kristina schröder schütteten, weil diese erkannte, dass zwei vollzeitaufgaben in der politik (ministerin und abgeordnete) sich mit der familie nicht vereinbaren lassen und darum eine aufgabe sein ließ. für sowas hab ich total verständnis, das klingt total logisch. ich würde wenn überhaupt darüber streiten, wie der anteil ihres partners aussieht, aber da sie weiterhin einen posten hat, der vermutlich über eine 40stundenwoche hinausgeht, wäre das treten auf leute, die schon am boden liegen…
vereinbarkeit von familie und beruf ist eine lüge: ach was? dieser artikel erreichte mich in den letzten urlaubstagen via iphone und darum überlas ich erst, dass er aus vätersicht geschrieben war. ich wunderte mich darum, dass die ZEIT sich diesen „banalen“ themas überhaupt noch annahm, wo doch nichts neues drin stand! bis ich verstand: das neue war eben genau diese vätersicht. ich gähnte müde und dachte nur: na, willkommen im club! und das mein ich völlig sarkasmusfrei. engagierte elternschaft und wirtschaftliche logik passen nicht zusammen. nicht mutterschaft ist das kernproblem. was mich auf dem arbeitsmarkt zum beispiel von meinem partner unterscheidet ist nicht die gelebte elternrolle (die wir beide für gleichwertig halten), sondern die, die von uns erwartet wird: während ich mich in vorstellungsgesprächen darauf einstellen muss, mich nach kinderbetreuung fragen lassen zu müssen, danach, ob ich bereit bin, auch dienstreisen zu übernehmen und aufgrund der tatsache, ein (bald zwei) kind(er) zu haben quasi vorweg bezweifelt wird, meinen job ernsthaft erfüllen zu können, zweifelt keiner der auftraggeber meines partners daran, dass er den job, der eine woche abwesenheit im ausland erfordert, annimmt.
wenn nun väter im arbeitsleben kundtun, dass sie ihren anteil an der elternschaft mehr als „erwartet“ übernehmen wollen, stößt das in der regel auf ablehnung. das ist kacke. aber auch nicht mehr, als die tatsache, dass es müttern schon quasi vorweg so geht. mir geht es nicht darum, vätern zu untersagen, dass sie sich beschweren (hätte ich überhaupt nicht die macht zu!), sondern ich wünsch mir, dass sie sich mit müttern zusammentun, vielleicht sogar mit ihren frauen und diese unterstützen? wenn so viele väter einspruch erheben würden, wenn mütter irgendwo diskriminiert werden, wie sich mütter bei mir über meine kritik an jammernden vätern beschwert hätten – dann nehm ich an, seh die welt bald besser aus!
väter, die nicht dürfen: in der nido erschien ein artikel über „maternal gatekeeping“. kurz gesagt meint das: mütter lassen den vätern keine chance, sich an der kinderbetreuung oder am haushalt zu beteiligen. weil sie selber alles besser machen und wissen und den mann mit einem flockigen „lass mich mal machen“ auf seinen untergeordneten rang in der haushaltshierarchie wiesen. … … … bei solchen artikeln fall ich vor lachen immer fast vom stuhl. ich stelle mir dann nämlich folgendes vor: eine frau und ein mann bewerben sich um einen aufsichtsratsposten. der mann erklärt, warum er der bessere kandidat ist. irgendwann fällt die frau dann ein und sagt: „ach komm, lass mich mal machen“. und der mann duckt seinen kopf zwischen die schultern und verlässt wortlos den schauplatz. klingt unwahrscheinlich? well, wieso das zu hause dann funktionieren soll, versteh ich nicht. zugegeben, bei uns gabs das auch, als minime ein baby war und ich mehr zeit mit ihm verbrachte. wenn er weinte und der mann nachts aufstand um ihn zu beruhigen war ich auch schon mal hinterher und sagte: „ach komm, gib ihn mir…“ der mann schaute mich daraufhin mit gerunzelter stirn an, sagte: „hälst du mich für blöd? geh und leg dich wieder hin, lass mich mal machen“. und ich? hab ich ihn etwa brüsteschwengend vom wickeltisch gejagt? ihm minime aus der hand gerissen und weggejagt? (*kchkch, ich lache immer noch) ich löse auf: nein! ich war sehr dankbar und bin wieder zurück ins bett. also liebe väter, sprecht mir nach: „LASS MICH MAL MACHEN“ und übt das dreimal täglich vorm spiegel. alles andere was es zu diesem blöden artikel noch zu sagen gibt hat das nuf aufgeschrieben.
das waren nur ein paar beispiele was es aus meiner sicht so über väter zu schreiben gibt. darin habe ich noch nicht mal aufgenommen, dass vaterschaft immerhin eine option ist. oder das man als vater eben auch mal über privilegien nachdenken könnte.
und zum weiterlesen:
alsmenschverkleidet über linke szenemackerpapis
jochen könig bei den fuckermothers über die 50/50-teilung von (heteropaar)elternschaft